Arnsberg. Jetzt sind auch an der Westseite der Schlossruine massive Schäden aufgetreten. Damit wird eine umfassende Sanierung erforderlich.

Die Schlossruine kränkelt, derzeit an einer „Erkältung“, aber daraus könnte sich, da sind sich die Experten einig, eine massive Grippe entwickeln. Heißt im Klartext: Das Mauerwerk bröckelt an zahlreichen Stellen ab, erste Maßnahme wird eine Sperrung und Sicherung der Rundwege sein.

Bereits im Sommer wurden Schäden an der Ostseite der Schlossmauer sichtbar, die nach einem Steinschlag von einer Spezialfirma mit Stahlnetzen gesichert wurden. In diesem Zusammenhang erfolgte wenig später eine komplette Sichtung der Schlossmauer durch die Stadt und einem Statiker aus dem Fachgebiet Denkmalpflege – mit alarmierendem Ergebnis. Denn:

Große Mengen an Regenwasser sind in das Mauerwerk eingedrungen

Tatsächlich treten auch an der gesamten Westseite oberhalb des Historischen Weinbergs unterschiedlich starke Schäden auf, einzelne Stellen drohen hier - ebenso wie an der Ostmauer - abzubrechen. Auch im Bereich der Torbögen sind große Mengen an Regenwasser in das Mauerwerk eingedrungen, was die Bildung von Rissen und das Auswaschen des Fundaments zur Folge hat.

„Das ist alles noch nicht so dramatisch, aber nach dem Winter kann die Lage schon anders aussehen“, erklärt Michaela Röbke, Fachdienstleiterin Stadtumbau, Stadterneuerung und Stadtentwicklung. Darum werde man bis Frühjahr erstmal die Gefahrengebiete absichern und später in die Sanierungsphase eintreten.

Auch der Rundweg an der Westseite ist jetzt gesperrt

Gesperrt werde neben dem schon nicht zugänglichen Rundweg unterhalb des Ostturmes nun auch der Rundweg an der Westseite. Das sei aber, so Planungsdezernent Thomas Vielhaber, kein Problem, da dieser Aufgang eh nicht viel benutzt würde.

Leider könne man hier die beschädigte Wand aufgrund der Topologie nicht mit einer Netzsicherung abfangen, darum würden die gravierendsten Stellen erst einmal beobachtet.

Nördlicher Spitzbogen gefährdet: Auch Hauptzuwegung wird gesperrt

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Altes Bild © Archiv Wolfgang Becker | Archiv Wolfgang Becker

Auch der Hauptweg von der Altstadt her wird ab dem zweiten Torbogen dichtgemacht, hier ist besonders der nördliche Spitzbogen gefährdet. Diese Entscheidung sorgte für Aufatmen beim Pächterehepaar des Knappensaales:

„Wir haben für 2020 schon 40 Buchungen, es wäre für uns existenzgefährdend, wenn der Knappensaal nicht zugänglich wäre“, ist Stephan Mevenkamp erleichtert, dass der Knappensaal noch zugänglich sein wird.

Der Zugang zum Schlossberg kann natürlich über die schmale Treppe gegenüber dem Knappensaal erfolgen oder vom Tollpöstchen aus.

Appell: Absperrungen nicht ignorieren

Fachdienstleiter Jürgen Kilpert erläuterte an einer Karte die einzelnen Schäden, farbig eingeteilt nach Dringlichkeit. Kilpert richtet noch einmal einen dringenden Appell an Besucher des Schlossberges, die Absperrungen nicht zu ignorieren, denn selbst kleine herabfallende Steine könnten Verletzungen verursachen. Diese so genannten „Steinscherben“ findet man schon in Mengen auf dem Weinberg.

Erste Gespräche wurden auch mit dem LWL geführt, so Vielhaber, denn im Zuge der Sanierung wolle man mit neuester Technik auch das Schlossbergplateau archäologisch absuchen. Hier wünscht sich der Heimatbund, mit ins Boot zu steigen, denn die Sanierung, so Heimatbund-Vize Torsten Kapteiner, wäre eine gute Chance, auch archäologische Untersuchungen zu betreiben.

Heimatbund empfiehlt für Sanierung auch Studium der alten Quellen

Der Heimatbund empfiehlt übrigens, für die Sanierung die sehr bedeutsamen Quellen vor Ort zu nutzen. Dazu gehöre zunächst eine bauhistorische Untersuchung auf Grundlage der im Stadtarchiv vorhandenen Berichte aus alter Zeit ebenso wie Fotos und Dokumentationen über Baumaßnahmen der letzten Jahrzehnte.

Wie eine „Wasserader“ die Schlossberg und Altstadt füllt

Bereits in Uralt-Dokumenten sei von der Zusammensetzung des Berges aus Kalkstein und Faulschiefer die Rede, dessen Wasserspeicherung und damit verbundene Instabilität immer wieder Rettungsmaßnahmen erforderlich machte. Für die Arnsberger entstand der Eindruck, eine „Wasserader“ aus Richtung „Bockstall“ fülle Schlossberg und Altstadt. Geologen sprechen dagegen von „wasserführendem Gestein.“

Grund genug, die Ursache der Schäden nicht nur in alten Baumaßnahmen zu suchen, sondern die Wasserführung zu erkunden und möglichst zu korrigieren. In Arnsberg ansässige Fachfirmen der Hydrogeologie wären bereit, Gutachten zu erstellen.