Stockum. . Jung hilft Alt in der Dorfgemeinschaft von Stockum: Anne Greitemann, Linus Bierhoff und Louis Tebbe organisieren dort den Enkeldienst.

Rund 40 Jugendliche bieten beim Enkeldienst in Stockum älteren Dorfbewohnern ihre Hilfe an – beim Rasenmähen, Laub fegen, Einkäufe tragen oder beim Einrichten eines neuen Smartphones zum Beispiel. Die Idee zu diesem Projekt hatte Anne Greitemann. Aus einem Vorschlag während der Jugendkonferenz 2016 ist ein erfolgreiches Generationen-Projekt geworden.

Laub harken ist eine gefragte Tätigkeit zu dieser Jahreszeit: Louis Tebbe, Marie Wiglinghoff und Tim Schmidt (von links) im Einsatz.
Laub harken ist eine gefragte Tätigkeit zu dieser Jahreszeit: Louis Tebbe, Marie Wiglinghoff und Tim Schmidt (von links) im Einsatz. © Matthias Schäfer

„Hilfe anzunehmen ist für ältere Leute nicht immer ganz einfach, aber das Angebot ist vorhanden und mittlerweile kennt es auch jeder im Dorf“, erklärt die 19-Jährige. Dafür hat sie gemeinsam mit Louis Tebbe (16) und Linus Bierhoff (16) von Beginn an viel geworben. Beim Seniorentreff haben sie den Enkeldienst vorgestellt und im Ort Flyer verteilt mit ihren Handynummern darauf. Darüber können sich Senioren melden, die gerne die Hilfe der Jugendlichen im Dorf annehmen möchten. Die Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren wiederum organisieren sich über eine Whats-App-Gruppe.

Daueraufträge für’s Rasen mähen

„Mittlerweile gibt es auch sehr viele Daueraufträge“, erklärt Linus Bierhoff. „Zum Beispiel mähe ich bei einigen Leuten regelmäßig Rasen und helfe beim Umgang mit Tablet und Computer.“ Gerade in technischen Dingen sind die Jugendlichen oft gefragt. „Als das Fernsehen auf DVB-T2 umgestellt wurde, haben wir in ganz vielen Haushalten die Senderlisten neu geordnet“, berichtet Anne Greitemann.

Sie selbst studiert mittlerweile Elektrotechnik in Aachen und ist für den Enkeldienst deshalb hauptsächlich organisatorisch aktiv. Aber auch die übrigen Jugendlichen müssen die Einsätze zwischen dem eng getakteten Schulalltag und ihrem Engagement in anderen Vereinen des Dorfs unterbringen. „Das Ganze läuft ehrenamtlich“, erklärt Louis Tebbe. „Wer einen kleinen Obolus zahlen möchte, kann das natürlich gerne tun.“

Gesellschaft leisten und zuhören

„Ich finde es eine tolle Leistung, dass die gesamte Initiative von der Idee über die Umsetzung bis zum aktiven Betrieb von den Jugendlichen erdacht und durchgeführt wird“, meint Jonas Schraml, der das Trio für den WP-Wettbewerb „Junges Engagement“ nominiert hat. „Ob es um Rasen mähen, Laub einsammeln oder darum geht einem älteren Mitbürger seine Zeit an einem gemeinsamen Nachmittag zu schenken, viele Stockumer Jugendliche haben sich der Aktion angeschlossen und helfen so eine Brücke zwischen Jung und Alt zu schlagen.“

Insgesamt 6000 Euro Preisgeld

Unser Wettbewerb „Junges Engagement“ in Kooperation mit der Brauerei Veltins und innogy fördert junge engagierte Menschen von 16 bis 29 Jahren.

In den kommenden Tagen stellen wir hier und auf unserem Online-Portal zahlreiche Kandidaten/-innen für unseren mit insgesamt 6000 Euro dotierten Preis vor.

Im Dezember läuft dann ein Online-Voting, das neben einer Jury zu 50 Prozent über die Preisvergabe entscheidet.

Die Nominierten werden mit Familie und Vertretern der jeweiligen Initiativen oder Vereine zur großen Preisverleihung am 25. Januar in die Kulturschmiede Arnsberg eingeladen.

Dass tatsächlich eine Brücke entsteht und dass darüber keine Einbahnstraße führt, das betonen auch Anne, Louis und Linus: „Man bekommt von den Leuten viel zurück, auch an Erfahrungen.“ Unter den Jugendlichen sind einige, die selbst keine Großeltern mehr haben und den Austausch umso mehr zu schätzen wissen.

Und sie lernen dabei auch, mit schwierigen Situationen umzugehen – zum Beispiel im Kontakt mit Demenzkranken. „Viele Senioren möchten auch einfach gerne Gesellschaft haben und erzählen“, sagt Louis. Und obwohl man im Dorf oft das Gefühl habe, schon jeden zu kennen, entstünden oft neue Kontakte und auch so manche Anekdote aus der Dorfgeschichte wird so an die Jüngsten weitergegeben.

Team will Konzept weitergeben

Das Konzept des Enkeldiensts geben die Stockumer Jugendlichen jetzt in andere Sunderner Ortsteile weiter. In Stockum klappt es bereits gut, nun hoffen die Ideengeber auf Erfolge in anderen Dörfern. Stolz dürfen sie aber jetzt schon sein, denn – Anne Greitemann bringt es auf den Punkt: „Scheinbar ist es in unserem Dorf noch cool zu helfen, das finde ich super.“

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