Arnsberg. Der Neheimer ist vom Einzug in den Stadtrat überzeugt. Dort will man CDU/Grünen den Spiegel vorhalten und Bürgermeister Bittner unterstützen.

Die Sektkellerei Henkell ist weltberühmt. Der Neheimer Torsten Henkel – nicht verwandt, nicht verschwägert und auch mit nur einem L im Namen – dagegen ist noch nicht so in aller Munde.

Doch das soll sich zügig ändern. Zumindest im Stadtgebiet. Denn Torsten Henkel ist Spitzenkandidat der Satirepartei „Die Partei“, die erstmals in Arnsberg bei einer Kommunalwahl den Hut in den Ring wirft.

In einer verkrusteten politischen Landschaft etwas bewegen

Derzeit aber ist der 46-Jährige nicht nur in Sachen Wahlkampf schwer im Stress. Sondern vor allem beruflich. Denn sein Chef fällt länger aus und Henkel muss als stellvertretender Marktleiter gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen dafür sorgen, dass der Combi-Markt auf Bergheim brummt.

Aber wer ist denn nun Torsten Henkel? Ein Mensch wie jeder andere auch. Mit Humor, wo es passt. Mit Ernsthaftigkeit, wo es erforderlich ist. Und mit einer spitzen Zunge. Eben so, wie es sich für ein Mitglied einer Satirepartei, die in einer oft verkrusteten politischen Landschaft etwas bewegen will, gehört.

„Eine Satire-Partei, die die Finger in die Wunden legen will, das hat schon was“

Die erste bewusste Erinnerung an politische Vorgänge rührt bei Henkel noch aus der Kindheit. „Da habe ich das Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt erlebt.“ Und nie vergessen.

Seitdem ist er an der Politik interessiert, verfolgt das Geschehen. Ohne jedoch zunächst selbst aktiv zu werden. „Die Gelegenheit zum Einstieg hat sich für mich einfach nie ergeben, da ich keine direkte Anbindung an aktive Politikerinnen oder Politiker hatte.“

Was sich dann 2017 ändern sollte: Bei einer Geburtstagsparty, blickt Torsten Henkel auf den Beginn seiner noch jungen Politiker-Laufbahn zurück, kam das Gespräch auf die noch neue „Die Partei“. Und sein Interesse war geweckt: „Denn eine Satire-Partei, die die Finger in die Wunden legen will und mit intelligenten Kommentaren die Politik persifliert, das hat schon was.“ Der Funke war gelegt.

Ortsverband Arnsberg wird am 4. Juli 2019 in der „Kupferkanne“ gegründet

Als der 46-jährige Junggeselle dann nach der für „Die Partei“ durchaus erfolgreichen Europawahl im Mai 2019 im Freundeskreis überlegt, doch auch in der Stadt Arnsberg einen Ortsverband zu gründen, geht alles - nach Rücksprache mit dem Landesverband - ganz schnell: Schon am 4. Juli 2019 steigt die Gründungsversammlung in der „Kupferkanne“ in der Bahnhofstraße, in der Torsten Henkel zum Vorsitzenden gewählt wird.

So teilt sich Henkel nun seine Zeit zwischen Beruf und politischer Arbeit auf. Für Hobbys, sagt der Ratskandidat, bleibe da wenig Zeit. „In Sachen Hobbys bin ich ohnehin eher dezent unterwegs. Allerdings verfolge ich sehr interessiert das Geschehen im Fußball und besuche hin und wieder auch mal einen Escape-Room.“

„Wir verspüren großes Interesse“: Fest vom Sprung in den Stadtrat überzeugt

Waren bei der Gründungsversammlung des Ortsvereins „Die Partei“ gerade einmal zehn Personen vertreten, so sind es inzwischen fünfzig Mitglieder. „So konnten wir letztlich, obwohl es nicht ganz einfach war, alle Wahlbezirke in Arnsberg besetzen,“ freut sich der Ortsvereinsvorsitzende und örtliche Spitzenkandidat.

Und nun tritt „Die Partei“ an, den Stadtrat aufzumischen. Denn Torsten Henkel ist fest überzeugt, dass der Sprung in den Rat geschafft wird. „Weil wir vor Ort ein großes Interesse der Bürgerinnen und Bürger an dem, was wir tun, verspüren und weil wir bereits bei der letzten EU-Wahl im Stadtgebiet bei über 2 Prozent der Stimmen lagen.“ Besonders bei den 16- bis 35-Jährigen wurde da gepunktet.

Eine Zusammenarbeit mit AfD und FDP kommt für „Die Partei“ nicht in Frage

Überhaupt habe man in den vergangenen Monaten vor Ort eine Sehnsucht nach einer politischen Alternative in der Kommunalwahl verspürt. „Schließlich darf die AfD nicht die einzige Alternative sein.“ Weil sie für den 46-Jährigen keine Alternative und damit keine Option für eine Zusammenarbeit ist, vielmehr ein absolutes „No Go“. „Aber auch die FDP nicht, denn wir unterstützen keine Spaßpartei.“

Die Zusammenarbeit im Stadtrat mit anderen Parteien erfolge - wenn man letztlich nach erfolgreicher Wahl dort einziehe - punktuell. Nämlich da, wo es für die Bürgerin, den Bürger wichtig sei. Wo dies nicht der Fall sei, werde man nachhaltig auf Missstände aufmerksam machen.

„Und wir werden in der Ratsarbeit auch der CDU und den Grünen kräftig den Spiegel vorhalten und Entscheidungen, die gegen den erkennbaren Willen der Bürger sind, blockieren.“ Überhaupt, zeigt Torsten Henkel auf, wolle man ganz nah am Bürger sein. Nur so ergebe Kommunalpolitik einen Sinn.

Torsten Henkel: „Mit Bittners Wahl haben sich die Bürger selbst ein Geschenk gemacht“

Über uneingeschränkte Unterstützung dagegen darf sich Bürgermeister Ralf-Paul Bittner freuen. „Mit dessen Wahl nämlich haben sich die Bürgerinnen und Bürger der Stadt selbst ein Geschenk gemacht.“ Bittner sei engagiert, emphatisch und er selbst, so Torsten Henkel, habe bislang in der Öffentlichkeit noch nie Kritik an Bittner vernommen.

„Deshalb werden wir ihn in seiner Arbeit, wie in der Vergangenheit im Rat leider immer wieder zu beobachten war, nicht aus purem politischen Kalkül heraus behindern. Im Gegenteil.“

„Wer Bittner unterstützen will, muss jetzt nicht mehr unbedingt SPD wählen“

So habe, sagt Henkel, die Beteiligung seiner Partei „Die Partei“ an der Kommunalwahl neben dem Angebot einer politischen Alternative noch etwas anderes Gutes: „Wer Bittner als Bürgermeister unterstützen will, muss jetzt nicht mehr unbedingt die SPD wählen.“

Vielleicht, sagt Henkel, sollte man aber einmal überlegen, bei einer Wahl neben Ja-Stimmen auch Nein-Stimmen zuzulassen. „Das könnte die Politikverdrossenheit mindern. Und die AfD wäre dann schnell komplett erledigt.“