Winterberg. Neues Programm, vertrautes Gesicht. Kabarettistin Karin Berkenkopf, alias Frieda Braun aus Winterberg, füllt Säle in Köln, Berlin und Brilon.
Köln, Hamburg, Berlin - Frieda Braun alias Karin Berkenkopf aus Winterberg tritt in den ganz großen Häusern der Republik auf. Oft mehrere Tage nacheinander am selben Ort und fast immer vor ausverkauftem Haus. Am 19. und 20. April geht sie erstmals mit ihrem neuen Programm „Auf ganzer Linie“ in Bestwig auf die Bühne. Beide Abende sind ausverkauft. In Brilon ist sie am 7. und 8. Juni. Was macht „Frieda Braun“ zur Kultfigur und warum funktioniert der Humor aus dem Sauerland bundesweit? Der Autor und Frieda kennen sich schon lang, daher das persönliche Du.
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Gehe ich Recht in der Annahme (ach, der gute alte Robert Lembke), dass Dein neues Programm am 19. April mal wieder in Bestwig Premiere hat und dass es „Auf ganzer Linie“ heißt?
Beides richtig! Es gibt einige Vorpremieren, also das Ausprobieren vor kleinerem Publikum, und dann am 19. April die eigentliche Premiere von „Auf ganzer Linie“ in Bestwig. Das hat inzwischen Tradition.
Das wievielte Programm ist es und wie schaffst Du es, die Programme auseinanderzuhalten – zumal Du sie ja auch alle in petto haben musst und an unterschiedlichen Orten, andere Programme spielst. Kommt es schon mal vor, dass sich die Szenen an einem Abend (absichtlich oder unbeabsichtigt) vermischen? Spielst Du die ersten Programm auch noch?
„Auf ganzer Linie“ ist mein elfes Programm. Abgesehen von dem Durcheinander in der Corona-Zeit schreibe ich alle zweieinhalb bis drei Jahre etwas Neues. Eigentlich habe ich immer drei Programme parallel im Angebot. Aber auch das hat sich durch Corona verschoben: Jetzt spiele ich vier Programme gleichzeitig. Bestehende Programme im Gedächtnis zu behalten, ist weniger schwierig, als neue Geschichten erst einmal in den Kopf zu bekommen. Aber: Da ich keine Autoren beauftrage, sondern alles selbst schreibe, ist das Auswendiglernen schon ein wenig leichter. Programme komplett verwechseln? Nein, das ist mir noch nie passiert. Klar kommt es vor, dass ich mal den einen oder anderen Absatz vergesse – falls darin eine gute Pointe war, ärgere ich mich nachher. Wenn ich ein Programm länger nicht gespielt habe, sitzt der Text manchmal nicht mehr so gut. Ich habe mir daher angewöhnt, den Ton während der Shows mitzuschneiden. So kann ich mir das entsprechende Programm bei Bedarf anhören – das ist wesentlich wirksamer, als das Manuskript noch einmal zu lesen. Auch beim Auswendiglernen nutze ich diese Technik: Ich lese den neuen Text aufs Handy und höre ihn mir in Endlosschleife an. Praktisch ist, dass ich dabei direkt weiß, wie viel Zeit ich für die einzelnen Nummern einplanen muss.
Neues Programm und Premiere in Bestwig gehören für Dich untrennbar zusammen. Was verbindet Dich mit der Lokalität?
Das Kultur-Pur-Team hat sich in den Jahren als sehr premierentauglich erwiesen. Alle wissen: Meine Nerven liegen blank. Was auch wichtig ist: Licht, Ton, Bühne – mein „Arbeitsplatz“ dort ist perfekt ausgestattet.
Worum geht es Deinem neuen Programm? Kannst Du das kurz skizzieren. Oder Hand aufs Herz: Ist es überhaupt schon fertig: Ist ja noch eine gute Woche…
Es ist noch nicht ganz fertig, aber es fuckelt sich zurecht. Einige der Themen: Der Drang der Frauen, ihre Wohnungen immer wieder zu verändern. Der (Irr?)Glaube der Männer, die besseren Handwerker zu sein. Die Werbung in Baumärkten, die Männer und Frauen völlig unterschiedlich anspricht.
Wie schreibst Du so ein Programm. Muss ich mir das so vorstellen, dass Du bei einer großen Kanne Kaffee am Schreibtisch sitzt und auf die Eingebung wartest, dann doch lieber noch rasch den Trockner anstellst und die Teppichfransen bürstest? Oder ist das harte Arbeit, an die Du mit ganz viel Disziplin herangehen musst?
