Brilon. Bei einer WP-Umfrage kritisieren Briloner Eltern, dass es zu wenig Angebote für kleine Kinder gibt. Das wünschen sich Familien von der Stadt.
Immer mehr junge Familien ziehen aufs Land. Deutsche Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern haben im Jahr 2021 durch Umzüge so deutlich an Bevölkerung verloren wie zuletzt 1994. Das ergibt eine Studie des Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB). Die Zahl der Fortzüge aus den kreisfreien Großstädten in kleinere Städte und ländliche Regionen ist im Vergleich zu 2019 um 1,8 Prozent angestiegen, gleichzeitig sanken die Zuzüge in die Großstädte um 5,4 Prozent. Im Vergleich zu 2019 zogen vor allem 30- bis 49-Jährige (plus 3,7 Prozent) sowie Minderjährige (plus 8,9 Prozent) aus den Großstädten weg. „Die Zahlen deuten darauf hin, dass sich die Suburbanisierung von Familien, die wir schon vor der Pandemie beobachtet haben, in 2021 weiter verstärkt hat“, heißt es seitens des BiB. Von dieser Entwicklung kann Brilon profitieren – wenn es sich familienfreundlich zeigt um für junge Zugezogene attraktiv zu sein und zu bleiben. Familien vor Ort, vor allem Mütter aus Brilon, kritisieren aber fehlende Angebote in der Stadt.
Lob wird für Brilon dennoch ausgesprochen, für die Betreuung beispielsweise
Diana Beule fängt indes mit einem Lob für die Stadt an. „Ich finde es gibt ein gutes Betreuungsangebot in Brilon. Vor allem wenn man einmal über den Tellerrand hinausschaut und sieht was in anderen Städten los ist.“ Ihrer Meinung nach könne man sich über das Freizeitangebot nicht beklagen. „Um nur ein paar Möglichkeiten zu nennen: Musikschule – auch schon für die Kleinen, Kinderturnen, Schwimmen, HipHop ab fünf und DanceKids ab drei, Fußball, Golf, das geht auch schon ab fünf.“ Sie genießt mit ihrer Familie auch die schönen Wälder, Bachläufe und Wiesen als „die besten Voraussetzungen für kleine und große Entdecker“, wie sie schreibt. Allerdings: „Ausbaufähig sind sicherlich die Spielplätze.“ Das kritisieren auch andere Mütter und Väter.
„Das traurige Thema Spielplatz“ schreibt eine Brilonerin
Vlorentina Mavraj schreibt: „Das traurige Thema Spielplatz. In Brilon gibt es durchaus Angebote, was die „kostenflichtige Freizeitgestaltung“ angeht, Vereine beispielsweise. Wechselt man jedoch auf die reine Umgebung und damit kostenfreien Entfaltungsmöglichkeiten, hat Brilon nicht viel zu bieten.“ Damit meint sie speziell die Spielplätze, die für sie „ein absolutes Trauerspiel“ seien. „Veraltet oder so minimalistisch eingerichtet,dass sie absolut keinen Reiz für unsere Kinder darstellen. Möchte man einen Spielplatz anfahren, auf dem man etwas länger verweilen kann, muss man Brilon verlassen.“ Sie schlägt, die Einwohnerzahl außer Acht gelassen, ein Kindercafé vor, wenn passende Räumlichkeiten gefunden würden. „Utopisches Denken, wenn man beachtet, dass es noch nicht einmal eine richtige Auswahl an Cafés für Erwachsene gibt. Dieses würde mit großer Wahrscheinlichkeit niemals Zustimmung finden, da Kinder keine wesentliche Rolle für das Aushängeschild und den Ruf Brilons spielen.“
Der Leuchtturm wird gut angenommen, reicht für viele aber nicht aus
Alexandra Becker bricht eine Lanze für Brilon und erwidert Vlorentina Mavraj’ Kritik: „Der Spielplatz im Kurpark ist richtig toll. Weiterhin gibt es im Leuchtturm ein Familiencafe, die Eltern können Kaffee trinken und die Kinder spielen, das ist auch sehr schön.“ Mavraj widerspricht in der Diskussion: „Vor allem ist der Leuchtturm lieb gemeint, aber absolut nicht das, was ein kinderfreundliches Brilon ausmacht. Genauso wenig, wie die naturgegebene Schönheit Brilons. Das hat nichts mit Mühe zu tun. Bachläufe sind da,weil es das Universum wollte und nicht der Bürgermeister oder der Ortsvorsteher oder der Kinderbeauftragte.“
Ein Kindercafé wird dringend gewünscht
Conny Hoppe hält den Leuchtturm auch nicht für eine Ideallösung: „Hier wird sich immer auf den Leuchtturm berufen, wenn alle Familie mit Kindern dort hingehen würden... Es gibt leider keine Alternativen. Mal davon abgesehen, dass es für Kinder ab 13 Jahren gar nichts in Brilon gibt.“ Janine Marie findet aber auch für kleinere Kinder kaum Angebote: „Für kleinere Kinder gibt es leider meiner Meinung nach kaum Freizeitaktivitäten.“ Sie wünscht sich mehr Möglichkeiten für kleinere Kinder auf Spielplätzen wie Babyschaukeln oder Montessori-Spielzeug. „Ein Kindercafè wäre super schön, mittlerweile gibt es die immer häufiger. Oder einen Indoor Spielplatz für die kälteren Tage.“ Hanna Brandenburg stimmt zu: „Sehe ich auch so! Kenne in ganz Brilon nur einen Spielplatz mit Babyschaukel.“
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Und apropos dunkle Tage: Sebastian Ost weist darauf hin, dass der Spielplatz in der Bahnhofstraße am Abend viel zu dunkel sei und eine Beleuchtung benötige. „Unter anderem auch, weil wir ein Rudel Teenies erwischt hatten, die gerade an die Spielgeräte pinkelten. Wenn wir den Urinalteil mal ausklammern, macht es aber zumindest in der Bahnhofstraße Sinn, den Spielplatz so lange benutzen zu können, wie auch die Geschäfte offen haben, also in der Regel bis 18 Uhr. Da ist es im Winter aber schon dunkel.“