Arnsberg. Hüstener Otto Strauß geht bei Integrationsfragen auf Konfrontationskurs zum Rest der Arnsberger Parteienlandschaft.

Er will im künftigen Stadtrat „Zusammenarbeit ohne Ideologie“. Ansonsten, so sagt Otto Strauß, werde er ein „unangenehmer Partner“ sein Der Spitzenkandidat der Alternative für Deutschland für die Kommunalwahl am 13. September macht Kooperation im Stadtparlament seinen Mitbewerbern der anderen Parteien aber nicht leicht. Mit seinen Meinungen hält er nicht zurück, die sogenannte „Political Correctness“ schert ihn nicht, bei stramm rechts-konservativen Ansichten vermeidet er jedoch Grenzüberschreitungen.

In den 90er-Jahren ein Kandidat der „Republikaner“

Unsere Zeitung stellt alle Spitzenkandidaten der acht zur Arnsberger Kommunalwahl antretenden Parteien nach und nach vor.

Otto Strauß (66) ist gebürtiger Garbecker und lebt seit über 40 Jahren in Arnsberg.

Bis 2019 war der Hüstener stellvertretender Kreisvorsitzender der AfD im HSK.

In den 90er-Jahren war er stellvertretender Landesvorsitzender der rechtsnationalen Partei „Die Republikaner“ und Listenkandidat für die Bundestagswahl.

Der Dachdeckermeister im Ruhestand ist verheiratet, hat vier Kinder und zwei Enkelkinder. Heute ist er auch Fluglehrer. Die Fliegerei bezeichnet er als sein Hobby.

„Corona aufgebauscht!“

Treffpunkt ist das R-Café in Neheim. Das in Coronazeiten obligatorische Ausfüllen des Bewirtungsbogens zum Nachhalten von Infektionsketten gefällt ihm nicht – er hält das Thema für übertrieben aufgebauscht. Bei Corona ist er aber schon im Thema: „Die Stadt darf jetzt nicht über Zukunftsspinnereien nachdenken, sondern muss schauen, wie sie Geld sparen kann, bis die Problematik vom Tisch ist“, sagt er. Und schon ist er beim Rathaus-Neubau, bei dem er Folgekosten fürchtet, die Heranziehung von externen Experten beklagt („Gibt es kein eigenes Fachpersonal?“) und die Suche nach Wegen einfordert, heimische Handwerker im Vergabeverfahren zu berücksichtigen.

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Schon für Republikaner kandidiert

Darüber lässt sich streiten – auch mit den anderen Parteien. Die Haltung von Otto Strauß, der in den 90er-Jahren bereits schon einmal als Bundestagskandidat für die rechtsnationalen Republikaner angetreten war, zu Integrationsfragen geht aber voll auf Konfrontation zum bisherigen Konsens. Was fordert er da von der Verwaltung? „Nichts“, sagt Otto Strauß, „Inte­gration ist allein die Bringschuld der Zuwanderer!“, sagt er. Die Kinder sollten zwar in der Schule gefördert werden, wenn Fluchtgründe nicht mehr bestehen, ist Otto Strauß aber für die Rückführung.

Das Wahlprogramm der AfD spricht von Parallelstrukturen, warnt vor deutsch-arabischen Grundschulen und rechtsfreien Räumen. Aber gibt es die in Arnsberg? Otto Strauß weicht aus.

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Keine Distanzierung

„Soweit darf es aber auch hier nicht kommen“, sagt er. Er spricht von gegenseitiger kultureller Akzeptanz, meint aber vor allem, dass Zuwanderer sich an „deutsche Kultur“ anzupassen haben. Zuwanderung sei „nur in geringem Maße eine Bereicherung“. Da mag es politische Gegner nicht beruhigen, wenn er sagt, dass für ihn „bei Diskriminierung aufgrund der Rasse und Aufrufen zur Gewalt Feierabend ist“. Zumal sich Otto Strauß im Gespräch mit unserer Zeitung nicht von den höchst umstrittenen Rechtsaußen der AfD, Björn Höcke und Andreas Kalbitz, distanziert. „Da werde ich nichts zu sagen, weil ich die Personen nicht kenne“, sagt Otto Strauß. Zurück zur Kommunalpolitik und der Alternative für Arnsberg. Die nennt Otto Strauß nicht direkt. Die ergebe sich aus dem Tagesgeschäft, sagt er, „ich muss erst die Fakten kennen.“ Und doch nennt der 66-jährige Hüstener die Dinge, die er ablehnt. Radverkehr und der ÖPNV gegenüber dem Individualverkehr dürften nicht überbewertet werden. Bürgerentlastung sei wichtig – anders als bei den Grünen in Arnsberg, „die da ganz schlimm sind“. Hundesteuer und Grundsteuer B müssten auf den Prüfstand. Das widerspreche aber nicht seinem Bekenntnis zur Solidargemeinschaft. Windenergieanlagen hält Otto Strauß ökologisch nicht für sinnvoll, Schulen und Lehrschwimmbecken müssten saniert und erhalten bleiben, Blumentöpfe auf dem Arnsberger Steinweg seien ein „Schildbürgerstreich“ und „Gender-Wahnsinn“ und Frauenquote brauche es auch nicht. „Eine Frau, die gut ist, macht ihren Weg“, sagt der AfD-Mann.

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Stammtischgerede oder Vernunft? „Ich will nicht klassifiziert werden“, sagt Otto Strauß. Er fordert die Auseinandersetzung mit seinen Themen. Die politische Konkurrenz wird genau hinhören.