Neheim. Die Arnsberger Stadtverwaltung will nach der Sanierung des Rathauses ohne fossile Brennstoffe auskommen. Helfen könnte dabei die Lage an der Ruhr.
Das modernisierte Arnsberger Rathaus soll nach dem Willen der Planer nicht nur eine attraktive Arbeitsumgebung für die Mitarbeiter und ein Zentrum für die Bürger werden, sondern auch in Sachen Nachhaltigkeit vorbildlich sein. Nach der Sanierung will man im Gebäude an der Ruhr mit möglichst wenig oder sogar ohne fossile Brennstoffe auskommen.
Dazu sollen Wärmepumpen zum Einsatz kommen. Für das entsprechende Pumpensystem könnte die Energie genutzt werden, die aus der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Rathauses gewonnen wird. Gesucht wird nun die passende Wärmequelle. „Wir sind aktuell dabei, verschiedene Energiekonzepte zu prüfen“, erklärt Planungsdezernent Thomas Vielhaber.
Anfrage bei der Wasserbehörde
Und dabei könnte die Ruhr eine zentrale Rolle spielen. Denn eine von vier Optionen, die derzeit berechnet werden, ist die Nutzung des Ruhrwassers aus der fließenden Welle als Wärmequelle in den kälteren Monaten sowie zur Abkühlung der Räume in den Sommermonaten.
Sanierungsarbeiten sollen 2021 starten
Neben der Prüfung der Energiekonzepte laufen derzeit sogenannte Flächenworkshops zur künftigen räumlichen Nutzung des Rathauses.
Mitarbeiter verschiedener Abteilungen beraten darin, wie der knappe Raum im Hochtrakt in Zukunft am effektivsten genutzt und auf die Arbeitsbedingungen in den Fachbereichen angepasst werden kann.
Der Auszug der Mitarbeiter ist für den Herbst 2020 geplant.
2021 soll mit den Sanierungsarbeiten am und im Rathaus begonnen werden.
Aktuell wird geklärt, ob eine solche Anlage von der unteren Wasserbehörde werden könnte, ob sie Einflüsse auf das Grundwasser hätte und wie der Boden rundum beschaffen ist. Ebenfalls wollen die Planer mit dem Ruhrverband klären, welchen Einfluss die Talsperrensteuerung und die damit verbundenen Wasserstände im Fluss hätten.
Eine Alternative wäre der Bezug von Ruhrwasser aus Uferfiltrat über mehrere Saugbrunnen. Allerdings bezweifelt der Bodengutachter bereits, dass dazu ausreichende Wassermengen bezogen werden können. Die dritte Idee ist daher die Nutzung von Erdwärme. „Es wäre keine solche Bohrung wie an der Großen Wiese“, erklärt Vielhaber. Es sei die Idee der oberflächennahen Geothermie im Gespräch. Dazu wird in eine Tiefe bis etwa 100 Meter gebohrt. Etwa 80 Bohrungen hinter dem Rathaus wären nötig.
Eisspeicher als vierte Option
Vierte Option ist ein Eisspeicher, der die sogenannte Kristallisationswärme nutzt. Sie wird freigesetzt, wenn Wasser seinen Aggregatzustand von flüssig nach fest verändert, also einfriert. Über einen Wärmetauscher wird dem Wasser Energie entzogen, an die Wärmepumpe abgeführt und in Heizwärme umgewandelt. Ein weiterer Regenerationswärmetauscher gibt Wärme an die Eisspeicher-Anlage zurück, um den Prozess immer wieder von Neuem zu starten. Die Energie dazu könnte ebenfalls aus der Photovoltaik-Anlage oder auch aus Erdwärme bezogen werden.
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„Wir wollen die verschiedenen Energiekonzepte bis Mitte Oktober als Entscheidungsvorlage ausarbeiten“, erklärt Vielhaber. Einen ersten mündlichen Bericht hatte es bereits im Planungsausschuss gegeben. Die Suche nach alternativen Energiequellen solle in jedem Fall weitergetrieben werden, um möglichst keine fossilen Brennstoffe mehr für die Beheizung des Rathauses nutzen zu müssen – schließlich werde es fit gemacht für mehrere Jahrzehnte.
Eine aktualisierte Kostenberechnung für die Rathaussanierung soll in der nächsten Planungsstufe vorgelegt werden. Wie berichtet war die Kostenschätzung im Zuge der ersten Planungen um mehrere Millionen Euro gestiegen und sollen nun wieder gesenkt werden.