Brilon/Erlangen.

(hjh) Von der Keffelker Straße in Brilon einmal um die halbe Welt hinaus in die Mojawe-Wüste nach Blythe/Kalifornien: Der Solarkraftwerk-Entwickler solarhybrid AG dehnt sein Photovoltaik-Geschäft aus auf die USA. Es will dieses Segment komplett von der Solar Millennium AG (Erlangen) übernehmen.

Beide Unternehmen hatten seit dem Frühjahr bisher gemeinsam mit der Ferrostaal (Essen) im Solar Trust of America an der Entwicklung eines Solarthermie-Kraftwerks in Blythe gearbeitet. Dazu sollten Parabolspiegelrinnen auf einer Fläche von 24 qkm installiert werden. Die dabei entstehende Wärme sollte in Ringleitungen Wasser zum Kochen bringen. Mit dem Dampf sollten Turbinen angetrieben werden. Leistung: 2250 MWp.

Zu dem Investitionsvolumen von 2,8 Milliarden Dollar hatte die US-Regierung eine Finanzierungsgarantie von 75 Prozent gewährt. Der rapide Preisverfall für Photovoltaik-Module entzog der aufwändigeren Solarthermie-Technologie jedoch zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit.

Jetzt gab der von Kursrutschen und Führungsproblemen gebeutelte Erlanger Konzern seinen Ausstieg aus dem US-Geschäft bekannt. Vorbehaltlich einer abschließenden Buchprüfung sollen die Transaktionen noch in diesem Monat abgeschlossen werden. Eine erste Rate haben die Sauerländer bereits überwiesen. Zudem will die solarhybrid AG der Solar Millennium die bisherigen Projektierungskosten erstatten und eine Erfolgsbeteiligung an den vier geplanten US-Projekten gewähren.

2008 hatte der Briloner Unternehmer Tom Schröder (37) die solarhybrid AG gegründet. Grundkapital: 50 000 Euro. Mit im Boot: eine süddeutsche Investorengruppe. In Markranstädt (bei Leipzig) stieg die AG in eine kleine Fabrik zur Herstellung von PV-Kollektoren ein. Heute verfügt die AG über ein Grundkapital von 6,3 Mio Euro.

In den vergangenen beiden Jahren hat die solarhybrid AG in den neuen Bundesländern auf mehreren ehemaligen Militärflugplätzen Solarkraftwerke errichtet. Die 320 ha große Anlage „Finow Tower“ bei Finowfurt (Brandenburg) ist mit 84,5 MWp die größte Europas.

Vor wenigen Wochen verlegte die solarhybrid AG auch offiziell ihren Sitz von Markranstädt ins Sauerland. Die bescheidenen Büros befinden sich über einem Teppich- und Farbenfachmarkt und einem Suppen-Imbiss. Das Projektmanagement wird in Hamburg vom AstraTower aus betrieben, die Finanzierung aus dem 16. Stock des Frankfurter Opernturms heraus. In Brilon ist ein neuer Firmensitz geplant. Nur vierstöckig. So bescheiden wie der Sauerländer an sich eben ist.