Arnsberg. Von einem Bodenscan und einem Sondierungsschnitt erhofft man sich wichtige Erkenntnisse für die Sanierung des Mauerwerks und zur Baugeschichte.

Der Schlossberg ist der Arnsberger liebstes Kind. Doch das Mauerwerk der Ruine hat in den vergangenen Monaten - wie mehrfach berichtet - erheblichen Schaden genommen.

Nun gilt es, die exakte Ursache festzustellen und darauf resultierend ein Sanierungskonzept zu entwickeln. Zugleich erfolgen in diesem Zug bodenarchäologische Untersuchungen. Und ganz zum Schluss steht die Frage nach der Gesamtgestaltung. Dabei ist schon jetzt gewiss: Der Schlossberg wird ein neues Gesicht bekommen.

Die Suche nach der Ursache für die Schäden im Mauerwerk hat zunächst Priorität

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Spannend wird die ganze Sache auf jeden Fall werden. Da sind sich Jürgen Kilpert, Fachdienstleiter Gebäudemanagement der Stadtverwaltung, und Denkmalschützer Ralf Herbrich einig.

„Doch zunächst einmal hat für uns die S,“ sagt Kilpert. Denn interessanterweise seien die bisher teils weit entfernt voneinander aufgetretenen Schadensbilder nahezu identisch. Das wichtigste Ziel hier: den Verfall stoppen.

Ein „Hauptverdächtiger“ für die Schäden im Mauerwerk ist der Faulschiefer

Ein „Hauptverdächtiger“ für die Risse im Gemäuer und das Herausbrechen teils relativ großer Mauerflächen ist der mit Faulschiefer durchzogene Kalkstein-Untergrund, auf dem das einst mächtige, weithin die Szenerie beherrschende Schloss errichtet wurde. Faulschiefer kann Wasser speichern und so Instabilität verursachen. Genaues aber sollen die Bodenuntersuchungen liefern. Mit unter anderen Probebohrungen.

„Auf jeden Fall wird der Schlossberg ein neues Gesicht bekommen“

So wie diese Tafel über die Schloss-Geschichte, so will die Stadt auch über den Verlauf der anstehenden Arbeiten informieren
So wie diese Tafel über die Schloss-Geschichte, so will die Stadt auch über den Verlauf der anstehenden Arbeiten informieren © Wolfgang Becker

Aber schon zu diesem Zeitpunkt sei klar, so Kilpert, dass einige der das Schlossberg-Plateau prägenden Bäume definitiv zu nah am Mauerwerk stehen würden und daher entfernt werden müssten.

„Weil deren Wurzelwerk ebenfalls für Schäden sorgt beziehungsweise weitere Schäden verursachen kann.“

Wie viele Bäume oder ob sogar alle zu fällen seien, dass müssten dann Untersuchungen und Gutachten zeigen. „Auf jeden Fall wird der Schlossberg ein neues Gesicht bekommen.“

Heimatbund-Anregung aufgegriffen

Im diesem Zug, hat die Stadt eine Anregung des Heimatbundes aufgegriffen, sollen zugleich bodenarchäologische Untersuchungen vorgenommen werden.

Dafür, freut sich Herbrich, habe sich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) angeboten, der über ein neu angeschafftes geo-magnetisches Radar verfüge, das eine Bestandsaufnahme des Untergrunds per 3D-Scan erlaube.

Der Bodenscan soll wichtige Aufschlüsse zu Schlosskapelle und Burgfried bringen

„Von diesem Bodenscan erhoffen wir uns Aufschlüsse darüber,“ erklärt Herbrich, „wo sich die Kapelle und der Burgfried der Schlossanlage befunden haben und wie sich der Zustand der Überreste darstellt.“

LWL-Archäologe Wolfram Essling-Winzer, dem mit seinem Team die Ausgrabungserfolge im Kloster Wedinghausen zu verdanken sind, habe sich bereits mit Verwaltungsvertretern und Denkmalpfleger Ralf Herbrich vor Ort getroffen, um sich ein Bild zu machen.

