Hochsauerlandkreis. Das Recht auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler kommt. Dafür muss sich an den Grundschulen im Altkreis Brilon künftig noch einiges verändern.

Ab August 2029 hat jedes Grundschulkind von Klasse 1 bis 4 das Recht auf eine Ganztagsbetreuung. Der Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung von Grundschulkindern muss in den nächsten Jahren schrittweise umgesetzt werden. Um den dafür erforderlichen Ganztags-Ausbau im Sauerland möglichst bedarfsgerecht umzusetzen, geht der HSK in Abstimmung mit den Schulträgern das Thema an. Dabei zeigt sich: Teilweise muss sich die bisherige Planung noch ändern.

Studie geht von 70 Prozent Bedarf aus

Zugrunde liegt eine Studie der zuständigen NRW-Landesministerien, die für den HSK einen künftigen Ganztags-Betreuungsbedarf von 70 Prozent ermittelt hat. Außerdem hat der Hochsauerlandkreis die Ist-Situation und den erwarteten Zukunfts-Bedarf in den Kommunen ermittelt. Das geht aus der Vorlage für den nächsten Kreisjugendhilfeausschuss hervor. Darin geht es auch um Handlungsempfehlung und eine Abstimmung mit den kommunalen Schulträgern. So sieht die Situation demnach im Altkreis Brilon aus:

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Grundschule Hallenberg

In Hallenberg besuchen zurzeit 231 Schüler/innen die Grundschule der Stadt Hallenberg. Dort wird aktuell keine offene Ganztagsbetreuung angeboten. Es gibt aber eine Acht-bis 13 Uhr-Betreuung und eine 13-Plus-Betreuung – 151 Schüler/innen nutzen diese Angebote. Das entspricht einer Quote von 65 Prozent. Die Stadt Hallenberg kalkuliert laut Verwaltungsvorlage für die nächsten Jahre mit einer Quote von 50 Prozent im Vormittags- und 20 Prozent im Nachmittagsbereich. „Der Schulträger befindet sich noch ein einem ergebnisoffenen Prozess“, so das Ergebnis aus einem Gespräch von Kreisverwaltung und Schulträger. Als langfristiges Ziel wird demnach eine Beibehaltung des Angebotes bis 13 Uhr und eine Umwandlung der 13-Plus-Betreuung in einen offenen Ganztag definiert.

Marsberg: Drei Grundschulen

In Marsberg besuchen insgesamt 673 Schüler/innen die drei Grundschulen im Stadtgebiet, die bereits alle einen offenen Ganztag anbieten. 246 Kinder nehmen dieses Angebot wahr (37 Prozent), weitere 152 nutzen die Betreuung bis 13 Uhr (23 Prozent). An der Schule am Burghof stehen zurzeit sieben Kinder auf der Warteliste für die OGS. Bis 2029/30 soll die Ganztags- Quote auf 71,6 Prozent steigen. An der Schule am Burghof werden aktuell die Räumlichkeiten es alten Lehrschwimmbeckens zu einem Betreuungs- und Mensabereich umgebaut. An der Grundschule Giershagen wird angebaut.

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Brilon: Offener Ganztag an allen fünf Grundschulen

In Brilon werden zurzeit 848 Schüler/innen an fünf Grundschulen unterrichtet – alle bieten bereits den offenen Ganztag an, der von 279 Kindern genutzt wird. Das entspricht einer Quote von 33 Prozent. 253 Kinder werden von 8 bis 13 Uhr betreut. An der Engelbert-Grundschule und an der Ratmerstein-Grundschule standen zum Erhebungsstichtag 15 Kinder auf der Warteliste für den offenen Ganztag. Grundsätzlich wird für die Schulen der Stadt Brilon festgestellt, dass der OGS-Bedarf seit der Einführung ständig gestiegen ist. An der St.-Engelbert-Grundschule sowie an der Ratmerstein-Schule sind aktuell Anbauten fertig bzw. sollen bis zum Sommer fertig werden. Beim Grundschulverbund Thülen-Alme-Hoppecke sind an den einzelnen Standorten ausreichende Kapazitäten vorhanden oder in Alme perspektivisch verfügbar.

