Arnsberg/Oeventrop. . Anderen Menschen eine Freude zu bereiten und sie zu unterstützen, das ist für die beiden 14-jährigen Schülerinnen keine Frage des Alters.

Sie sind 14 Jahre. Ein Alter, in dem viele Jugendliche an ihren Smartphones daddeln und oft mir ihrer Zeit nichts Sinnvolles anzufangen wissen. Nicht so Vivian Weber und Nia Korte:

Die beiden Schülerinnen der Klasse 9 des Mariengymnasiums engagieren sich seit über einem Jahr im Rahmen der Jugendcaritas in der Behindertenarbeit - im Wohnhaus St. Christophorus in ihrem Heimatort Oeventrop. Und das mit Empathie und vor allem wachsender Begeisterung.

Zur Begrüßung eine nicht enden wollende Umarmung

Schon die Begrüßung in der Gruppe, die sich an diesem Nachmittag zum gemeinsamen Malen im hellen, freundlich eingerichteten Gemeinschaftsraum der Einrichtung versammelt hat, zeigt, dass die HausbewohnerInnen die beiden Freundinnen ganz fest in ihre Herzen geschlossen haben:

Statt eines nüchternen Hallo eine innige, kaum enden wollende Umarmung. Eine Umarmung, die Freude ausdrückt. Und Dankbarkeit für dieses Engagement der jungen Frauen, weil es ein stückweit mehr Teilhabe bedeutet.

Mehr Texte zum Thema "Junges Engagement":

Auch interessant


  • Auch interessant


  • Auch interessant


  • Auch interessant


  • Auch interessant


  • Auch interessant


  • Auch interessant


  • Auch interessant



  • Für Vivian Weber und Nia Korte war es jedenfalls keine Frage, als Jugendcaritas-Leiterin Martina Gerdes die Organisation und deren Wirken 2017 im Mariengymnasium präsentierte.

    „Wir haben nur kurz nachgedacht,“ fasst Vivian auch für ihre Freundin Nia zusammen, „und uns dann spontan für ein Engagement im Christophorus-Wohnhaus entschieden. Wir wohnen ja praktisch nebenan.“

    „Sie warten schon meistens an der Tür auf uns“

    Und dieser Entscheidung ließen die jungen Schülerinnen unmittelbar Taten folgen und legten los. „Direkt am ersten Tag unserer Arbeit mit den Behinderten haben wir festgestellt, dass uns das sehr gut gefällt und wir das öfter machen wollen.“

    Aus diesem Öfter-Machen-Wollen ist inzwischen eine feste, von beiden Seite geschätzte Einrichtung geworden: An jedem zweiten Freitag besuchen Vivian und Nia für zwei Stunden - manchmal wird es aber deutlich mehr - das Wohnheim, um gemeinsam mit Behinderten im Alter von Mitte 20 bis über 60 zu backen, zu basteln, zu kochen oder zu malen. „Sie warten schon meistens an der Tür auf uns und freuen sich, dass es wieder losgeht,“ sagt Nia.

    Die Freundinnen bereiten sich immer gründlich vor

    Doch es ist nicht allein mit den zwei Stunden getan, in denen die beiden Freundinnen für die Hausbewohner aktiv sind. „Denn wir bereiten uns immer intensiv auf diese Treffen vor, gehen einkaufen, wenn zum Beispiel Kochen ansteht, oder organisieren andere erforderliche Dinge,“ erklärt Vivian.

    Und damit dies alles reibungslos funktioniert, stellen die beiden stets einen Halbjahresplan auf, den sie auch im Wohnhaus aushängen. „So kann sich jeder darauf einstellen, was ansteht.“

    „Sie waren alle von Beginn an sehr nett zu uns“

    Berührungsängste gegenüber Behinderten hatten Vivian und Nia übrigens keine. „Sie waren alle von Beginn an sehr nett zu uns. So hat das Miteinander vom Start weg gut funktioniert,“ erzählt die 14-jährige Nia. Was sich auch auf anderer Ebene zeigt:

    Waren zunächst bei den Gruppenstunden noch Betreuer anwesend, durften Vivian und Nia ihr Projekt schnell ohne Aufsicht fortführen. Vivian: „Das fanden wir natürlich gut. Denn es ist schön, wenn einem so großes Vertrauen entgegengebracht wird.“

    Sie spüren das Vertrauen der BewohnerInnen

    Martina Gerdes schlägt Vivian Weber und Nia Korte vor

    „Weil es einfach außergewöhnlich ist, wenn sich jemand in diesem Alter so regelmäßig und verantwortungsbewusst engagiert.“ So begründet Martina Gerdes (Bild), die Leiterin der Jugendcaritas Arnsberg, warum sie die Schülerinnen Vivian Weber und Nia Korte für den Preis „Junges Engagement“ unserer Zeitung vorgeschlagen hat.

    Denn es sei schon „extrem beeindruckend“, wenn SchülerInnen mit 14 Jahren so verlässlich eine sicher nicht immer einfache Aufgabe übernehmen würden.

