Bredelar. Marcel Borghoff und Alex Luce aus Bredelar sind leidenschaftliche Skifahrer. Als in Rottach-Egern eine Ski-Hütte verkauft wird, schlagen sie zu.

Eine Schirmbar - die kennt man sonst nur aus dem Skiurlaub in den Bergen. Wo gefeiert, getanzt und getrunken wird. Doch auch in Bredelar ist eine solche Hütte zu finden: Sie stammt vom Tegernsee und hat einen weiten Weg hinter sich. Wie es die Schirmbar „S’GOAS“ ins Sauerland geschafft hat und was an ihr so besonders ist.

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Marcel Borghoff und Alex Luce sind leidenschaftliche Skifahrer. Regelmäßig zieht es die beiden Bredelarer in die Berge, um dort die schneebedeckten Pisten abzufahren. So auch im Januar 2023, als die beiden mit ihrer Skitruppe für einige Tage ins Tuxertal nach Österreich fahren. Nach einem Skitag finden sie sich in einer urigen Almhütte wieder: Dort lassen sie den Abend ausklingen und sprechen wieder einmal über ihren Traum, irgendwann eine eigene Schirmbar zu besitzen.

Schirmbar am Tegernsee zu kaufen

Die Schirmbar S'GOAS vom Tegernsee hat neben der Schützenhalle in Bredelar ihren Platz gefunden und wurde komplett saniert.
Die Schirmbar S'GOAS vom Tegernsee hat neben der Schützenhalle in Bredelar ihren Platz gefunden und wurde komplett saniert. © Marcel Borghoff | Marcel Borghoff

Im Gespräch mit Hüttenwirt Andi führt eins zum anderen: Der Wirt hat einen Freund in Bayern am Tegernsee, der seine Schirmbar dort loswerden will. „Wir waren sofort Feuer und Flamme. Auf dem Rückweg vom Skiurlaub nach Hause sind wir dann in Rottach-Egern am Tegernsee vorbeigefahren und haben uns das Ding vor Ort angeschaut“, erzählt Marcel Borghoff. Die Schirmbar gefällt ihnen auf Anhieb. Ein bisschen urig, aber genau deswegen so spannend.

Eine Schirmbar wie in den Bergen: Davon haben Marcel Borghoff und Alex Luce lange geträumt.
Eine Schirmbar wie in den Bergen: Davon haben Marcel Borghoff und Alex Luce lange geträumt. © Marcel Borghoff | Marcel Borghoff

Kurze Zeit später steht der finale Plan: Marcel und Alex fahren im April gemeinsam mit sechs weiteren Helfern nochmal zum Tegernsee, um die Schirmbar dort abzuholen. Jetzt, wo die Hütte nicht mehr von Schnee bedeckt ist, erkennen die beiden erstmals den Zustand. Es mangelt an einigen Ecken; sie werden vieles neu machen müssen. Aber das und der strömende Regen beim Abbau können ihre Stimmung trotzdem nicht trüben: Die Bredelarer verstauen die Einzelteile der Hütte in einem LKW und treten dann die Rückreise Richtung Marsberg an.

Zwischen Unterstützung und Kritik

Als Marcel und Alex in Bredelar ankommen, hat ihre Schirmbar rund 594 Kilometer und sieben Stunden Fahrt zurückgelegt. „Wir haben die Einzelteile dann erst einmal eingelagert, um in Ruhe zu überlegen, wie wir weiter vorgehen“, so Marcel Borghoff. Sie beantragen eine Baugenehmigung und dann heißt es erstmal abwarten. Ab August finden die Bauarbeiten vor der Schützenhalle statt und ein Fundament wird gebaut. Dach, Boden und Fenster sollen in neuem Glanz erstrahlen. Die Wasser- und Strom-Leitungen werden ebenfalls verlegt. „Wir hatten dabei große Unterstützung: Der ganze Schützenvorstand um den Vorsitzenden Dirk Köhne und viele Freunde haben mit angepackt. Ohne unsere Helfer hätten wir den Aufbau niemals hinbekommen“, so Marcel Borghoff.

Trotz der vielen Helfer mussten Marcel Borghoff und Alex Luce anfangs auch viele kritische Blicke für ihr Projekt einstecken: Einige Bredelarer waren skeptisch, inwieweit die Schirmbar ins Dorf reinpasst und ob sie mit der Schützenhalle vereinbar ist. „Wir hatten einfach das Gefühl, wir müssen mal etwas Neues wagen und über den Tellerrand schauen. Eine Schirmbar ist zwar etwas ganz anderes, aber so etwas hat nun einmal nicht jeder Schützenverein!“

Ein Stück Skiurlaub im Sauerland

Bis zum 11. November musste die Schirmbar fertig sein: Dann stand nämlich die erste richtige Party an. „Die Schirmbars in Bayern und Österreich haben fast alle einen Namen mit S und Apostroph. Deshalb haben wir unsere Schirmbar S’GOAS genannt – das bedeutet so viel wie: Unsere Ziege. Den Namen hatten wir direkt im Kopf“, verrät Marcel Borghoff. Zur Eröffnung der Ziege feiern die Bredelarer bei ausgelassener Stimmung eine Après Ski-Party mit rund 100 Leuten. „An dem Tag waren wir sehr emotional: Zum ersten Mal die fertige Hütte zu sehen war ein ganz tolles Gefühl – vor allem nach der vielen Arbeit und Zeit, die wir in dieses Projekt gesteckt haben!“

Die Schirmbar hat nun einen Namen bekommen: S‘GOAS bedeutet so viel wie „Unsere Ziege“.
Die Schirmbar hat nun einen Namen bekommen: S‘GOAS bedeutet so viel wie „Unsere Ziege“. © Marcel Borghoff | Marcel Borghoff

All die Mühen haben sich für Marcel Borghoff und Alex Luce aber ausgezahlt: „Dieses Projekt ist eine Herzensangelegenheit und das werden die Gäste auch spüren. Man muss im Leben auch mal was Verrücktes wagen. Uns war wichtig, dass das S’GOAS möglichst urig und authentisch rüberkommt. Die Besucher sollen sich fühlen, als wären sie gerade in den Bergen. Sozusagen ein Stück Skiurlaub im Sauerland!“

Großes Event soll Kult-Status erreichen

Die Schirmbar kann über den Bürgerschützenverein Bredelar nun auch für private Geburtstage und Partys für bis zu 60 Gäste vermietet werden. Außerdem planen sie das Après Ski-Event „S’GOAS & Friends“ für den Herbst: Um die Schirmbar herum soll auf dem Schützenplatz in Bredelar gefeiert werden. „Ein solches Event wollen wir ab jetzt jedes Jahr aufziehen und immer einen Après Ski-Künstler auftreten lassen. Am 26. Oktober kommt die bayrische Sängerin Susal zu uns nach Bredelar“, erzählt Marcel Borghoff. Der Kartenvorverkauf startet dafür am 1. Juni. „Wir hoffen, dass dieses Event eines Tages Kult-Charakter bekommt und sich etablieren wird!“