Brilon. Nur wenige Künstler können heute von ihrem Beruf leben. Zwei Maler aus Brilon berichten, wie das Internet die Kunstszene beeinflusst.
Nur die wenigsten Künstler können heutzutage von ihrem Beruf leben. Bei der Masse an Inhalten im Internet herauszustechen, ist schwierig. Zwei Briloner Künstler berichten, wie sie den Einfluss von Social Media auf die Kunstszene erleben.
Kunst hat Jörg Langhans schon immer fasziniert
Die Malerei war schon immer eine große Leidenschaft von Jörg Langhans. „Bilder, die ich gesehen habe, haben mich schon immer interessiert“, erzählt er. Selbst mit dem Malen angefangen hat er jedoch erst 1996. Er nahm sogar Unterricht bei dem Künstler Hermann Hein in Bad Wünnenberg, um sich auch das handwerkliche Wissen anzueignen. Seine erste Ausstellung hatte er dann in Olsberg. Durch seine Mitgliedschaft im Kunstverein kamen noch viele weitere hinzu, so zum Beispiel im Museum Haus Hövener und in der Sparkasse.
Hauptsächlich malt er Landschaften. Besonders das Meer und Urlaubsmotive haben es ihm angetan. Leuchttürme, ein Strandkorb, aber auch ein Bild des Briloner Rathauses hängen an seiner Wand. Seine Wohnung ist auch gleichzeitig sein Atelier. Er zeichnet Skizzen vor Ort und für alles, was er sich nicht live anschauen kann, lässt er sich von Fotomotiven inspirieren. „Meist male ich mit Acrylfarbe, da sie schnell trocknet, aber auch Aquarelle“, berichtet der Maler. In seinen Anfängen habe er mit Ölfarbe gemalt, die Trocknung sei jedoch sehr schwer. Bis ein Bild fertig sei, dauere es mehrere Tage.
Internationaler Künstler mit gleichem Namen
Googelt man seinen Namen, ist man sehr erstaunt, da man eine lange Biographie mit zahlreichen Ausstellungen in Frankreich, Spanien und Belgien findet. Über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist Jörg Langhans aus Brilon jedoch nicht. In Frankreich gibt es einen Maler mit dem gleichen Namen. „So bekannt bin ich noch nicht, das muss noch kommen“, sagt der Briloner lachend. Von der Kunst leben könnten nur die wenigsten Künstler. Vor allem auf dem Land sei es schwer, viele Leute auf sich aufmerksam zu machen. Das Interesse an Kunst sei da, was Jörg Langhans während seiner Ausstellungen immer wieder erlebt. „Ich höre oft den Satz ‚Das gefällt mir‘“, erzählt er. Zurückkommen, um das Bild dann auch zu kaufen, würde jedoch kaum jemand. Er hat auch einen Kunstdruckverlag gegründet, wo er neben Kunstdrucken auch Malerbedarf verkauft. Von den Einnahmen durch die Drucke würde jedoch nicht sehr viel übrig bleiben. „So viel Geld kommt beim Künstler nicht an“, bedauert Langhans.
Hauptberuflich arbeitet er an einer Tankstelle. In Kursen an der Volkshochschule wollte er seine Leidenschaft für die Malerei an Kinder weitergeben. 2020 war alles schon geplant gewesen - dann kam die Corona-Pandemie. Für viele freischaffenden Künstler ein schwerer Rückschlag: Keine Kurse, keine Ausstellungen. Und für alle, die sich der Kunst nur nebenberuflich widmen, auch keine finanzielle Unterstützung. Es wird jedoch darüber nachgedacht, vom Kunstverein Malkurse für Kinder und eventuell auch Erwachsene anzubieten.
Masse im Internet nimmt Kunst Besonderes
Die Masse an Inhalten, die den Leuten im Internet zur Verfügung steht, stelle ein großes Problem für alle Arten von Kunst dar: Musik, Literatur, Film und Malerei. Für CDs von Musikern würden die Leute durch Streaming kein Geld mehr ausgeben, ebenso wenig für Kinokarten oder Konzertkarten. „Vieles ist einfach nichts Besonderes mehr“, sagt der Maler. Jeder könne mit Bildern an einer Ausstellung teilnehmen, ein Buch oder einen Song veröffentlichen. Heutzutage noch aus der Masse herauszustechen, sei sehr schwer. Eine Möglichkeit sieht er jedoch in Social Media.
