Brilon. Lange hat sie gehadert, jetzt muss Lisa Brom den Briloner Bioladen aufgeben. Im Sommer 2024 ist Schluss. Sie erklärt die Gründe für das Aus.
Der Bioladen in Brilon schließt 2024. Das bestätigt Lisa Brom, Betreiberin des Bioladens am Tor an der Derkere Straße, der Westfalenpost. Bis Mitte Juli wird sie den Laden weiterbetreiben, dann soll Schluss sein. Die Stammkunden der Brilonerin wissen schon Bescheid, ein Aushang soll noch folgen. Die Westfalenpost trifft Lisa Brom zum Gespräch über die Gründe und ihre Gefühle rund um die Schließung ihres Geschäfts.
Die Gründe für die Schließung waren finanziell
„Ich weiß schon länger, das ich schließen will, aber ich wollte die Nachricht nicht in der Vorweihnachtszeit verbreiten“, sagt Lisa Brom. Ihre Kunden wollte sie vor den Feiertagen damit nicht belasten. Jetzt fühlt sie sich bereit, darüber zu sprechen - und das vollkommen ehrlich. „Die Gründe für die Schließung waren finanziell. Und diese Gründe sind immer gravierender geworden. Ich habe gemerkt, dass das nicht nur eine Phase ist und der Umsatz sich nicht irgendwann einpendelt. Es ging Stück für Stück immer weiter runter.“ Lisa Brom sagt, dass sie in den letzten Monaten sozusagen ehrenamtlich gearbeitet habe, der Umsatz sei zu stark gesunken.
Schwemme an günstigen bis billigen Bio-Produkten in den Supermärkten
Warum der Umsatz einbricht? Ein Blick zurück: Im März 2023 spricht sie mit der WP schon über die heftige Konkurrenz-Situation, die sie aushalten muss. Die wachsende Beliebtheit für Bio-Produkte vor allem im Lebensmittelbereich sorgt für eine Schwemme an günstigen bis billigen Bio-Produkten in den Supermärkten und wird zum Problem für den Briloner Bioladen. Immer mehr Großhändler und Hersteller verkaufen ihre Produkte nun an den Supermarkt – womit dieser zu einer direkten Konkurrenz für Lisa Brom wird. „Das ist ein totaler Kampf“, sagt sie schon damals. „Ich war vor kurzem im Hit unterwegs und habe dort viele Produkte gesehen, die wir auch verkaufen.“ Die Preise seien zwar identisch gewesen, dennoch wird das für Lisa Brom zum Problem. Kunden könnten auf den Extra-Weg zu ihr verzichten, da sie ihre Alleinstellungsmerkmale verliert, wenn ihre Lieferanten auch die Supermärkte beliefern. „Und die Kunden sind eben größtenteils bequem“, sagt sie. Eigentlich will sie kämpfen. Will sich mit ihrer Beratung von den Supermärkten abheben, mit dem persönlichen Kontakt zu den Kunden. Dann kommt dieser eine Tag im November.
Immer mal wieder sei ihr der Gedanke gekommen, aufzuhören. Das ganze Jahr habe sie sich mit der Idee getragen, habe gehadert. An einem Tag im November, kurz nach den Herbstferien, schickt ihr ihre Mitarbeiterin die Tagesumsätze. „Ich dachte nur: Ich will nicht mehr. An diesem Abend habe ich beschlossen, aufzuhören.“ Sie ruft direkt ihren Vermieter an, schickt das Kündigungsschreiben los. Sie schläft in dieser Nacht so gut wie seit einem halben Jahr nicht mehr.
Viele Stammkunden zeigen Bedauern, aber auch Verständnis
Den Stammkunden hat sie mittlerweile alles erzählt. Am Anfang sei das schwer gewesen. Gerade die Stammkunden hätten den Laden getragen, wären regelmäßig gekommen und hätten auch die Preissteigerungen hingenommen. Viele Stammkunden zeigen Bedauern, aber auch Verständnis. Nehmen ihre Entscheidung gut auf. Das erleichtert Lisa Brom. „Ich sage stets, dass ich von dem Laden auch leben muss, das geht nicht mehr.“ Je öffentlicher ihre Entscheidung wird, desto erleichterter fühlt sie sich. „Vor der Entscheidung ging es mir richtig schlecht. Ich habe gehadert und immer wieder neue Lösungen gesucht. Das Gefühl, jetzt noch sechs Monate die Zeit mit den Kunden zu genießen ohne den Druck, immer neue Lösungen liefern zu müssen, tut gut.“
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Ihr Blick in die Zukunft der Briloner Innenstadt ist weniger zuversichtlich
Sechs Jahre ist Lisa Brom schon in dem Bioladen. 2018 hat sie den Bioladen in Brilon von Ursula Kracht-Philipp übernommen. Es ist ein besonderer Lebensabschnitt für sie. „Meine Kinder sind mit dem Laden großgeworden. Hier geht ein Lebensabschnitt für uns zuende.“ Einen Plan für den Sommer, wenn der Laden schließt, hat sie noch nicht. Aber sie ist optimistisch. „Ich bin ausgebildete Industriekauffrau und habe eine Ausbildung im Pflegebereich, ich werde etwas passendes finden.“ Ihr Blick in die Zukunft der Briloner Innenstadt ist weniger zuversichtlich. „Meinen Lebensmittelladen kann man nur schwer mit dem normalen Einzelhandel vergleichen“, sagt sie zwar. Dennoch: „Wir müssen an die Menschen appellieren, die Innenstadt zu erhalten und nicht auf das bequeme Onlineshoppen zurückzugreifen. Dann geht das Bummeln verloren und das Innenstadterlebnis gleich mit.“
Genossen hat sie auch die Entschleunigung, die Ruhe
Lisa Brom blickt aber gern auf die Zeit in ihrem Bioladen zurück. Ihr Highlight werden die Kundengespräche bleiben. „Wir waren manchmal auch ein bisschen Therapiepraxis“, sagt sie lachend. Genossen hat sie auch die Entschleunigung, die Ruhe, die die Menschen mit in ihren Laden gebracht haben. „Es war ein ruhiges und entspanntes Arbeiten ohne Alltagshetze, das will ich mir erhalten, denn ich habe für mich persönlich viel daraus gelernt.“