Arnsberg. . Arnsbergs Chef-Meteorologe Dieter Fiebag hat den Sommer analysiert. Sein Fazit: Der Klimawandel hat auch das Sauerland voll im Griff.
Mit ungewöhnlich großer Hitze, anhaltender Trockenheit und viel Sonnenschein präsentierte sich der Sommer 2018 und wird damit als Arnsberger Rekordsommer in die Klimahistorie eingehen.
Es wird klar: Der Klimawandel hat inzwischen auch das Sauerland voll im Griff. Seit nunmehr 22 Jahren waren alle Sommer zu warm. Zuletzt war nur der Sommer 1996 mal gerade um 0.6 Grad zu kalt.
Landwirte und Gärtner leiden unter Trockenheit
Das bereits seit April andauernde warme und trockene Wetter setzte sich in diesem Jahr auch im Juni fort. Hochdrucklagen bescherten viel Sonnenschein und ließen die Temperaturen in Arnsberg bis auf 29.0 Grad Celsius ansteigen (7. des Monats). Zehn Sommertage mit Höchsttemperaturen von mindestens 25 Grad wurden registriert, doppelt so viele wie sonst.
Mit 17.8 Grad war der Juni genau 3.0 Grad zu warm und damit der sechswärmste Juni seit 100 Jahren. Landwirte und Gärtner litten jetzt schon unter der seit dem Frühjahr andauernden Trockenheit.
Im Juli dreht der Sommer richtig auf
Nur der Gewitterregen am Ersten des Monats brachte 33 Liter pro Quadratmeter, der meist oberflächig abfloss und der Vegetation kaum zugutekam. Mit 48 Liter Niederschlag gegenüber normalerweise 103 Liter pro Quadratmeter war der Juni erheblich zu trocken.
Im Juli drehte der Sommer so richtig auf. Viel Sonnenschein und tropische Temperaturen sorgten für ein mediterranes Feeling. Die kurz zu Monatsbeginn und von der Monatsmitte wochenlang andauernden Hitzewellen erreichten am 26. mit 35.6 Grad ihren vorläufigen Höhepunkt. Die Wärmebelastung war extrem hoch. In aufgeheizten Räumen war es stickig und schwül.
August beschert neuen Arnsberger Temperaturrekord
Mit durchschnittlich 20.7° Grad war der Monat um beachtliche 4.5 Grad zu warm und damit nach 2006 und 2010 der drittwärmste Juli der letzten 100 Jahre. Auch war der Juli viel zu trocken. Mit 33 Liter pro Quadratmeter fiel nur rund ein Drittel der sonstigen Julimenge.
Auch der August gönnte keine Atempause und bescherte Arnsberg mit großer Hitze und Dürre neue Spitzenwerte. Mit tropischen Werten von 37 Grad (7. August) wurde der bisherige Arnsberger Temperaturrekord von 36.8 Grad (7. August 2003) geknackt, auffallend auf den Tag genau vor 15 Jahren.
Der zweitwärmste August seit dem Jahr 2003
Weiterhin prägten Hochdrucklagen mit viel Hitze und Sonnenschein den Monatsverlauf und einer ungewöhnlich hohen Anzahl von 17 Sommertagen mit mindestens 25 Grad.
Sonst kann im letzten Sommermonat nur mit sieben Sommertagen gerechnet werden. Mit 19.5 Grad Durchschnittstemperatur gegenüber normalerweise 15.7 Grad war der August schließlich erheblich zu warm und damit der zweitwärmste August seit 2003.
Nach sieben Wochen erst flächendeckender Regen
Dieter Fiebag analysiert zum 314. Mal das Wetter
Die Wetterdaten liefert die von Dieter Fiebag betriebene Klimastation Arnsberg. Es handelt sich um den mittlerweile 314. Witterungsreport Dieter Fiebags.
Mit den Wetteraufzeichnungen hat der Arnsberger im Jahre 1949 begonnen.
Mit 44 Liter Niederschlag gegenüber sonst 83 Liter Niederschlag pro Quadratmeter zeigte sich auch der letzte Monat aber auch deutlich zu trocken. Erst nach fast siebenwöchiger Durststrecke hat es am 29. des Monats mit 15 Litern pro Quadratmeter erstmals wieder flächendeckend geregnet.
Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 150 Jahren war kein Sommer in Arnsberg so warm wie zuletzt. Nur der Sommer 2003 kam mit 19.1 Grad an den Sommer 2018 (19.3 Grad) nahe heran. In diesem Jahr gab es bis zum 17. September 72 Sommertage und damit 47 solcher Tage mehr als üblich. Auch das war ein neuer Rekord.
Etwas trockener war nur der Dürresommer 1887
Etwas trockener war nur der Dürresommer 1887 mit 121 Liter gegenüber dem gerade abgelaufenen Sommer mit 125 Liter Niederschlag pro Quadratmeter.
Hitze und Trockenheit bescherten Landwirten und Gärtnern schon jetzt erhebliche Ertragseinbußen. Dem gegenüber haben Winzer durch den sonnigen Sommer allgemein gute Erträge und Qualitäten für diesen Jahrgang.
Hervorragende und frühe Weinlese an Wetterstation
Allein an der Wetterstation in der Lasmecke gab es eine hervorragende Weinlese, die drei Wochen früher war als üblich.
Ursache für diesen außergewöhnlich heißen und trockenen Sommer waren sehr beständige und sich immer wieder regenerierende Blockierungslagen.
Atlantische Störungen wurden nach Norden abgelenkt
Dabei wurde die bei uns eher vorherrschende westliche, also atlantische Luftströmung durch dominierende Hochdruckgebiete über dem Nordatlantik und Skandinavien immer wieder unterbrochen und umgelenkt.
Das hatte zur Folge, dass sehr warme Luft aus südlichen Breiten angesaugt und nach Norden geführt wurde. Atlantische Störungen wurden auf eine viel nördlicher verlaufende Bahn von Mitteleuropa abgelenkt.