Olsberg: Drei Schulen - alle mit OGS

In Olsberg besuchen 467 Schüler/innen die drei Grundschulen im Stadtgebiet. An allen dreien gibt es bereits einen offenen Ganztag, der zurzeit von insgesamt1 156 Kindern wahrgenommen wird (33 Prozent). 118 Schüler/innnen werden von 8 bis 13 Uhr betreut (25 Prozent). Der Schulträger plant bis 2029/30 eine Erhöhung der Ganztagsquote auf 46,8 Prozent. Von Seiten des Kreises wird eine Erhöhung der Ziel-Quote – je nach Standort unterschiedlich - empfohlen. Räumlich stehen nach Rücksprache mit dem Schulträger ausreichend Kapazitäten für den offenen Ganztag zur Verfügung. An der Franziskus-Grundschule Bruchhausen wurde das erste Obergeschoss ausgebaut. Die St.-Martinus-Grundschule Bigge kann auf 226 Quadratmeter in dem benachbarten ehemaligen Kita-Gebäude zurückgreifen. Dort wäre perspektivisch auch eine weitere Erweiterung möglich. An der Kardinal-von-Galen Schule steht im Grundschulgebäude ein Raum sowie vier Räume in der benachbarten Sekundarschule zur Verfügung. Die Nutzung eines weiteren Raums ist geplant.

Medebach: Planung übertrifft Empfehlung

In Medebach werden aktuell 295 Grundschüler/innen an der Hanse-Grundschule Medebach an den Standorten in Medebach und Oberschledorn unterrichtet (inklusive Ganztagsangebot). Die Ganztagsquote liegt bei 44 Prozent (130 Schüler/innen). Weitere 9 Prozent nehmen an der 8-bis 13-Uhr-Betreuung teil. Bereits ab dem Schuljahr 2026/27 plant der Schulträger mit einer Wahrnehmung des Angebotes von 75 Prozent und übertrifft damit die Empfehlung der Landesministerien. Räumlich befindet sich ein Anbau am Standort Medebach in der Planungsphase. In Oberschledorn stehen voraussichtlich ab 2026 zwei renovierte Räume in einem angrenzenden alten Schulgebäude zur Verfügung, so dass auch dort der Raumbedarf für den Offenen Ganztag gedeckt werden kann.

Winterberg: Bedarf an drei Schulen sehr unterschiedlich

In Winterberg gibt es zurzeit 442 Grundschüler/innen an drei Grundschulen. Nur die St.-Christopherus-Grundschule Niedersfeld bietet noch keinen offenen Ganztag an. Aktuell nehmen 133 Kinder das Angebot wahr (30 Prozent), 159 werden von 8 bis 13 Uhr betreut (36 Prozent). Aus der Verwaltungsvorlage geht hervor, dass es aufgrund einer erneuten Bedarfsabfrage weiterhin in Niedersfeld keinen Bedarf für den offenen Ganztag gibt und es bei einer acht bis 13 Uhr und 13-Plus-Betreuung bleibt. An den anderen beiden Grundschulen sind demnach ausreichend Räumlichkeiten für den Offenen Ganztag vorhanden oder können erschlossen werden.

Ganztag an den Förderschulen

Im Altkreis Brilon ist der HSK als Schulträger für die Franziskusschule, die Georg-Friedrich-Daumer-Schule und die Roman-Herzog-Schule zuständig. Roman-Herzog- und Franziskusschule sind gebundene Ganztagsschulen. Aufgrund des künftigen Rechtsanspruchs ist ein Ausbau der Betreuungszeit bis 16 Uhr geplant. Aufgrund der gestiegenen Schülerzahlen soll die Franziskusschule einen Anbau bekommen. An der Friedrich-Daumer-Schule gibt es aktuell keine Nachmittagsbetreuung. Hier wird vorläufig mit einer Ganztagsbetreuungs-Quote von 20 Prozent geplant, die bis 2029/30 bis auf 80 Prozent steigen soll.

An der Schule an der Ruhraue in Olsberg gibt es Ganztagsbetrieb an zwei Unterrichtstage von 8 bis 15 Uhr. Eine Ausweitung ist nicht geplant.

Herangehensweise je nach Situation vor Ort

Da die Voraussetzungen an den einzelnen Schulen im Altkreis Brilon sehr unterschiedlich sind, soll die Herangehensweise bei dem Ausbau der Ganztagsbetreuung sehr individuell an den Bedürfnissen vor Ort ausgerichtet werden. Dafür soll es künftig einen engen Abstimmungsprozess zwischen Jugendhilfeplanung der Schulentwicklungsplanung geben. Von Seiten der Kreisverwaltung wird kritisiert, dass die künftige Bedarfsermittlung trotz der vorliegenden lokalen und landesweiten Daten sehr schwierig sei; zumal bis heute kein Ausführungsgesetz für NRW erlasse worden sei. Die Folge sei, dass es Unklarheiten u.a. hinsichtlich der räumen und personellen Umstände gebe. Deshalb sei aktuell nur eine vorläufige Einschätzung möglich.