Brilon. . Die Briloner Solarhybrid AG setzt auf Märkte mit stabilen Rahmenbedingungen. Großanlagen produzieren nach Meinung des Unternehmens günstiger als Dachanlagen.
Ein rasantes Wachstum hat die in Brilon im Sauerland angesiedelte Solarhybrid AG in den vergangenen zwei Jahren hingelegt. Das Unternehmen hat sich auf die Errichtung großer Solarkraftwerke spezialisiert und ist nach eigenen Angaben in dieser Sparte die Nummer sechs weltweit.
2006 entstand das Unternehmen aus einem Hersteller von Modulen, die Sonnenenergie gleichzeitig sowohl zur Erzeugung von warmen Wasser (Solarthermie) als auch Strom (Photovoltaik) nutzen – daher die Bezeichnung „Hybrid“ im Namen. Während dies mittlerweile nur noch in einer Tochterfirma weiterverfolgt wird, konzentriert sich die Aktiengesellschaft seit zwei Jahren auf das Geschäft mit Photovoltaik im großen Maßstab, berichtet Finanzvorstand Albert Klein.
Vorzeigeobjekt ist Solarkraftwerk "Finowtower"
Vorzeigeprojekt ist das im Dezember 2011 fertiggestellte Solarkraftwerk „Finowtower“. Mit 84,7 Megawatt Spitzenleistung ist es das laut Solarhybrid derzeit größte Photovoltaik-Kraftwerk Europas. 120 Millionen Euro wurden auf dem ehemaligen Militärflughafen nördlich von Berlin verbaut, 82 Millionen Kilowatt Strom soll die Anlage erzeugen – vorausgesetzt, die Sonne scheint ausreichend.
Erstaunlich: Wenn man Albert Klein fragt, wie sein Unternehmen bei neuen Projekten vorgeht, zählt für den Finanzvorstand nicht die Frage nach den sonnigsten Orten zu den vordringlichsten – sondern die, nach dem geeigneten Markt. „In Ägypten scheint die Sonne deutlich mehr als in Brandenburg – aber die politische und wirtschaftliche Situation dort ist momentan nicht so geeignet wie die in Deutschland“, sagt Klein. Tatsächlich spielt für die Rentabilität der Kraftwerke vor allem die gesicherte Finanzierung eine Rolle. Da ist Deutschland mit seinen weitgehenden Einspeisevergütungen fast schon ein Paradies für Investoren.
Kleines Unternehmen
Die Solarhybrid AG selbst ist nur ein 60 Personen kleines Unternehmen: Als Generalunternehmer beim Kraftwerksbau vergibt es Aufträge an Ingenieurbüros und Baufirmen.
Standorte finden, sie baureif machen und Investoren ins Boot holen, gehört zum Kerngeschäft des Briloner Unternehmens. Konzeption, Bau und Betrieb der Anlagen wird an Fremdfirmen vergeben. Banken und Solarfonds geben in der Regel das Geld für die Millioneninvestitionen.
2010 machte Solarhybrid 100 Millionen Umsatz, erzielte aber unterm Strich Verluste. Für 2011 rechnet Klein mit 400 Millionen Umsatz und einem Gewinn von 15 Millionen Euro. Dividenden wurden bisher nicht ausgeschüttet, Gewerbesteuerzahlungen werden in diesem Jahr erwartet. Zu den Hauptaktionären zählen Aufsichtsratsvorsitzender Harald Petersen und Gründer und Vorstandsvorsitzender Tom Schröder aus Brilon.
Sollte es zu geringeren staatlichen Förderungen kommen, würden nach Ansicht von Solarhybrid-Vorstand Klein vor allem die vielen privaten Anlagen auf Hausdächern darunter leiden. Während für bestehende Anlagen Bestandsschutz garantiert ist, könnte es für neue dezentrale Anlage schwieriger werden.
Entstehungskosten bei Großanlagen niedriger
Für die von dem Briloner Unternehmen propagierten Großkraftwerke sieht Albert Klein jedoch keine Probleme durch geänderte Förderrichtlinien. „Bei den großen Anlagen sind die Entstehungskosten deutlich niedriger als bei den Dachanlagen“, sagt Klein. Der Herstellungspreis pro erzeugter Kilowattstunde sei im großen Maßstab rentabler als bei den Hobby-Solarwerken. „Auch in Deutschland sehen wir für zentrale Kraftwerke noch großes Wachstum, um mit der Sonne preiswerten Strom zu erzeugen.“
Neben Deutschland werden derzeit Sonnenregionen wie Süditalien, Spanien, Israel und die USA von dem Unternehmern beackert. Die Übernahme der Kraftwerks-Projekte von Solar Millennium stockt derzeit wegen der Insolvenz des Branchenriesen.