Hochsauerlandkreis. Das Kreisjugendamt ist zuständig für insgesamt zwölf Kinder- und Jugendfreizeitstätten. Eine Befragung zeigt jetzt, wie wohl sie sich dort fühlen
Wie zufrieden sind Jugendliche mit den Kinder- und Jugendfreizeitstätten im HSK, die sich in der Zuständigkeit des Kreisjugendamtes befinden? Um das herauszufinden, hat der Kreis eine Befragung der Besucher/innen in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse der Kommunalen MeinungsForschung (KMF) Vielhaber aus Sundern liegen jetzt vor. Deutlich wird: Die Zufriedenheit ist hoch, aber es gibt auch Wünsche und Verbesserungspotenzial.
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Super Noten
Super Noten geben die Befragten Jugendlichen ihren Einrichtungen insgesamt. Bei allen zwölf Freizeiteinrichtungen gab es Gesamtnoten zwischen 1,2 und 1,5. Groß ist offenbar die Zufriedenheit der jungen Leute mit der Ausstattung ihrer jeweiligen Einrichtungen; auch wenn es natürlich Wünsche gibt. So gaben 69 Prozent der Befragten auf die Frage: „Wie gefällt es dir hier?“ ihrem Freizeitzentrum eine glatte Eins, weitere 26 Prozent benoten mit einer Zwei. Daraus ergibt sich im Durchschnitt eine 1,3. Vergleicht man die zwölf Einrichtungen, bewegen sich alle auf einem ähnlich guten Niveau.
Verbesserungspotenzial
Aber es gibt auch Verbesserungspotenzial, so die KFM Vielhaber: „Besonders in Winterberg, Olsberg und Marsberg werden hier negativ abweichende Bewertungen abgegeben. Außerdem gibt es erhöhte Unzufriedenheit mit den vorhandenen Räumen in Winterberg. Offensichtlich sind im ADH in Brilon sowie im aki Meschede noch Verbesserungen in der WLan-Ausleuchtung denkbar. Im JBZ Marsberg wird eine Tischtennisplatte von 50 Prozent der Befragten gewünscht, die offensichtlich nicht vorhanden oder nicht funktionsfähig ist. In der Rangreihe der Wichtigkeit führt das WLan, gefolgt von Musikanlage, Billard und Kicker.“
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Wunsch nach mehr Öffnungszeiten
Luft nach oben gibt es demnach vor allem mit Blick auf die Öffnungszeiten. Auch wenn sich zeigt, dass die gegenwärtigen Öffnungszeiten vielen Jugendlichen gut in den eigenen Zeitplan passen: 67 Prozent der Befragten bestätigen das. Doch es gibt, wenn auch in den einzelnen Einrichtungen sehr unterschiedlich ausgeprägt, grundsätzlich den Wunsch nach erweiterten Öffnungszeiten auch am Wochenende und die mittlere Altersgruppe würde sich besonders über mehr Öffnungstage pro Woche freuen; die älteren Besucher und Besucherinnen besonders über längere Öffnungszeiten am Abend. In Hallenberg und Winterberg wünschen sich 44 Prozent der Befragten, dass die koT auch am Wochenende öffnet; in Olsberg sind es nur 25 Prozent. Mehr Öffnungstage in der Woche hätten gerne 61 Prozent der jungen Leute, die das JBZ Marsberg besuchen; 33 Prozent würden sich auch über mehr Öffnungszeiten in den Ferien freuen.
Marsberg: Migrationsanteil hoch
Deutlich wird in der Auswertung, dass die Kinder- und Jugendfreizeitzentren im HSK sehr unterschiedlich sind. Die Besucherzahlen bewegen sich zwischen 10 und fast 100. Auch bei den Öffnungszeiten gibt es erhebliche Unterschiede; manche haben nur wenige Stunden pro Woche geöffnet, andere sind unter der Woche täglich geöffnet. Sehr verschieden ist auch der jeweilige Migrationsanteil: Im Vergleich der Einrichtungen ist der Anteil in Marsberg mit 62 Prozent sowie in Meschede (45 bis 53 Prozent in den drei ausgewerteten Einrichtungen) am höchsten. Den geringsten Migrationsanteil unter den Besuchern und Besucherinnen weist Medebach mit 23 Prozent auf.
