Brilon. Ein Neubau an der Engelbertschule macht das Gebäude überflüssig. Wie die Schule weitergenutzt werden soll, steht noch nicht fest.

Obwohl das Gesetz zum Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für Grundschulkinder erst 2026 in Kraft tritt, muss es jetzt schnell gehen mit dem geplanten Anbau an Grundschule St. Engelbert in Brilon. Den Grund dafür erläutert Bauamtsleiter Marcus Bange in der Sitzung des Bauausschusses: „Wir müssen europaweit ausschreiben. Und das dauert“.

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So rechnet das Bauamt erst im nächsten Jahr mit dem Beginn der Planungen, der tatsächliche Bau könnte sich sogar noch über das Jahr 2026 hinausziehen. In die Preisberechnung ist das aber alles schon eingeplant: 7,4 Millionen Euro soll der Anbau kosten. Am aktuellen Standort der Engelbertschule sollen dann alle Unterrichts- und OGS-Räume in einem zweistöckigen Gebäude, welches auf den aktuellen Schulhof ragt, konzentriert werden; der bisherige Teilstandort Martin-Luther-Schule soll aufgegeben werden. Das ist Variante K1. Als Variante K2 wurde ein einstöckiger Bau ins Spiel gebracht, der jedoch auf wenig Begeisterung bei den anwesenden Politikern stieß. Auch die Schulleitung der Engelbertschule hatte sich im Vorfeld für die Variante K1 ausgesprochen. Ein Preisschild gibt es auch: 6,1 Millionen wurden für diese Variante vom Bauamt errechnet. Wie auch bei K1 flossen hier Risiko- und Preissteigerungsaufschläge in die Berechnung mit ein.

Die Engelbertschule in Brilon. Der Rechtsanspruch auf OGS sorgt für Veränderungen.
Die Engelbertschule in Brilon. Der Rechtsanspruch auf OGS sorgt für Veränderungen. © Hans Blossey

Fünfzügigkeit geplant

Der Grund für den Neubau: Mit dem zukünftigen Schuljahr 2024/2025 werden alle Jahrgangsstufen der St. Engelbert-Grundschule in fünf Zügen organisiert. Damit sei die Obergrenze der Raumkapazität sowohl am Hauptstandort als auch im Nebenstandort erschöpft, heißt es im Antragstext an den Bauausschuss. Um die steigende Schülerzahl innerhalb der vorhandenen Flächen betreuen zu können, mussten bereits in der Vergangenheit Mehrzweck- und Fachräume, wie z.B. ein PC-Raum oder Differenzierungsräume, aufgegeben und als allgemeiner Unterrichtsraum umgenutzt werden. Für die Betreuungsangebote seien die Raumflächen ebenfalls ausgereizt, sodass mit 100 Kindern (organisiert in vier Gruppen) in der OGS und mit ca. 160 Kindern in der „8-1-Betreuung“ die Kapazitäten absehbar erschöpft sind, so die Prognose der Verwaltung.

Ratsmitglieder sprechen sich mehrheitlich für Variante K1 aus

„Die Argumente sprechen eindeutig für die erste Variante“, findet SPD-Ratsherr Richard Stappert. Ein eingeschossiger Bau mache überhaupt keinen Sinn, so Stappert, da man so die vorhandene Fläche überhaupt nicht richtig ausnutze: „Die Preisdifferenz ist daher vertretbar“, so der SPD-Politiker. Das sieht auch Wolfgang Diekmann von der CDU so, der jedoch die Frage aufwirft: „Was passiert eigentlich mit dem alten Gebäude?“ Er kritisiert, dass die Stadt durch den Neubau zwar die von Bund und Ländern geforderten Aufgaben erfülle, die Stadt aber auf der Finanzierung sitzen bleibe. Das sei ein generelles Problem, denn eigentlich gebe es ja auch das sogenannte Konnexitätsprinzip in NRW, so Marcus Bange: „Das bedeutet: Wer die Musik bestellt, muss sie eigentlich auch bezahlen“, so Bange. Was mit dem alten Gebäude der Martin-Luther-Schule passiert, ist derzeit noch nicht klar. Nicht unwahrscheinlich ist, dass die Stadt das Gebäude auch selbst nutzen wird. SPD-Ratsherr Günter Wiese schlägt im Zusammenhang mit dem Neubau vor, den Gestaltungsbeirat der Stadt Brilon miteinzubeziehen: „Damit sich das Gebäude auch in die gewachsene Nachbarschaft einfügt“, so Wiese.

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BBL-Fraktion kritisiert beide Konzepte

Lediglich die BBL konnte keines der beiden Konzepte überzeugen: „Wir finden, dass die vorhandenen Räume noch effektiver genutzt werden könnten“, so Fraktionssprecherin Frauke Müthing. Ihrer Ansicht nach würden die vorhandenen OGS-Räume noch nicht ausreichend genutzt, sodass hier die Möglichkeit bestünde, durch eine effizientere Planung ausreichend Raum zu schaffen. Dem widersprach sowohl Bauamtsleiter Marcus Bange als auch die anwesende Schulleiterin Monika Aßheuer-Waller, die eigentlich nur Besucherin war, sich auf Einladung des Ausschuss-Vorsitzenden Jürgen Kürmann trotzdem an der Debatte beteiligen durfte: „Auch die OGS-Räume werden aktuell schon mitgenutzt“, so die deutliche Aussage der Schulleiterin. Bei Enthaltung der BBL-Fraktion empfiehlt der Bauausschuss dem Rat der Stadt Brilon nun die Umsetzung der Variante K1. Der Rat wird die Entscheidung voraussichtlich in seiner Sitzung am 2. Mai treffen.