Thomas Grosche fürchtet, dass es in Medebach bald zentrale Flüchtlingsheime geben muss. Letzter Ausweg: Er schreibt einen Brief an alle Bürger.

Medebach. Der Bürgermeister der Stadt Medebach wendet sich in einem Schreiben an seine Bürgerinnen und Bürger. Die Unterbringung von Flüchtlingen werde für die Stadt zunehmend zu einem Problem, so Thomas Grosche.

Für die geflüchteten Menschen aus der Ukraine habe die Stadt die Aufnahmequote mit 121 Prozent übererfüllt, so dass hier aktuell keine Zuweisungen durch die Bezirksregierung erfolgen würden. Für die sonstigen Geflüchteten sei die Quote in Medebach mit 44 Prozent allerdings deutlich untererfüllt, sodass aktuell noch eine Aufnahmeverpflichtung von rund 120 Personen bestehe. „Finanziell erhalten wir hierfür Mittel von Bund und Land, aber auch eigene Haushaltsmittel der Stadt Medebach müssen aufgebracht werden“, so Grosche.

Unterbringung in Wohnraum immer schwieriger

Die Unterbringung in Wohnraum werde immer schwieriger. „Wir wollen trotzdem weiterhin versuchen, die Unterbringungen möglichst dezentral zu organisieren, da dies aus unserer Sicht ebenfalls ein Schlüssel zum Erfolg eines guten Miteinanders ist. Gerade die aktuellen Diskussionen im Regierungsbezirk zeigen, dass große, zentrale Einrichtungen in der Bevölkerung eher nicht gewünscht sind“, schreibt Grosche. In der Vergangenheit seien sämtliche Unterbringungen in normalen Mietwohnungen erfolgt. In der letzten Zeit zeige sich zunehmend, „dass wir auch auf alternative Unterbringungen zurückgreifen müssen, sodass wir zum Beispiel einen ehemaligen Beherbergungsbetrieb am „Glindfelder Weg“ angemietet bzw. 5 kleine Ferien-Apartments im Ortsteil Küstelberg erworben haben.“

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Wohncontainer oder der Ankauf von leerstehenden Gaststätten

Da der Markt an Lösungsmöglichkeiten für die Unterbringung zusehends enger werde, würden inzwischen auch Medebach größere zentrale Lösungen, zum Beispiel die Nutzung von zentralen Wohncontainern oder der Ankauf von leerstehenden Gaststätten diskutiert.

Das Stadtzentrum in Medebach: Die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen wird immer herausfordernder.
Das Stadtzentrum in Medebach: Die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen wird immer herausfordernder. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Alle vier im Rat der Stadt Medebach vertretenen Fraktionen seien sich mit der Verwaltung einig, dass die Stadt vor solchen zentralen Lösungen noch ein letztes Mal versuchen wolle, Wohnraum bzw. andere dezentrale Alternativen zu finden.

Ein eindringlicher Appell in den Schreiben

„Daher möchten wir gemeinsam dringend an Sie appellieren, uns bei dem bisher bewährten Weg zu unterstützen und somit große Zentraleinrichtungen in unserer Stadt zu vermeiden!!!“ Und weiter: „Hierzu möchte ich mich noch einmal an alle Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer wenden, die die Möglichkeit zur Vermietung von Wohnraum haben. Aufgrund der Gesamtkonstellation würden Sie bei der Vermietung von Wohnraum zunächst einen Mietvertrag mit der Stadt Medebach eingehen, wobei auch eine entsprechende Kaution gestellt werden kann. Erst wenn die geflüchteten Personen eine langfristige Anerkennung zum Aufenthalt haben und dann in der Regel auch einer eigenen Erwerbstätigkeit nachgehen, wird das Mietverhältnis in ein reguläres Mietverhältnis überführt.“ Die Stadt stehe aber auch dann grundsätzlich weiterhin als Ansprechpartner zur Verfügung. Die Stadt sei außerdem bereit, Apartments, Eigentumswohnungen oder Wohnhäuser zu kaufen. zum Kauf angeboten werden. Ob ein Ankauf durch die Kommune und die Herrichtungskosten für Flüchtlingsunterbringung im Rahmen des wirtschaftlich Leistbaren lägen, werden von Fall zu Fall entschieden.

Ausweg könnte auch der Ankauf von Baulücken sein

Die Stadt setze auch auf Baulücken, auf denen entsprechende Unterkünfte gebaut werden könnten: „Hierzu möchten wir Sie als Eigentümer anfragen, ob Sie sich vorstellen können, diese Grundstücke der Stadt vorübergehend zur Verfügung zu stellen. In diesen Fällen würde die Kommune die Fläche von Ihnen für einen Zeitraum von bis zu 5 Jahren mit einer Verlängerungsoption auf 8 Jahre pachten und auf dem Grundstück eine Unterbringungseinrichtung, zum Beispiel in Form eines Wohnmoduls, errichten.“

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Ansprechpartner im Sozialamt ist Philipp Rosenau, Tel.: 02982-400115 oder p.rosenau@medebach.de. Der Bürgermeister steht auch persönlich zur Verfügung, wenn es um Fragen in dieser Angelegenheit geht.