Brilon-Wald. Vom Tik-Tok-Hype zum Hoteltraum: Larina Lienenbecker ging mit ihrem Hotel-Umbau viral. Nach zwei Jahren Betrieb zieht sie nun eine Bilanz.
Irgendwann folgen Larina Lienenbecker 130.000 Menschen bei TikTok. Der Umbau des Schlosshotel Brilon-Wald, in den sie lange Zeit regelmäßige Einblicke in den Sozialen Medien gibt, wird von Tausenden verfolgt, kommentiert, geliket. Vor zwei Jahren im Mai eröffnete Larina Lienenbecker nach mehr als zwei Jahren intensivem Umbau ihr eigenes Hotel, mit gerade einmal 25 Jahren. Seitdem läuft es rund für sie. Grund genug, Bilanz zu ziehen. Wie waren die letzten zwei Jahre?
Die letzten Jahre waren wie in einem Rausch
Larina Lienenbecker lässt sich auf einen der gemütlichen Stühle in dem hellen modernen Speiseraum fallen. In ihrem Kakaoglas klirren Eiswürfel. „Wenn es schon so warm ist, dürfen auch schon morgens Eiswürfel in den Kakao“, sagt sie bestimmt und lacht herzlich. Für sie ist es fast ein wenig verrückt, auf die letzten zwei Jahre zurückzublicken. „Mich hat es damals richtig in den Fingern gejuckt, endlich zu eröffnen. Das erste Dreivierteljahr war damals wie ein Rausch“, sagt sie. Ihre erste Feuerprobe hat sie damals mit einer Hochzeit, einen Monat nach Eröffnung. „Das Paar hat sich unser Hotel angeschaut, als es noch eine Baustelle gewesen ist. Sie hatten uns über Social Media verfolgt und eine tolle Vorstellungskraft, also entschieden sie sich, ihre Hochzeit bei uns zu feiern.“
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So läuft es oft am Anfang für Larina Lienenbecker, viele Gäste kommen wegen ihres Social-Media-Einsatzes zu ihr. „Wer fährt schon in ein Hotel ohne Bewertungen?“, sagt sie. Ihre Arbeit, die Transparenz bei dem Umbau - es hat sich gelohnt. Viele Gäste haben ihre Umbau-Videos bei TikTok verfolgt und kurzerhand ein Zimmer gebucht. Lange nimmt Larina Lienenbecker sich vor, die Riesen des Tourismus wie Booking nicht zu nutzen, ohne geht es aber irgendwann nicht mehr. Zwar muss sie bei Buchungen über die Reiseportale im Netz zwischen 15 und 20 Prozent des Preises abgeben, aber sobald das Schlosshotel dort gelistet wurde, wird es kontinuierlich gebucht. Der Startschuss für sie. Die ersten Bewertungen trudeln ein, mittlerweile sind es 600 oder 700 Bewertungen auf allen großen Portalen, die Larina Lienenbecker bekommen hat. Größtenteils kommen Wanderer, Sportler oder Skifahrer, die Hauptzielgruppe, wie sie sagt. Auch Familientreffen finden oft in dem Hotel in Brilon-Wald statt, Pärchen nehmen sich hier eine Auszeit, Geschäftsreisende steigen hier ab. „Für Familien mit Kindern sind wir nicht das Hauptziel, denn wir liegen sehr nah an der Straße“, sagt sie. „Das ist auch unser Hauptkritikpunkt, aber leider nicht veränderbar. Wenn ich könnte, würde ich das Hotel auch gerne weiter in den Berg versetzen“, sagt sie und lacht.
Larina Lienenbecker gerät in eine Depression und zieht sich eine Zeit lang zurück
Für Larina Lienenbecker war ihr Traum harte Arbeit. Sie schmeißt das Schlosshotel anfangs mit einem fünfköpfigen Team. Freizeit hat sie kaum. Phasen, in denen Personal fehlt, sind schwer. Für sie sind die zwei Jahre seit der Eröffnung auch mit viel persönlichem Wachstum verbunden. „Ich muss mich mit Lieferanten auseinandersetzen, mit Gästen die vielleicht mal auf dem Zimmer rauchen, obwohl sie es nicht dürfen. Letztens hatten wir einen Wasserschaden und mein Team hat mich gefragt, warum ich so ruhig bleibe. Ich habe gelernt, gelassener mit solchen Situationen umzugehen“, sagt sie. Leicht war das alles nicht. Das ständige Feedback dem sie naturgemäß durch Gäste, Team, Social Media und ihrer Umgebung ausgesetzt ist, setzt sie psychisch unter Druck. „Es war nicht immer alles Gold was glänzt.“ Larina Lienenbecker gerät in eine Depression und zieht sich eine Zeit lang zurück. „Das war eine schwere Zeit, aber mir ist es wichtig, menschlich zu bleiben und auch diese Seiten zu zeigen“, sagt sie. Mittlerweile geht es ihr wieder gut, sie kann mit dem Druck besser umgehen.
Von 5 Teammitgliedern auf 30 im Schlosshotel Brilon-Wald gewachsen
Für ihr Team hat Larina Lienenbecker nur warme Worte übrig. Mittlerweile ist es gewachsen, auf fast 30 Leute. Im Hintergrund unterstützen sie ihre Freunde und ihr Mann. „Ja, ich hab mir das alles selbst erarbeitet, aber ohne mein tolles Team würde das nicht funktionieren.“ Sie lächelt. „Manchmal stehe ich draußen vor dem Fenster in der Raucherecke, von dort kann ich in die Küche sehen. Und wenn ich dann sehe, wie vielleicht sechs Menschen aus meinem Team dort zusammenarbeiten, dann könnte ich ein bisschen weinen, weil es mich stolz macht, wie gut wir zusammengewachsen sind.“
Die schönsten Momente im Schlosshotel Brilon-Wald sind die mit den Gästen
Die schönsten Momente sind diese und die Begegnungen zwischen den Gästen. Findet in Willingen ein großes Event statt, treffen sich viele Gäste hier am Morgen beim Frühstück wieder, die dasselbe Konzert besucht haben. „Es ist wundervoll zu sehen, wie die Gäste sich untereinander kennenlernen.“
Für 2024 hat sich Larina Lienenbecker übrigens einiges einfallen lassen. Nicht nur wird es Massagen für Hotel- und externe Gäste geben, sie wird auch Kunstabende mit dem Briloner Tim Guse veranstalten, der einige seiner Werke auch im Schlosshotel Brilon-Wald ausstellen wird. Außerdem wird Outdoor-Yoga angeboten werden, auf der Wiese des Nachbarn. Langweilig wird es für Larina Lienenbecker erst einmal nicht mehr.