Winterberg. Bis zu 28 Millionen soll die Sanierung des Gymnasiums kosten. Die Opposition bringt einen Bürgerentscheid in Spiel. Die Stadt geht nicht so weit.

Die drei Oppositionsparteien im Winterberger Stadtrat wollen in Sachen Sanierung des Gymnasiums keine Entscheidung treffen, ohne die Bürger vorher zu beteiligen. So lautet ein Antrag, den die Fraktionsvorsitzenden von SPD, FWG und FDP gemeinsam unterschrieben haben. Sie beantragen, die Tagesordnung der Ratssitzung am 19. Oktober entsprechend zu ändern und die Entscheidung zu vertagen.

So könnte eine Anbau-Lösung für das Gymnasium Winterberg aussehen. Die „Baufrösche Architketen“ aus Kassel haben sich mit den Planungen beschäftigt
So könnte eine Anbau-Lösung für das Gymnasium Winterberg aussehen. Die „Baufrösche Architketen“ aus Kassel haben sich mit den Planungen beschäftigt © WP Brilon | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

„Es ist für die Stadt eine der schwierigsten Entscheidungen der vergangenen 50 Jahre. Und es ist eine Generationenaufgabe“, hatte Bürgermeister Michael Beckmann das Thema in der Sonderratssitzung Anfang September anmoderiert. Hintergrund: Durch die Rückkehr von G8 zu G9 ab dem Schuljahr 2026/2027 gibt es wieder eine Jahrgangsstufe 13 und neun Jahrgänge. Schon jetzt platzt die Einrichtung mit rund 680 Schülerinnen und Schülern aus allen Nähten. Mit der Umstellung auf G9 kommen rund weitere 100 Kinder hinzu. Für Umbau und Erweiterung veranschlagt der Planer zwischen 20 Millionen und 28 Millionen Euro.

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Bürger aktiv beteiligen

„Wir sind uns bewusst und stehen dem im Grundsatz auch nicht im Wege, dass erforderliche Umbaumaßnahmen und eine energetische Sanierung in den nächsten Jahren am Geschwister-Scholl-Gymnasium getätigt werden müssen“, heißt es in dem Antrag. Angesicht der hohen Investitionskosten - eine Summe, die nahezu dem jährlichen Haushalt der Stadt entspreche und die noch von nachfolgenden Generationen abbezahlt werden müsse - sei man der Auffassung, dass die Bürgerinnen und Bürger in einer öffentlichen Diskussion an diesem Entscheidungsprozess beteiligt werden sollten. Gegebenenfalls sei auch ein Ratsbürgerentscheid sinnvoll.

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Frage der Finanzierung

Transparenz und Offenheit seien wichtige Stichworte, heißt es weiter. Es gehe darum, zu informieren und zu diskutieren, wie eine Finanzierung zu bewerkstelligen sei. Zudem vermissen die drei Fraktionen ein schlüssiges Finanzierungskonzept und eine Antwort auf die Frage, welche Auswirkungen (z.B. mögliche Steuererhöhungen) eine solche Entscheidung mit sich bringen könnte. Erneut wird in dem Antrag ein gesamt-städtisches Konzept für die Bildungs-Infrastruktur eingefordert, das der Bürgermeister in der September-Sitzung zugesichert hatte.

Ohne Zeitdruck

„Unter vermeintlichem Zeitdruck eine solch weitreichende Entscheidung mit der CDU-Mehrheit im Rat ,durchzudrücken‘ und die Bevölkerung bei der bisher höchsten in Winterberg getätigten Investition außen vor zu lassen, halten wir weder für sinnvoll noch angemessen“, so die jeweiligen Fraktionsvorsitzenden Torben Firley (SPD), Sebastian Vielhaber (FWG) und Bernd Kräling (FDP) als Unterzeichner.

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Der Antrag der Oppositionsparteien landete am Montagabend im Posteingang der WP. Mit einer Pressemitteilung, die die Stadt am Dienstagmittag verschickte, nimmt sie den Antragstellern allerdings gehörig Wind aus den Segeln. Denn die Stadt lädt nun für Montag, 16. Oktober, 18 Uhr, zu einem offenen Bürgerdialog ins Forum des Gymnasiums ein. „Der Termin stand schon lange vor dem Antrag der drei Fraktionen fest. Der Bürgermeister hat das noch aus seinem Urlaub heraus mit dem Schulleiter abgesprochen“, betont die Sprecherin der Kommune, Rabea Kappen, auf Nachfrage.

Investitionen auf mehrere Jahre verteilt

Die Stadt räumt ein, dass allein für die Sanierung und Erweiterung des Gymnasiums viel Geld in die Hand genommen werden müsse. Allerdings nicht auf einmal, sondern abhängig von den Varianten und den Bauabschnitten verteilt über die nächsten zehn Jahre. Nicht abgezogen von den möglichen 28 Millionen Euro seien dabei zum Beispiel Förderungen für die energetische Sanierung oder aus dem Bereich Städtebau. Beckmann: „Vor diesem Hintergrund ist mir die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger sehr wichtig. Gemeinsam mit dem Schulleiter Ulrich Cappel werden wir die Varianten und die Kosten vorstellen. In diesem Zusammenhang werden wir auch die Herausforderungen an unseren anderen städtischen Schulen vorstellen.“

Alle Varianten für den Umbau der Schule können unter www.rathaus-winterberg.de/gymnasium eingesehen werden.