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Monika Voss verbindet Arbeit und Kunst
Auch Monika Voss kann nicht ganz von ihrer Kunst leben. Sie arbeitet hauptberuflich bei einer Immobilienbewertung. Ihr Büro ist auch gleichzeitig ihr Atelier. In allen Räumen hängen Bilder von ihr und sie hat ein kleines Zimmer nur zum Malen. „Es ist schön, bei der Arbeit zwischen den eigenen Bildern zu sitzen“, sagt sie. Auch ihren Kollegen gefällt die bunte Vielfalt im Büro. Sie haben auch schon einige Bilder der Malerin erworben.
Monika Voss hat sich schon seit ihrer Jugend für die Malerei begeistert und vieles ausprobiert. So auch Kohlezeichnungen und Aquarelle. Heute malt sie vornehmlich mit Acrylfarbe und Pastellkreide. Sogar ein Bild aus ihrem ersten Malkurs hängt in ihrem Atelier, das eine Obstschale zeigt. Ihre Leidenschaft liegt jedoch nun auf figürlichen Motiven und Tieren in Verbindung mit der Natur, was man auch an den zahlreichen Bildern an den Wänden der Büroräume erkennt. Für einige Bilder hat sie die Leinwand auch gegen eine Metallplatte eingetauscht und darauf gemalt. Es habe einen sehr besonderen Effekt, wie das Metall durchblitze.
Kunst soll Emotionen auslösen
Meist gehören ihre Bilder in eine Serie. Die neue Serie, an der sie gerade arbeitet, heißt „Tiere im Gesicht“. Dabei verdeckt ein Tier einen Teil des Gesichtes einer Person. „Es geht dabei vor allem darum, die Faszination des Blickes herauszuarbeiten“, erklärt die Künstlerin. Auch in dem Betrachter soll etwas ausgelöst werden „Durch ein sensibles Spiel mit Farben, Licht und Schatten möchte ich dem Betrachter seine Empfindungen und Stimmungen näher bringen. Das Sichtbare mit dem Unsichtbaren verknüpfen und somit Raum für die eigene Wahrnehmung schaffen“, erzählt Monika Voss.
Für die Fertigstellung eines Kunstwerks braucht sie auch keine Monate Zeit. An dem Bild, auf dem eine Frau an einem Baum lehnt, hat sie 15-20 Stunden gemalt. Man brauche aber Muse, um zu malen. Stress und viel Arbeit seien für sie kontraproduktiv. Während des Malens ist sie in ihrer eigenen Welt. „Man merkt, was man noch verändern möchte und kann alles selbst entscheiden“, beschreibt sie. Besonders Acrylfarbe sei perfekt geeignet, etwas noch einmal zu übermalen, wenn es der Künstlerin im Nachhinein doch nicht gefällt.
Foto kann Kunst nicht widerspiegeln
Obwohl sie einige ihrer Bilder auch auf ihrem Instagram-Account vorstellt, sieht sie Social Media nicht als einen geeigneten Weg an, als Künstler erfolgreich zu werden. Es sei eher für jüngere Menschen eine Möglichkeit, sich zu profilieren, aber auch sie glaubt, es sei sehr schwierig aus der Masse herauszustechen. Ein Bild auf diese Weise zu verkaufen, komme selten vor. „Fotografiert kommen die Bilder nicht so gut rüber wie im Original. Die Flecken und Schattierungen verleihen der Leinwand eine Dynamik, die auf einem Foto nicht zu sehen ist“, sagt die Künstlerin. Sie nutzt das Internet eher, um sich von anderen inspirieren zu lassen. Mit der Malerei aufzuhören, kommt für Monika Voss nicht infrage. „Das Malen ist mehr als ein Hobby. Es hat mich jahrelang begleitet und wird mich auch weiter begleiten.“