Brilon. Damit ist die neue Klärstufe die erste von zehn geplanten Anlagen des Ruhrverbands. Sogar der Umweltminister schaut sich das vor Ort an.

In Brilon wurde Pionierarbeit geleistet: Am 2. Mai konnte die vierte Reinigungsstufe der Kläranlage in Betrieb genommen werden. Dazu reiste auch Verkehrs- und Umweltminister Oliver Krischer von Bündnis90/Die Grünen zur feierlichen Eröffnung ins Briloner Gewerbegebiet am Ostring an.

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Zunächst begrüßte der Vorsitzende des Ruhrverbandes die zahlreichen Gäste aus Politik und den am Bau beteiligten Firmen: „Wir stehen hier am Beginn einer neuen Periode“, macht Prof. Norbert Jardin klar. Deutschland stehe vor der Frage, wie auch in Zukunft „die Wasserversorgung sichergestellt werden kann“, so Jardin. Die Trockenperioden machten die Wasserreinigung zunehmend schwieriger, sogenannte Mikroschadstoffe, die sich rapide verbreiten: „Wir vom Ruhrverband haben uns daher entschieden, nach einem risikobasierten Ansatz insgesamt zehn Anlagen in unserem Bereich mit einer neuen Reinigungsstufe auszustatten“, so der Vorstandsvorsitzende. So habe die neue Reinigungsstufe vor allem zwei Funktionen: „Zum einen filtern wir damit Mikroschadstoffe, die zum Beispiel aus Kosmetik, aus Arzneimitteln oder Bioziden stammen, herausfiltern. Zum anderen können wir den Nährstoffgehalt des Wassers beeinflussen und den Phosphor- und Ammoniumgehalt regulieren“, erklärt Jardin. Das sei auch ein Beitrag für den Gewässerschutz.

Umweltminister Oliver Krischer reiste aus Düsseldorf an.
Umweltminister Oliver Krischer reiste aus Düsseldorf an. © WP | Franz Köster

In der begleitenden Pressemitteilung heißt es zu dem Projekt: „Herzstück dieser weitergehenden Reinigungsstufe ist eine Flockungsfiltration mit kombinierter Pulveraktivkohle (PAK)-Dosierung im Vollstromverfahren. Hinzu kommt eine Fällmittelstation zur weitestgehenden Phosphor-Elimination, die am Standort des früheren dritten Schönungsteichs errichtet wurde. Die Flockungsfiltration besteht im Wesentlichen aus drei nacheinander durchflossenen Kontaktbecken mit jeweils einem Hyperboloid-Rührwerk. Auch der Bürgermeister kam in seiner Rede bei diesem Satz an seine sprachlichen Grenzen: „Da kenne ich mich leider nicht aus“, so Dr. Christof Bartsch.

Spatenstich im Jahr 2022

Aber Jardin meint, in der Praxis sei das alles ganz einfach: „Wir geben in dieser Reinigungsstufe Aktivkohle zum Wasser. Daran binden sich die Schadstoffe an die Aktivkohle und werden über eine patentierte Technik herausgefiltert. In weiteren Schritten können wir in sogenannten Fällbecken noch den Phosphor- und den Stickstoffgehalt des Wassers regulieren“, so die Erklärung des Experten. Darüber hinaus hat der Bürgermeister aber nur Lob mitgebracht: „Ich kann mich noch gut an den Spatenstich im Jahr 2022 erinnern und die versprochene Bauzeit wurde eingehalten“, so der Bürgermeister, auch in Richtung der zahlreichen beteiligten lokalen Firmen. Die neue Reinigungsstufe sei auch „eine Reaktion auf die Art, wie wir leben“, so Bartsch. Die Stadt sei durch Renaturierungsmaßnahmen an Hunderbecke und Möhne aber auch bereits in Vorleistung gegangen: „Auch wenn wir eigentlich ja gar nicht so ganz genau wissen, wo die Möhne eigentlich überhaupt entspringt“, scherzt der Bürgermeister. Die Stadt habe das aber irgendwann mal mit einem Schild im Kurpark entschieden. „Für uns in Brilon bedeutet die neue Reinigungsstufe der Kläranlage Planungssicherheit für die weitere städtebauliche Entwicklung bei gleichzeitig sauberen Gewässern. Wir sind natürlich auch ein wenig stolz darüber, nun eine innovative Abwasserreinigungsanlage in der Stadt Brilon zu haben“, so der Bürgermeister weiter.

Die Anlage in Brilon ist die erste von zehn Modernisierungsvorhaben des Ruhrverbandes.
Die Anlage in Brilon ist die erste von zehn Modernisierungsvorhaben des Ruhrverbandes. © WP | Franz Köster

Umweltminister Oliver Krischer betont die Notwendigkeit derartiger Maßnahmen: „Das ist ein erheblicher Beitrag zur Verbesserung der Wasserqualität. Wir müssen hier einfach im Hinblick auf Klimakrise aktiv werden“, so der grüne Minister mit Hinweis auf zunehmende Extremwetterereignisse. Die Belastung durch Mikroschadstoffen sei hochproblematisch: „Konventionelle Kläranlagen sind nicht in der Lage, das herauszufiltern“, so Krischer. „Niemand möchte das Trinken“, wird der Minister deutlich und lobt das neue Klärsystem abschließend auch als „Beitrag zur Wasserqualität in der gesamten Region.“ Erste Messungen bestätigen die Hoffnungen, die in das Projekt gesetzt werden: „Eine Schadstoffmessung steht zwar noch aus, bei den Nährstoffen konnten wir jedoch bereits signifikante Erfolge messen“, so Prof. Norbert Jardin. Von diesem Beitrag zum Gewässerschutz profitiere auch die Möhne, in die die Hunderbecke nach nur rund einem Kilometer Fließstrecke mündet.

Umfassende Modernisierung seit 2022

Seit 2022 wurde die Kläranlage in Brilon umfassend modernisiert. Neben neuen Becken und Anlagen zur Reinigung des Abwassers wurden auch Technik und Infrastruktur auf den neuesten Stand gebracht. Durch den Ausbau der Belüftungsanlage kann der Ammoniumstickstoff im Abwasser jetzt besser abgebaut werden. Ein neuer Abfüllplatz und eine verbesserte Zufahrt erleichtern die Weiterverarbeitung des gereinigten Wassers. Die Straßen und Wege auf dem Kläranlagengelände wurden erneuert und das gesamte Gelände neu eingezäunt. Auch die Messtechnik wurde modernisiert, um die Reinigungsleistung der Anlage optimal zu überwachen. Die vierte Reinigungsstufe wurde vom Land Nordrhein-Westfalen mit zwei Millionen Euro gefördert. Die Gesamtkosten des Projekts betragen rund 5,3 Millionen Euro. Ursprünglich waren 4,5 Millionen Euro veranschlagt, doch die Preise für Baumaterial und Technik sind in den letzten Jahren stark gestiegen, so die Erklärung des Ruhrverbandes.