Wulmeringhausen. Im Ex-Landschulheim in Olsberg-Wulmeringhausen werden 54 Flüchtlinge einquartiert. Bewohner sind entsetzt und haben Angst. Die Stimmen:
Dass bereits in Kürze im ehemaligen Landschulheim der Stadt Warendorf (ehemalige Grundschule) an der Olsberger Straße weitere Flüchtlinge von der Stadt Olsberg untergebracht werden sollen, stößt bei einem Großteil der Bevölkerung auf keine Gegenliebe und wenig Verständnis– und das Dorf im Negertal ist extrem beunruhigt.
Beschluss Heim für Flüchtlinge anzumieten ohne Bürger vorher zu informieren
Das wurde jetzt auf einer kurzfristig anberaumten Bürgerversammlung im Gemeindehaus bei den rund 120 Bürgerinnen und Bürger ihre Sorge über das was da in Zukunft auf sie zukommt, mitunter recht emotional deutlich. Wie sehr des Volkes Seele kocht, bekam insbesondere Bürgermeister Wolfgang Fischer spüren. Schließlich war es ja der Hauptausschuss der Stadt, der unter seinem Vorsitz – einstimmig - die Entscheidung getroffen hatte, um das ehemalige Landschulheim als vorübergehende Bleibe von 54 weiteren Flüchtlingen anzumieten, ohne die Bevölkerung im Vorfeld zu informieren. Nur durch eine Vorabinformation habe man eigentlich eine größere Akzeptanz in der Dorfgemeinschaft erreichen können, schilderte die Fraktionsvorsitzende der CDU, Sabine Menke auf Anfrage die einhellige Meinung im Hauptausschuss vor der Abstimmung.
Bürgermeister: Wir hätte eine Protestwelle los getreten
In einem kurzen Sachstandsbericht hatte Fischer nach der Begrüßung eines der Initiatoren dieser Versammlung, Ratsmitglied Ralph Menke (SPD), unterstrichen, dass im gesamten Olsberger kein Bett für Flüchtlinge mehr frei sei. Und es seien noch mehr zu erwarten. Auch wenn man derzeit schon für 280 Flüchtlinge aus der Ukraine, dem Iran, Syrien, dem Irak und Afghanistan aufgenommen habe, der Stadt seien die Hände gebunden. Man müsse einfach weiteren Wohnraum bereitstellen, egal wo. So habe die Stadt erst kürzlich in Olsberg am Drönkerweg eine ehemalige Pension gekauft und mit den hier untergebrachten etwa 35 Personen gebe es keinerlei Probleme.
Dass man das Landschulheim angemietet habe, ohne die Bevölkerung im Vorfeld zu informieren, nahm der Bürgermeister auf seine Kappe. „Hätten wir das getan, hätten wir noch vor dem Beschluss des Hauptausschusses eine Protestwelle losgetreten“, so Fischer.
Das wäre sicherlich besser gewesen, hatte Ratsmitglied Ralph Menke gleich zum Auftakt der Versammlung betont und bestätigte, haufenweise Mails in dieser Angelegenheit erhalten zu haben. Menke: „Die Wulmerker wollten einfach bei einer Entscheidung von solchen Tragweite mit eingebunden werden“. Zudem habe man seitens der Stadt auch nach anderen Möglichkeiten Ausschau halten müssen. Hier wurden später die „Klinik am Stein“ und das „Hotel am See“ ins Spiel gebracht, die aber nach Angaben des Bürgermeisters derzeit aus den verschiedensten Gründen ebenso keine Alternative seien, wie eine Unterbringung in Turn- und Schützenhallen oder einem Containerdorf.
Angst um die Sicherheit der Bevölkerung
Der ehemalige Landtagsabgeordnete Hubert Kleff (CDU) hatte zum Auftakt der Diskussion die Überprüfung des baulichen Zustands der Immobilie hinterfragt und auch die Verlässlichkeit des Vermieters, Nihat Gemues, dem Profitgier unterstellt wurde, angezweifelt, weil doch bei zwei anderen Objekten im Dorf so einiges im Argen läge.
Diese Bedenken versuchte der Bürgermeister Wolfgang Fischer auszuräumen, da bei der Überprüfung keinerlei behördliche Mängel festgestellt wurden und auch der Vermieter bisher noch nicht negativ in Erscheinung getreten sei.
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Das bestätigte er im Nachhinein auch noch einmal unserer Zeitung. Eine kürzliche Kontrolle der Räumlichkeiten durch den stellvertretenden. Fachbereichsleiter Meinolf Guntermann mit seinem Team habe nichts Negatives ergeben.
Das treffe aber nicht auf die Bausubstanz zu, warf ein örtlicher Dachdeckermeister in die Debatte. Außerdem war davon die Rede, dass man in einem solchen „Saustall“ keine Flüchtlinge unterbringen könne.
Immer wieder kam zur Sprache, dass man Angst um die Sicherheit der Bevölkerung, insbesondere der Kinder habe, vor allem wenn junge Männer im Schullandheim einzögen. Zudem werde durch diesen Schnellschuss der Politikverdrossenheit Vorschub geleistet und man bereite den „Braunen“ eine goldene Plattform.
Befürchtung: Flüchtlinge kaum in die Dorfgemeinschaft zu integrieren
Zudem wurde der Vorschlag, juristische Schritte gegen die Entscheidung des Hauptausschusses zu unternehmen, mit viel Beifall bedacht, wie alle polemischen Äußerungen und Zwischenrufe. Auch bestand die Befürchtung, dass sich die Flüchtlinge kaum in die Dorfgemeinschaft integrieren ließen, da ihnen das Dorf rein gar nichts zu bieten habe, um ihnen den Aufenthalt zu erleichtern.
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„Da lassen wir die Bevölkerung nicht im Regen stehen“, versprach Fischer, zumal man da auch auf ehrenamtlich Engagierte setze, auf die man bei der Bewältigung des Flüchtlingsproblems nicht verzichten könne. Ohnehin sei die Unterstützung der großen Politik gefordert, auf deren Beistand die Kommunen seit langem warteten.
Man darf gespannt sein, was passiert, wenn in den nächsten Tagen die Busse mit den ersten Flüchtlingen vorfahren, da ja die Entscheidung für die Unterkunft gefallen ist. Sicher ist aber, so ganz ist die Angelegenheit nicht vom Tisch, denn in der Bevölkerung brodelt es weiter. Vor allem weil man im Vorfeld nicht in die Pläne der Stadt mit einbezogen wurde, ist weiterer Stress geradezu vorprogrammiert. Aber den sollte man bitte nicht auf dem Rücken der Flüchtlinge austragen.