Madfeld. Geschafft: Tim Humpert ist einer der besten Lehrlinge Deutschlands. Trotz schlechter Noten in der Schule hat er seinen Kampfgeist nie verloren.
Schule Flop, Beruf Top
Zu seiner Schulzeit war Tim Humpert nie ein Überflieger, seine Gesellenprüfung als Fleischer schloss er in der Fleischerei Scharfenbaum in Madfeld mit Bestnoten ab. „Nur, weil man in der Schule nicht gut ist, heißt das nicht, dass man nichts reißen kann“, sagt der Geselle. Die Leistung falle leichter, wenn man das tue, was einem Spaß macht. Mit diesem Motto geht Tim Humpert als positives Beispiel voran. Seine Leistung wurde bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk sogar ausgezeichnet. Er wurde Landesmeister und durfte auch an der Bundesmeisterschaft teilnehmen. Dort belegte er den vierten Platz. Er hatte harte Konkurrenz, seine Einstellung, sich ganz auf seine Arbeit zu konzentrieren, hat ihn jedoch letztendlich auf einen guten vierten Platz gebracht. „Du machst dein Ding, am Ende kriegst du das Ergebnis. Entweder es reicht oder es reicht nicht“, beschreibt der Landesmeister. Trotzdem mussten die Fleischer beim Bundeswettbewerb auch als Team funktionieren und sich gegenseitig helfen, was auch gut gelungen sei. Wenn man beim anschließenden Saubermachen einfach in der Ecke herumstehen würde, würde das gar nicht gut ankommen, so der Geselle. Nach dem Wettbewerb hätten alle zusammen gefeiert und sich ausgetauscht. Durch diesen Austausch könne man die Arbeit in anderen Betrieben kennenlernen, meint Tim Humpert. „Außerdem ist es wichtig, damit sich der Beruf weiterentwickelt“, fügt sein Ausbilder Hans-Jörg Scharfenbaum hinzu.
Der Wettbewerb war gleichzeitig auch ein Casting für die Fleischernationalmannschaft. Ein Ergebnis, wer dabei sein wird, gibt es noch nicht, aber natürlich drücken Tim Humpert alle die Daumen. Das habe er sich anfangs gar nicht vorstellen können. „Am Anfang meiner Ausbildung habe ich gar nicht gedacht, dass ich da hinkommen würde“, gibt er zu. Irgendwann habe es klick gemacht und er habe seine Berufung gefunden.
Lesen Sie auch: Reichspogromnacht: Gedenken in Brilon, Olsberg und Marsberg
Prüfung trotz Verletzung
Dabei war Tim Humpert bei seiner Gesellenprüfung auch noch verletzt. Bei der praktischen Prüfung am Vortag hat er sich bei Schlachten am Daumen verletzt, als er vom Messer abgerutscht ist. Mit sieben Stichen musste er im Krankenhaus genäht werden. Ob er die Prüfung überhaupt ablegen könnte, war erst nicht klar. Einen Spießbraten binden mit verletzter Hand? „Genau mit diesem Daumen muss ich das Messer halten“, erklärt der Geselle. Er kämpft sich durch und besteht als Bester. Fleischer ist kein leichter und ohne die richtige Ausrüstung auch gefährlicher Beruf. Ohne Kettenhandschuhe sollte man mit gefährlichen Werkzeugen wie scharfen Messern nicht arbeiten.
Lesen Sie auch:Hund stirbt in Medebach an Giftköder: Auch Kinder in Gefahr
Schwere körperliche Arbeit
Tim Humpert ist schon mit der Jagd groß geworden. Er hat schon früh seinen Großvater dabei begleitet. Er hat während der achten Klasse sein Praktikum bei der Fleischerei Scharfenbaum gemacht und sogar in den Ferien hat er dort weitergearbeitet. Damit stand sein Berufswunsch fest. Es sei jedoch schwere körperliche Arbeit, die nicht zu unterschätzen wäre. Ins Fitnessstudio braucht er auf jeden Fall nicht zu gehen, um sich fit zu halten. Auch das frühe Aufstehen wäre ihm anfangs schwergefallen, das sei jedoch eine Gewöhnungssache. „Jetzt lege ich mich nachmittags immer noch eine Stunde hin“, erzählt er. Sein Schwerpunkt sei das Zerlegen, es sei jedoch wichtig, auch alles Andere gut zu beherrschen, was sich beim Wettbewerb gezeigt hat. Die drei Jahre Ausbildung bei Scharfenbaum hätten ihn aber sehr gut vorbereitet.
Lesen Sie auch:„Doppeltes Jottchen“: Handgemachte Nudeln aus dem Sauerland
Zu wenig Lehrlinge im Handwerk
Tim Humpert hat mit der Ausbildung als Fleischer bei der Fleischerei Scharfenbaum genau das gefunden, was ihm Spaß macht. „Eine Ausbildung im Handwerk machen leider heute die Allerwenigsten“, sagt Hans-Jörg Scharfenbaum. Die meisten würden nach der Schule studieren gehen und gerade im Handwerk würden überall Lehrlinge gesucht. Dass sich Leute nach dem Studium dazu entschließen, doch einen handwerklichen Beruf zu erlernen, käme selten vor, dabei sei das Handwerk ein Beruf mit Zukunft. Tim Humpert möchte erstmal im Betrieb bleiben und noch seinen Meister machen. In der Berufsschule so gut zu sein wie er lohnt sich auch, da gute Leistungen bei Scharfenbaum mit Prämien belohnt werden. Eine Win-Win-Situation.
Lesen Sie auch:Weihnachtsgeschenke aus Brilon: Tipps aus dem Einzelhandel