Oeventrop. . In der Bauabteilung von StraßenNRW werden derzeit in Sachen Neubau „Dinscheder Brücke“ alle Optionen unter die Lupe genommen.

  • StraßenNRW prüft verschiedene Möglichkeiten
  • Niederländisches Verfahren könnte Bauzeit drastisch verkürzen
  • Unterschriftenaktion läuft „exzellent“

Oeventrop kämpft weiter unermüdlich für eine Behelfsbrücke über die Ruhr für die Zeit von Abriss und Neubau der maroden Dinscheder Brücke. Vielleicht nicht vergeblich. Denn eine zunächst von StraßenNRW als zuständigem Baulastträger abgelehnte Behelfsbrücke ist nun für die Landesbehörde eine denkbare Alternative, um die verkehrliche Trennung der Ruhrdörfer zu verhindern. Und es gibt eine Option, den Brückenneubau deutlich zu beschleunigen: ein Fertigbau-Verfahren nach einem System aus den Niederlanden. Von einem unserer Leser ins Spiel gebracht.

Aktuell, erklärte Oscar Santos als Sprecher von StraßenNRW „Hochstift Sauerland“, seien Brückenneubau und die von den Oeventroper Bürgern vehement geforderte Behelfsbrücke sowie weitere Alternativen Bestandteil der Vorplanungen, die in der Abteilung Brückenbau laufen würden.

Niederlande machen es vor

Thema dabei sei auch die Fertigteil-Methode, die in den benachbarten Niederlanden mit Erfolg angewandt wird. „Wir prüfen, ob ein solches Verfahren in Oeventrop Verwendung finden kann.“ Was den Brückenbau erheblich beschleunigen könnte. Den entsprechenden Vorschlag hatte der in Rumbeck lebende pensionierte Ingenieur Heiner Wilkop unserer Zeitung übermittelt, von dort ging dies direkt an StraßenNRW.

Aber auch ein behelfsmäßiger Brückenschlag über die Ruhr „ist nicht vom Tisch“. Allerdings bedeute eine solche Zwischenlösung als Alternative zu einer Verkehrsumleitung über Wildshausen, so Santos, einen starken Eingriff in die Natur. Schließlich müsse der Behelf an beide Straßenenden angebunden werden. Was Raum benötige.

Kostenermittlung zu späterem Zeitpunkt

Fertigteilbau und Ersatzbrücke seien so Themen in den zahlreichen Gesprächen mit den relevanten Behörden. „Zudem sind wir damit befasst, die Besitzer der für eine Behelfsbrücke benötigten Flächen zu ermitteln, um auszuloten, welche Grundstücke uns im Fall der Fälle zur Verfügung stehen würden.“

Alle Überlegungen und Verhandlungen, stellt Santos klar, seien zu diesem Zeitpunkt allein sachbezogen. Die Kostenermittlung würde erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. „Dafür muss man Konkretes in der Hand haben.“ Auch ein Datum für Abriss und Baubeginn gebe es noch nicht.

Mehr als 4000 Unterschriften

Unberührt davon machen die Oeventroper weiter auf allen Kanälen Druck, um die drohende, für sie katastrophale verkehrliche Trennung der Ruhrdörfer, die bis zu zwei Jahre anhalten könnte, zu verhindern. Dies auch mit einer Unterschriftenaktion. „Und die läuft exzellent,“ freut sich Bezirksausschuss-Vorsitzender Klaus Büenfeld (CDU) über die öffentliche Resonanz. Immerhin: Bislang haben die Bürger online und „per Hand“ mit über 4 000 Unterschriften bekundet, was sie wollen: eine Behelfsbrücke.

„Die Zahl an Unterschriften,“ so Büenfeld, „ist für einen Ort unserer Größenordnung überragend. Selbst wenn man davon ausgeht, dass auch Auswärtige, die die Brücke häufig passieren, ihre Stimme abgegeben haben.“ Bei 6 228 Einwohnern hätte so praktisch nahezu jeder Erwachsene diese Chance der Meinungsabgabe genutzt.

Davon ungeachtet haben sowohl Bürgermeister Hans-Josef Vogel als auch Klaus Büenfeld die Landesbehörde persönlich aufgesucht, um dort für die Trennung des Ortes verhindernde Alternativen zu werben. Erster Erfolg: In der Sitzung des Bezirksausschusses am 14. Februar werden Vertreter von StraßenNRW den Sachstand erläutern. „Daher bin ich optimistisch, dass wir eine Lösung im Sinne der Oeventroper finden werden. Wir arbeiten jedenfalls daran.“

Belastungen für Anwohner werden weniger 

Mit Brücken kennen sich die Niederländer aus. Schließlich gibt es dort nicht nur leckeren Käse, sondern neben Flüssen auch viele Kanäle, die es zu überwinden gilt.

Aber weil Brückenbau in der Regel teuer und zeitaufwendig ist, haben die Nachbarn ein Verfahren entwickelt, das die Bauzeit rasant verkürzt und damit die Belastungen für Anwohner und Wirtschaft gering hält: das Lego-Verfahren. Diese Brückenbau-Option hatte Leser Heiner Wilkop ausfindig gemacht.

Wie beim Bauen mit Legosteinen

Nach dieser an das Spiel mit Legosteinen erinnernden Beton-Fertigteil-Bauweise werden in den Niederlanden bereits 80 Prozent der Brücken errichtet. Praktisch wie ein Lego-Haus. Selbst die Brückenpfeiler werden dabei fix und fertig angeliefert. Lediglich Fundamente und Widerlager sind noch an der Baustelle zu gießen.

Die Groenedijk-Brücke bei Rotterdam
Die Groenedijk-Brücke bei Rotterdam

Ein zeitsparendes Verfahren - im Gegensatz zur in Deutschland gängigen Methode mit überwiegendem Betongießen vor Ort, mit Einrichten der Schalung, Aufbau der Bewehrung und dem Aushärten des Baustoffs.

Brücken sind ähnlich

Ein Beispiel: Die Groenedijk-Brücke bei Rotterdam, der Dinscheder „Kollegin“ nicht ganz unähnlich, wurde in gerade einmal dreieinhalb Monaten aus komplett vorgefertigten Betonteilen neu gebaut - inklusive Abriss und Verkehrsfreigabe.

Auch Ministerium zeigt Interesse an der Methode

Ein Verfahren, das angesichts der vielen Vorteile bereits auch im Fokus des Landesverkehrsministeriums steht. Dies vor dem Hintergrund der vielen baufälligen Brücken in NRW. Ein Verfahren, sollte es in Oeventrop anwendbar sein, das die Bauzeit deutlich unterschreiten könnte. Und damit die Belastungen für den Ort deutlich reduzieren würde.