Brilon. Jessica Rautenberg und Thore Wulf sprechen über ihren Dienstalltag als Notfallsanitäter sowie Hürden und Herausforderungen während ihrer Dienste.
Es ist kurz nach zehn Uhr am Morgen und in der Briloner Rettungswache ist inzwischen reger Betrieb eingekehrt. Die Stimmung unterhalb der Kollegen ist gut, der Plausch beim Kaffee ist im vollem Gang, die Wachsamkeit ist aber trotzdem sehr hoch - denn jeden Moment kann der Pieper auslösen und die Notfallsanitäter binnen weniger Sekunden in Alarmbereitschaft versetzen. Über zwei Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten an der Rettungswache in Brilon, nicht auf einmal, aber in überlappenden und verschieden langen Schichten. Die beiden fertigausgebildeten Notfallsanitäter Jessica Rautenberg (28) und Thore Wulf (25) sprechen über ihre Ausbildung, ihren Dienstalltag und ihre Motivation für den Beruf.
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Sehr gut auf Notfallgeschehen vorbereitet
„Ich habe mich schon früher immer für das Gesundheitswesen interessiert und zur Schulzeit bereits ehrenamtlich im Sanitätsdienst engagiert“, berichtet Thore Wulf, der die Ausbildung zum Notfallsanitäter vor zwei Jahren abgeschlossen hat. „Man wird während der Ausbildung sehr gut auf ein Notfallgeschehen vorbereitet, denn man wird von Anfang an gefordert und ist Teil des Großen und Ganzen“, erinnert sich Jessica Rautenberg an ihre dreijährige Ausbildung zurück, die sie im vergangenen Jahr abgeschlossen hat. Ein Freiwilliges Soziales Jahr im Gesundheitswesen habe ihr zuvor vorhandenes Interesse für die Arbeit in dem Bereich verstärkt.
Die eigene Nervosität beeinflusst Patienten
Die Rettungswache ist immer besetzt, da 24-Stunden-Dienste von 12-Stunden-Schichten und einfachen Diensten ergänzt werden. Es gebe zwar Unterschiede zwischen der Stadt- und Landrettung, die Einsatzzahlen würden aber auch hier im Hochsauerlandkreis immer mehr zunehmen. Trotz der manchmal hohen Zahl an Einsätzen hat die 28-Jährige klare Prinzipien: „Ich würde mich inzwischen als relativ stressresistent ansehen. Ich behalte die Ruhe und strahle sie auf die Patienten aus, denn auch wenn der Aufwand höher wird, wird stets versucht konzentriert zu bleiben“. Dabei haben sich in den letzten Jahren einige Dinge geändert, unter anderem die Befugnisse von Notfallsanitätern.
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Mehr Kompetenzen
„Wir dürfen inzwischen mehr versorgen als früher und greifen den Notärzten so besser unter die Arme. Die Vertrauensbasis ist dadurch auch gewachsen“, berichtet Thore Wulf. Notfallsanitäter dürfen unter anderem mehr als 20 Notfallmedikamente ausgeben, Venenzugänge legen und die Atemwege sichern. Vielen Menschen sei es nicht klar, dass Notfallsanitäter viele wichtige Entscheidungen treffen müssten und deren Befugnisse inzwischen weit über den Transport von kranken und verunfallten Menschen hinausgehe.
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Kommunikation und Erlebtes verarbeiten
Da nicht jeder Einsatz mit einem verstauchten Knochen und einer Überfahrt ins Krankenhaus beendet werde, sei die offene Kommunikation mit den Kollegen und deren Verständnis und Empathie von hoher Bedeutung. „Es ist wichtig über die gesehenen und erlebten Dinge zu sprechen. Jedem sollte bewusst sein, dass man nichts allein mit nach Hause nehmen muss und wir füreinander da sind“, erzählt die Notfallsanitäterin. Besonders nach einschlägigen und nicht unbedingt alltäglichen Erlebnissen wie Reanimationen sei eine Nachbetrachtung wichtig, besonders mit jüngeren Kollegen und Auszubildenden.
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Die Briloner Rettungswache und ihre Mitarbeiter stehen für Einsätze in Brilon bereit, in Notfällen, falls beispielsweise alle RTW der Nachbarstadt im Einsatz sind, werden auch weitere Teile des HSKs angefahren. Leider sei vielen Patienten nicht bewusst, wann es notwendig sei den Notruf zu wählen, sodass die Notfallsanitäter oft zu Fällen von Übelkeit oder Halsschmerzen rausfahren, obwohl vielleicht parallel dazu ein schwerer Unfall geschehen kann.
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