Arnsberg. Der vom ehemaligen Umarex-Mitarbeiter belieferte Waffenhandel führt zu einem Hagener (26), der sich in Widersprüche verstrickt.
Ein klares Geständnis sieht anders aus: Ein 26-jähriger Hagener, groß geworden in Hohenlimburg, erzählt am fünften Verhandlungstag des „Waffenhandel-Prozesses“ rund um aus bei der Arnsberger Firma Umarex von einem ehemaligen Mitarbeiter entwendeten Waffenteilen montierten Pistolen, wie ihn seine eigene Sucht in den Sumpf des Drogen- und Waffenhandels gebracht hat. Dabei verstrickt er sich in Widersprüche.
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Student der Fachhochschule Südwestfalen
In der vergangenen Woche wirkte er reuig, vergoss Tränen vor Gericht, als er von seiner Verlobten und der bald zweijährigen Tochter sprach. Nach Grund- und Realschule und einem kaufmännischen Fach-Abitur auf dem Kollege studierte der junge Mann Wirtschaftsingenieurwesen an der Fachhochschule Hagen. „Anfang lief alles sehr gut beim Studium“, erzählt er, „mir der Drogensucht entglitt alles ins Negative“.
Kokain: 30 Nasen pro Tag
Der Angeklagte I. hatte mit 16 Jahren mit dem Cannabiskonsum begonnen, später mit 23 Jahren kam erstmals Kokain ins Spiel. Bis zu „30 Nasen am Tag“ nahm er schließlich zu sich. Marihuana rauchte er nur „um runter zu kommen vom Kokain“. Auch seinen letzten Job bei einer Baufirma - er wurde als Bauleiter angelernt - vor seiner Festnahme im April 2019 machte er unter Drogen.
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Zwischenhändler aus Menden
Da verdiente er sein Geld aber längst schon anders. Er gibt zu, über einen Mendener Zwischenhändler gut 70 P22-Pistolen und vier PK380-Pistolen gekauft (alle offenbar illegal aus gestohlenen Teilen montiert vom ehemaligen hauptangeklagten Neheimer Umarex-Mitarbeiter V.) und diese direkt wieder weiterverkauft zu haben. „Ich hatte mir einen Job zur Finanzierung der Drogensucht gesucht“, erzählt I. vor Gericht. Bis zu 500 Euro Gewinn habe er aus dem Verkauf einer P22 gemacht. Immer wieder habe er Waffen bestellt.
Über den Mendener Zwischenhändler H. spricht er offen. Zu seinen Kontaktpersonen und seinen Waffenabnehmern aber schweigt er sich aus. In einem anderen Zusammenhang sagt er: „Diese Kreise würden nicht zimperlich mit mir umgehen!“. Waffen seien nie bei ihm geblieben, sondern immer schnell wieder verkauft worden.
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Sieben Kilo Marihuana
Als der Waffenhandel stockte, habe er auch ins Drogengeschäft einsteigen wollen. Erneut macht er keine Angaben zu vermeintlichen Lieferanten und Abnehmern. Die bei ihm nach der Festnahme in einer Garage gefundenen 7 Kilo Marihuana seien sein erstes Geschäft gewesen. Für 5,20 Euro pro Gramm gekauft und verkauft für 6 Euro. Bei ihm beschlagnahmte 42.000 Euro (insgesamt 50.000 Euro) seien der Kaufpreis dafür gewesen, die Ware sei aber noch nicht ausgeliefert worden.
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Drogen-Plantage geplant?
Das erzeugt vor Gericht Nachfragen, ebenso wie seine Erklärungen zum Auffinden einer PK380 in der Garage und eines GSG-Gewehres im Elternhaus. Dass er das Errichten einer Drogenplantage geplant habe, verneinte I. energisch. Klar wird bei der Vernehmung der Polizei und der Ansicht der Fotos vom Durchsuchungsort, dass in der Garage reichlich Material für eine Plantage vorhanden war. Vom Pflanzkübel über ein Handbuch bis hin zu nötigen Filteranlagen. Vor Gericht kommen Zweifel auf, ob I. vor seiner Festnahme tatsächlich erstmalig im Drogengeschäft tätig gewesen sei.
Hohe Strafe droht
In einem Gutachten will I. belegen, dass er unter den Auswirkungen der eigenen Drogensucht gehandelt habe. Er wolle „weg von der Drogensucht“ und „zu meiner Familie“. Tatsächlich aber sitzt I. mächtig in der Klemme: Bei ihm wurden große Mengen Drogen, Waffen, hohe Bargeldbeträge und Zubehör für Drogenplantagen gefunden. I - alles Hinweise auf „bewaffnetes Handeln mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge“. In einem Rechtsvorgespräch wurde deutlich, dass ihm bis zu sieben Jahren Haft drohen könnten.
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