Der Nordteil des Plateaus ist der spannendste Teil des Areals

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Dazu werde aber auch ein sogenannter Sonderungsschnitt angesetzt, und zwar dort, wo man Hoffnung auf möglichst viele interessante Funde hege - im Nordteil des Plateaus, von dem aus Jungfer Gertrud mit stoischer Ruhe auf ihr Arnsberg schaut. „Das ist der spannendste Teil des Areals,“ ist Herbrich überzeugt.

Der baggerschaufelbreite Schnitt erfolge in West-Ost-Richtung. Zunächst mit vorsichtigem Maschineneinsatz, dann werde man sich in Handarbeit von Schicht zu Schicht vortasten. „Zudem wird der Erdaushub gesiebt,“ so Jürgen Kilpert, „damit auch kein möglicher Fund verloren gehen kann.“

Jürgen Kilpert: „Die Frage nach der Gesamtgestaltung steht dabei am Schluss“

Dieser umfassende erste Arbeitsabschnitt - die geologische und archäologische Bodenuntersuchung zur Ermittlung des baulichen und archäologischen Sanierungsbedarfs - ist nicht nur der größte im Rahmen auch einer Schlossberg-Neuausrichtung, sondern auch zwingend erforderlich, „bevor überhaupt ein Handschlag an den Sanierungsarbeiten beginnt. Alles andere wäre sonst Flickwerk mit zweifelhaftem Erfolg,“ stellt Kilpert klar.

Denn erst nach Auswertung der Untersuchungen und der Gutachten könne, sind sich Kilpert und Herbrich einig, ein fundiertes Konzept für den Schlossberg entwickelt werden. Jürgen Kilpert: „Die Frage nach der Gesamtgestaltung steht dabei am Schluss.“

Ralf Herbrich erhofft sich Erkenntnisse zur Baugeschichte des Arnsberger Schlosses

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Die Arbeiten, vor allem die archäologischen, sollen in enger Kooperation mit dem Landschaftsverband vorangetrieben werden. Weil die dort vorhandene Fachkompetenz dafür unverzichtbar sei und auch die Akquirierung von Fördermitteln enge Abstimmung mit dem LWL verlange.

Ralf Herbrich jedenfalls sieht vor dem Hintergrund der anstehenden Untersuchungen nun die große Chance, etwas zu finden, was wichtige Erkenntnisse auch zur Baugeschichte des Schlosses bringt.

Und möglicherweise auch zu der Frage, warum die Standortwahl für den Bau des Schlosses auf genau diesen und nicht auf den gegenüberliegenden, strategisch ungleich besseren Burgberg fiel.

Spannend wird auch die Frage nach dem Umgang mit archäologischen Funden

Spannend verspricht aber auch die Frage zu werden, wie man - im erhofften Fall der Fälle - mit bodenarchäologischen Funden umzugehen gedenkt:

Folgt man der alten Archäologenmaxime, was in der Erde ist, soll auch in der Erde bleiben? Oder wird man die Funde zeigen? Vielleicht mit einer offenen Halle wie anderenorts praktiziert? Und wie soll man die Funde in diesem Fall schützen?

Die Öffentlichkeit soll ständig über den Fortgang der Arbeit informiert werden

Aber was jetzt schon feststeht: Weil das Schloss einst Regierungssitz für ein riesiges Gebiet war und als Wiege der Stadt Arnsberg gilt, „ist der Berg für die Arnsberger der Ort überhaupt“, weiß Jürgen Kilpert. „Deshalb werden wir mit allergrößter Sorgfalt und Sensibilität vorgehen.“

Und die Öffentlichkeit mit ins Boot nehmen. „Denn wir werden ständig über den Fortgang der Arbeiten informieren und regelmäßig Führungen über die Baustelle anbieten,“ verspricht Ralf Herbrich.