Letzteres: Ich klebe stundenlang am Schreibtisch, verkrampfe mir die Schulter und freue mich, wenn dabei draußen schlechtes Wetter herrscht. Aber natürlich brauche ich auch den Austausch mit anderen Menschen – das ist der angenehmere Teil der Kreation.
Dein Tourneeplan ist atemberaubend voll: Münster, Bremen, Dortmund, Berlin und natürlich Brilon und Bestwig – hättest Du Dir damals vorstellen können, dass Du mit Deiner Arbeit als Kabarettistin so viel Erfolg haben würdest?
Ich habe zwar immer gewusst, dass da ein komisches Talent in mir schlummert. Aber dass es mir gelingen könnte, mehrere hundert Menschen zwei Stunden lang zum Lachen zu bringen – nein, das hab ich mir nicht vorstellen können.
Hat dieser Erfolg mit dir persönlich etwas gemacht – abgesehen davon, dass Du die ganze Republik bereist und selten zu Hause bist?
Was etwas mit mir gemacht hat, ist auf jeden Fall das große Glück, einen Beruf auszuüben, der mich immer wieder mit Freude erfüllt. Und dann der Applaus und der Zuspruch meiner Fans – das ist wie ein warmer, wunderbarer Regen nach getaner Arbeit.
Viele Veranstalter beklagen, dass die Zuschauerzahlen weit hinter Corona zurückliegen. Bei Dir sehe ich oft „Ausverkauft!“ im Tourneeplan stehen. Hast Du dafür eine Erklärung?
Meine Geschichten und Texte enthalten keine Politik, sondern Alltagsthemen. Die sprechen naturgemäß ein größeres Publikum an.
In Anbetracht der allgemeinen und weltpolitischen Lage kann einem ja manchmal das Lachen vergehen. Worüber kannst Du lachen?
Über (und mit) meinen Partner Joseph. Über den Dackel meiner Cousine. Über bestimmte Podcasts. In den letzten Tagen habe ich auch viel gelacht mit Leuten, die ich aus Recherchegründen zu bestimmten Themen befragt habe.
Bist Du eigentlich ganz allein auf Tour oder begleitet Dich jemand? Wie wichtig ist Dein Lebenspartner Joseph Collard, der ja zu den weltbesten visuellen Bühnenkünstlern gehört, für Dein Programm?
Joseph ist als mein Regisseur gerade für die visuelle Komik, also die Körpersprache auf der Bühne, enorm wichtig. Er begleitet mich oft auf Tourneen - auch meine Agentin Frauke Stehl kommt hin und wieder mit und organisiert alles bestens rund um mich herum.
Wenn man viel unterwegs ist, erlebt man viel. Ist Dir eine besondere Schmonzette in Erinnerung geblieben?
Was ich nie vergessen werde, ist meine Nacht mit den Bettwanzen im Hotel. Ich wachte mitten in der Nacht auf, weil es überall juckte. Brille auf und dann: ein olympiareifer Sprung aus dem Bett. Unzählige Wanzen hatten sich hungrig um mich versammelt. Die Bisse zeigen sich übrigens erst Tage später, da kommt dann nochmal Freude auf. Lustig war die Geschichte mit dem höflichen, aber unerfahrenen Nachtportier - mit vermutlich indischen Wurzeln - in Düsseldorf: Ich wachte gegen 2 Uhr nachts auf, weil der Fernseher noch lief und sich nicht ausstellen ließ. Netzstecker ziehen ging auch nicht – alle Anschlüsse waren hinter Holz verbaut. Also Anruf beim Nachtportier. Er fragte: „Sind Sie allein oder ist Ihr Mann bei Ihnen?“ „Ich bin allein.“ „Dann komme ich jetzt zu Ihnen.“ „HALT: Was hätten Sie denn getan, wenn mein Mann hier wäre?“ „Dann hätte ich ihm erklärt, wie das Gerät sich ausschalten lässt.“ „Aha. Dann erklären Sie mir das doch einfach mal“. Die Lösung war dann ganz einfach. Es gab im Flur innerhalb meines Zimmers einen Sicherungskasten, den ich vorher nicht gesehen hatte. Da musste ein Schalter umgelegt werden und schon war das Problem erledigt.
Ist Frieda Braun eigentlich im Laufe der Zeit auch gealtert? Wie alt ist sie jetzt und wie lange wird es „Frieda“ noch geben?
Frieda ist meiner Wahrnehmung nach im Vergleich zu den Anfangsjahren eher jünger geworden. Aber vielleicht kommt mir das nur so vor, weil wir uns altersmäßig nahe sind. Ihr wahres Alter ist natürlich ein Geheimnis und wird nicht verraten. Nur so viel: Sie ist auf jeden Fall fit genug, um sich noch einige Jahre auf der Bühne zu halten.