    Martina Gerdes
    Martina Gerdes © Ted Jones

    Schließlich hätten sie auch viel für die Schule - beide gehen in der Klasse 9 des Mariengymnasiums - zu tun. Auch das dürfe man nicht unterschätzen. „Deshalb fände ich es großartig, wenn sie den Preis gewinnen würden.“

    Die Jugendcaritas, in der Vivian und Nia aktiv sind, entstand 2011 in der Gemeinde Hl. Kreuz und wird von der ehrenamtlichen Caritas-Konferenz in Kooperation mit dem Caritas-Verband Arnsberg-Sundern unterstützt und begleitet.

    Aus sieben Jugendlichen zu Beginn sind inzwischen über 100 geworden, die sich sozial engagieren.

    Info dazu bei Martina Gerdes: m.gerdes@caritas-arnsberg.de

    Vertrauen verspüren sie aber auch bei den Gruppenmitgliedern, deren Zahl zwischen drei und zehn Personen schwankt. Denn die Teilnahme ist - ebenso wie das Engagement der jungen Oeventroperinnen - absolut freiwillig.

    Da spielt dann natürlich auch das jeweilige Angebot eine Rolle. „Als wir einmal alle gemeinsam Pizza gebacken haben, waren sogar 15 Personen dabei,“ so Nia.

    „Eine tolle Gemeinschaft“

    Im Umgang mit den Behinderten, vor dem nicht wenige Menschen aus Unsicherheit zurückschrecken, hat das junge Duo keine Scheu: „Wir haben sie so genommen wie sie sind und haben schnell zu allen ein schönes Verhältnis entwickelt. Es ist einfach eine tolle Gemeinschaft,“ beschreibt Vivian.

    Zu dieser tollen Gemeinschaft hat aber nicht nur die Offenheit beigetragen, mit der sich die jungen Frauen und die Hausbewohner begegnen, sondern auch das Programm, das Vivian und Nia stets aufs neue zusammenstellen.

    Die Bewohner bringen ihnen Wertschätzung entgegen

    Denn: „Sie können die Fähigkeiten der von ihnen Betreuten sehr gut einschätzen und wissen so immer, wie sie sich speziell auf die jeweiligen Nachmittage vorbereiten müssen,“ lobt Ulrike Häger, die Leiterin dieser Caritas-Einrichtung.

    Vivian Weber und Nia Korte macht die Arbeit mit den Behinderten, die alle deutlich älter sind als die Schülerinnen, sehr viel Spaß. „Sie bereitet uns Freude, weil uns die Bewohner vertrauen und sie uns das Gefühl der Wertschätzung vermitteln.“

    „Wir haben gelernt, Verantwortung zu übernehmen“

    Dies, da sind sich die Freundinnen einig, trage auch zur Erhöhung ihrer eigenen Lebensqualität bei. „Denn wir profitieren davon. Wir haben gelernt, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig zu handeln. So traut man sich jetzt nun selbst mehr zu.“

    Darüber hinaus könne man so dazu beitragen, bei anderen Menschen Vorbehalte gegenüber Behinderten abzubauen. In dem man über das Projekt und die in diesem Rahmen gesammelten Erfahrungen spreche. „Wie mit unseren Freunden. Manche denken nun sogar nach, sich ebenfalls im sozialen Bereich zu engagieren.“

    Viel mehr Menschen sollten sich sozial engagieren

    Preisverleihung in der Kulturschmiede

    Unser Wettbewerb „Junges Engagement“ in Kooperation mit der Brauerei Veltins und innogy fördert junge engagierte Menschen von 16 bis 29 Jahren.

    In den kommenden Tagen stellen wir hier und auf unserem Online-Portal zahlreiche Kandidaten/-innen für unseren mit insgesamt 6000 Euro dotierten Preis vor.

    Im Dezember läuft dann ein Online-Voting, das neben einer Jury zu 50 Prozent über die Preisvergabe entscheidet. Die Nominierten werden mit Familie und Vertretern der jeweiligen Initiativen und Vereine zur großen Preisverleihung am 25. Januar in die Kulturschmiede Arnsberg eingeladen.

    Und auch in ihren Familien wisse man ihren Einsatz im Christophorus-Wohnhaus zu schätzen. „Meine Oma,“ sagt Nia, „ist sogar stolz darauf und erzählt es ihren Freunden.“

    Aber es gibt noch einen weiteren wichtigen Effekt: Haben die Freundinnen früher nie über soziale Probleme nachgedacht, würden sie sich heute damit auseinandersetzen. Und ihr Wunsch wäre daher, dass sich noch viel mehr Menschen in diesen Bereichen engagieren mögen.

    „Es ist so einfach, jemandem Freude zu machen“

    „Denn Wegschauen ist nicht der richtige Weg.“ Zumal ein solches Engagement auch jungen Menschen möglich sei. Vivian: „Ich habe vorher selbst gedacht, das ist nur etwas für Ältere. Aber das ist nicht so.“

    Und weil es so ist, wollen Vivian und Nia ihre eigenständig formulierte Aufgabe so lange fortsetzen wie möglich. Und rufen zum Mittun auf. Eigentlich nur ein kleiner Schritt. „Auch wir haben nicht geglaubt, dass Engagement so einfach ist. Dass man jemandem Freude bereiten kann, egal wie alt man ist.“