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Ein Fünftel der Befragten geht noch zur Grundschule; 27 Prozent besuchen eine Sekundarschule, 12 Prozent eine Realschule und 14 Prozent eine Hauptschule. Schüler und Schülerinnen von Gymnasien sind nur mit neun Prozent, von Förderschulen nur mit sieben Prozent vertreten. Die Studie kommt zu dem Ergebnis: „Damit weicht die Gruppe der Besucher und Besucherinnen von der realen Verteilung nach Schulformen in Deutschland ab: Schüler und Schülerinnen an Schulen ohne Oberstufe sind überproportional vertreten.“
Viele kommen mit Freunden
Ganz wichtig, damit die Jugendlichen überhaupt in eine Einrichtung kommen, sind offenbar persönliche Beziehungen: Jede(r) Zweite findet den Weg in die Kinder- und Jugendfreizeitstätten über Freunde oder Freundinnen, weitere 17 Prozent werden über Geschwister auf die Einrichtungen aufmerksam. Bei 14 Prozent sind die Eltern die Impulsgeber. Viele Besucher/innen kommen regelmäßig in die Einrichtungen: 41 Prozent sogar mehrmals pro Woche, 24 Prozent mindestens einmal. 83 Prozent der Befragten nutzen die Offene-Treff-Angebote, 28 Prozent nehmen an Fahrten und Ausflüge teil, 22 Prozent nutzen die Ferienangebote, 20 Prozent besondere Kurse und Projekte. Zehn Prozent nehmen an Feiern und Partys teil. Die Befragung zeigt auch: Mädchen nutzen die Angebote mehr als Jungen. Kaum genutzt werden allerdings Angebote zur Hausaufgabenhilfe.
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Befragung zeigt: Einrichtungen sind wichtig für die Jugendlichen
Insgesamt kommt das Meinungs-Forschungs-Institut zu der Einschätzung, dass es sich bei den Nutzer/innen der Einrichtungen, „um Kinder und Jugendliche handelt, denen Unterstützung und Förderung guttut. Gezeigt habe sich auch, dass die Coronazeit insgesamt erhebliche Belastungen für junge Menschen mit sich gebracht habe, die auch fortwirken. Ein Fazit, dass das Institut aus der Befragung zieht, macht die große Bedeutung der Jugendarbeit vor Ort deutlich: Die höchste Zufriedenheit, die die Besucher und Besucherinnen insgesamt für die Einrichtungen ausdrücken, unterstreiche - ebenso wie die Intensität, mit der diese während der Coronazeit vermisst wurden, „die große Wichtigkeit der Zentren für die Nutzer und Nutzerinnen.“ Und zu einer weiteren positiven Erkenntnis kommt das beauftragte Institut: „Den Mitarbeitenden in den Einrichtungen wird umfassende Wertschätzung entgegengebracht: „In sehr hohem Maße werden sie als freundlich und zugewandt, als offen und partizipativ ausgerichtet sowie als führungsstark im Sinne von Rahmen setzend und Konflikt schlichtend erlebt.“
Kreis: „Zuverlässiger Ankerplatz für Kinder und Jugendliche“
Die Befragung der Besucher und Besucherinnen der Jugendfreizeitstätten war ein Teil der Kinder- und Jugendbefragung zum Freizeitverhalten im Jahr 2019. Aufgrund von Corona konnte die Befragung in den Jugendfreizeitstätten nicht durchgeführt werden und wurde deshalb erst im vergangenen Herbst nachgeholt. Der HSK erklärt, warum eine solche Befragung überhaupt durchgeführt wurde: „Ein Grund waren seinerzeit die sich verändernden Rahmenbedingungen in der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen. Hier sollte überprüft werden, inwieweit die außerschulischen Freizeit-/ Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche noch deren Interessen entsprechen.“
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Angesichts der jetzt vorliegenden Erkenntnisse freut sich der HSK, dass „die Jugendeinrichtungen in Zeiten von Corona, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, ein zuverlässiger Ankerplatz für Kinder und Jugendliche waren und sich nun über steigende Besucherzahlen freuen.“ Es habe sich gezeigt, dass das Angebot der Jugendfreizeitstätten zielgruppenspezifisch angenommen werde und in der Sozialisation dieser jungen Menschen eine wichtige Rolle spiele. Und: „Insgesamt wurde den Jugendeinrichtungen seitens der Besucher eine sehr gute Arbeit attestiert“, so Martin Reuther, Sprecher des HSK.
So geht es weiter
Die Ergebnisse der Befragung sollen nun in persönlichen Gesprächen mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Einrichtungen individuell besprochen werden. Ziel sei es, gemeinsam Handlungsfelder zu erörtern und Vereinbarungen zu schließen, die dann im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen bearbeitet werden sollen. Das alles passiere vor dem Hintergrund, dass der Kreis generell im ständigen Austausch mit den Jugendeinrichtungen.