Arnsberg. . Im 317. Arnsberger Witterungsreport über den Frühling schlägt Klimabeobachter Dieter Fiebag Alarm und warnt vor Ignorieren von Unwetterwarnungen.
Vor der Gefahr von Starkregen mit Hagel, Gewitter und Sturm sind in den letzten Wochen auffallend oft Unwetterwarnungen herausgegeben worden. Arnsberg blieb bisher von Unwettern meistens verschont. Groß ist dabei die Gefahr, sich an solche Warnungen zu gewöhnen, sie zu ignorieren. Bevorzugte Zugstraßen der Unwetter waren zuletzt die Rheinschiene vom Lee der Eifel ins westliche Münsterland, aber auch die vom südlichen und östlichen Sauerland in Richtung Kassel. Recherchen zu großräumigen Entwicklungen lassen mehr und mehr auch erhebliche Auswirkungen auf unser Wetter im Sauerland erkennen. So waren allein in Arnsberg seit 1997, mit Ausnahme von 2010, alle Jahre zu warm. Das Jahr 2018 schloss hier sogar mit einem Temperaturrekord von 10.7 Grad und war damit um 2.3 Grad wärmer als normalerweise.
Unwetterrisiko steigt
Unwetter sind oft sehr kleinräumig, können im Chaos meist sommerlicher Turbulenzen überall auftreten. Die jeweils bedrohten Gebiete sind aber oft nicht genau vorhersagbar. Daher sollten auch die für einen größeren Bereich herausgegebenen Unwetterwarnungen immer mit besonderer Aufmerksamkeit beachtet werden. Starkregen mit Sturmböen wie zuletzt in der ersten März- und der zweiten Maihälfte haben zugenommen. Mit der gerade begonnenen heißen Jahreszeit steigt auch im Sauerland das Risiko weiterer solcher Ereignisse.
Dieter Fiebag analysiert zum 314. Mal das Wetter
Die Wetterdaten liefert die von Dieter Fiebag betriebene Klimastation Arnsberg. Es handelt sich um den mittlerweile 314. Witterungsreport Dieter Fiebags.
Mit den Wetteraufzeichnungen hat der Arnsberger im Jahre 1949 begonnen.
Dieter Fiebag analysiert zum 314. Mal das Wetter
Die Wetterdaten liefert die von Dieter Fiebag betriebene Klimastation Arnsberg. Es handelt sich um den mittlerweile 314. Witterungsreport Dieter Fiebags.
Mit den Wetteraufzeichnungen hat der Arnsberger im Jahre 1949 begonnen.
Frühling am Ende zu kühl
In der Rückschau zeigte sich der Frühling 2019 anfangs zu mild und am Ende zu kühl. Der März begann mit einer Serie atlantischer Tiefdruckgebiete, die milde und feuchte Meeresluft nach Deutschland führten. Dabei war es vom 4. bis zum 16. des Monats ungewöhnlich stürmisch. An der Arnsberger Wetterstation wurden am 10. März Windspitzen von 85 Stundenkilometern (Windstärke 9) gemessen. Auf dem Kahlen Asten gab es Orkanböen bis zu 130 Stundenkilometern (Windstärke 12). In Bestwig kam sogar ein Autofahrer durch einen umstürzenden Baum ums Leben. In der zweiten Märzhälfte beruhigte sich das Wetter und es wurde frühlingshaft warm. Die Temperaturen erreichten mit maximal 20.7° Celsius erstmals die 20-Grad-Marke (22. des Monats). Insgesamt zeigte sich der erste Frühlingsmonat mit durchschnittlich 6.6° C um 2.7 Grad zu warm. Auch die Niederschlagsbilanz fiel im März nach dem zu trockenen Vormonat mit 126 Liter gegenüber normalerweise 83 Liter pro Quadratmeter positiv aus.
