Marsberg. Seit 2014 ist Meinolf Kemper Leiter der Propstgemeinde St. Magnus in Marsberg. Er spricht über seinen Glauben und aktuelle Probleme der Kirche.

„Der Glaube entwickelt sich im Leben ständig weiter. Er bestärkt in frohen Momenten, im Durchleben und der Bewältigung von Krisen oder auch durch andere Menschen, die ihn überzeugend leben. Am Ende bleibt nur das Vertrauen zu Gott bestehen“, antwortet Meinolf Kemper aus Marsberg auf die Frage nach dem, was ihn in seinem Beruf motiviert. Er leitet seit 2014 die Propstgemeinde St. Magnus in Marsberg, in der er als dieser eingesetzt ist. Den gebürtigen Rösenbecker lassen die Welle der Kirchenaustritte, die kaum besuchten Gottesdienste sowie die Missbräuche seiner Amtskollegen keineswegs kalt. Im Gespräch mit der WP spricht er über den Ursprung seines Glaubens und die aktuellen Aufgaben der katholischen Kirche.

Früher engere Bindung zwischen der Kirche und dem Familienleben

„Als ich 1986 zum Priester geweiht wurde, waren Kirchenaustritte eher eine Seltenheit. Damals gab es eine engere Bindung zwischen der Kirche und dem Familienleben, die heutzutage immer schwächer wird“, berichtet der 64-Jährige. Die Missbrauchsfälle, die es in der katholischen Kirche gegeben hat, wären ausschlaggebend für den massiven Anstieg der Austritte: „Diese katastrophalen Verbrechen beschämen und müssen umfassend aufgeklärt werden. Das Ganze ist ein großer Lernprozess für die Kirche.“ Die Präventionsarbeit habe heute eine Vorreiterrolle in der Kirche. Alle Ehren- sowie Hauptamtlichen der Kirche müssten Schulungen durchlaufen.

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„Als ich ein Kind war, war es in meiner Familie selbstverständlich zu glauben. Den Ruf Gottes habe ich mit der Zeit mehr und mehr in mir gespürt. Die Überzeugung liegt in meinem Herzen“, erinnert sich Meinolf Kemper an die Ursprünge seines Glaubens und seiner Berufung zurück. Das Zölibat, zu dem er sich mit der Priesterweihe entschieden hat, hält er auch heute noch für angemessen: „Ich bin glücklich so und würde mich noch mal so entscheiden. Es ist die Lebensform Jesu, der ja auch nicht verheiratet war.“ Er sieht seine Verantwortungen im Bereich einer großen Gemeinde und nicht einer kleineren Familie.

Einrichtungen der Kirche

Der Propst appelliert daran, dass man nicht vergessen solle, was die Kirche bis heute an Gutem leistet: „Vieles bleibt ungesehen, wenn man nur über die negativen Aspekte spricht. Hinter uns steht auch soziales Engagement auf verschiedenen Ebenen, wie in karitativen Einrichtungen oder Schulen. Wir sind den unzähligen Ehrenamtlern sehr dankbar“. Er spricht dabei von diversen Einrichtungen wie der Caritas oder dem Engagement von Seelsorgern sowie der Mitarbeit in Hospizen, die durch den christlichen Geist geprägt werden würden. Er selbst bewundert die Dankbarkeit, die ihm entgegengebracht wird, wenn er einen Trostbesuch bei kranken Menschen gemacht hat.

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Zum Thema gleichgeschlechtliche Ehe und die Ernennung von Frauen zur Priesterin möchte er sich enthalten, er ist gespannt auf den Umschwung, der sich im Vatikan anbahnt: „Ich bemühe mich der Lebensform Jesu nachzukommen. In Rom wird aktuell viel diskutiert, warten wir mal ab, wie sich die katholische Kirche in Zukunft entwickeln wird.“