Später Frost
Das Hoch Katharina, das sich im April wochenlang über Skandinavien eingenistet hatte, bescherte Mitteleuropa ein spätwinterliches Intermezzo. Dabei gab es auch in Arnsberg nochmals Frost bis minus 2.9 Grad, am Erdboden bis minus 5.0 Grad (11. des Monats). Von Mitte April an gelangten in einer östlichen bis südlichen Strömung warme Luftmassen nach Deutschland. Bei strahlendem Sonnenschein stiegen die Temperaturen bis auf sommerliche 25.5 Grad an (24. des Monats). Mit durchschnittlich 9.7° C blieb am Ende sogar ein Temperaturüberschuss von 2.6 Grad.
Trockener April
Probleme bereitete die anhaltende Trockenheit. Vom 6. bis 26. April hatte es nicht mehr flächendeckend geregnet. Damit waren die Startbedingungen für die Vegetation in diesem Jahr wesentlich schlechter als normal. Die Niederschläge im Vormonat hatten lediglich den oberen Bodenschichten vorübergehend Entspannung gebracht. Der April bescherte nur 26 Liter gegenüber normalerweise 79 Liter Regen pro Quadratmeter.
Gruß der Eisheiligen
Der als „Mozart des Kalenders“ bezeichnete Mai schlug witterungsmäßig eine völlige andere Richtung ein. Der Mai verlief nach 13 zu warmen Monaten in Folge erstmals wieder zu kühl. Kaltlufteinbrüche aus nördlichen Richtungen bescherten an vier Tagen nochmals Nachtfrost bis minus 1.6 Grad am Erdboden bis minus 3.1 Grad (5. des Monats). Mit Frost am 13. und 14. Mai ließen sogar die Eisheiligen grüßen.
Genug Niederschlag im Mai
Mit maximal 23.2 Grad klang der Mai am Monatsletzten ein wenig versöhnlich aus. Sommertage waren jedoch Fehlanzeige. Mit nur 10.8 Grad war der Mai schließlich 1.0 Grad kälter als im langjährigen Mittel und diesmal nur 1.1 Grad wärmer als April. Niederschlag mit immerhin 113 Liter gegenüber sonst 83 Liter pro Quadratmeter gab es im Mai zwar reichlich. Diese liefen größtenteils oberflächig in Bäche und Flüsse ab. Allein die Starkregenfälle am 19./20. Mai brachten innerhalb von nur 36 Stunden beachtliche 64 Liter pro Quadratmeter. Insgesamt zeigte das Wetter im Frühling große Unterschiede – dem zu warmen März und April folgte ein zu kühler Mai. Immerhin verblieb ein Temperaturüberschuss von 1.4 Grad. Der April war zu trocken, während März und Mai zu nass ausfielen.
Auch interessant
Auch interessant
Auswirkungen auf Sauerland
Bemerkenswert ist ein Blick auf die großräumigen Entwicklungen dieses Jahres. Von Europa über Grönland bis in den Polarbereich war das Frühjahr – wie auch der letzte Winter – extrem mild. Bis auf wenige Gebiete war es im hohen Norden bis zu 8 Grad (!) zu warm. Dieser seit Jahren zu beobachtende Temperaturanstieg führt im Sommer zu einer verstärkten Eisschmelze, wodurch sich die Erwärmung weiter erhöht. Denn verringert sich die helle Eisfläche, welche die Sonnenstrahlung ins All zurückreflektiert, dringt immer mehr Energie ins dunkle Meer, wodurch sich das Wasser weiter erwärmt und das Eis mit fatalen Folgen rascher schmilzt. Nehmen die Temperaturunterschiede zwischen dem Polarbereich und dem Äquator weiter ab, nimmt auch der Antrieb für das Wetter langsam ab. Hochs und Tief ziehen langsamer, verbleiben länger stationär und erzeugen in ihrem Grenzbereich häufiger Extremwetterlagen – mal mit Starkregen und Sturm, mal mit längeren Trockenperioden. Davon dürfte künftig auch der heimische Raum stärker betroffen sein.