Hallenberg. Warum ein Sammler den Hallenbergern seine gigantische Mausefallen-Sammlung schenkt. Und wie ein Kammerjäger Stadtgeschichte erlebbar machen soll.

Klack, klapp, rums, plopp, gluck-gluck!! Da beißt die Maus keinen Faden ab. So viel ist jetzt schon klar: Hallenberg präsentiert demnächst dauerhaft Westeuropas größte Mausefallen-Sammlung. Gut und gerne 200 Exponate werden dann im Kump zu sehen und zu erleben sein. Zeitgleich mit dem Einzug der Fallen wird auch das Info-Zentrum komplett umgestaltet und modernisiert. Doch hübsch der Reihe nach, denn zwei Ideen haben sich hier auf halbem Weg getroffen und wollen - wie zwei verliebte Mäuschen - gemeinsam ins kuschelige Nest huschen.

Hallenberg bekommt Westeuropas größte Mausefallenausstellung und verbindet sie mit der Geschichtspräsentation der Stadt. Dieses Modell „Guillotine“ wurde zum Glück nur für den Sammler gebaut.
Hallenberg bekommt Westeuropas größte Mausefallenausstellung und verbindet sie mit der Geschichtspräsentation der Stadt. Dieses Modell „Guillotine“ wurde zum Glück nur für den Sammler gebaut. © WP | Thomas Winterberg

Da ist zum Einen das Info-Zentrum im Kump: Seit mehr als 15 Jahren werden dort die Hallenberger Alleinstellungsmerkmale Osternacht, Mutter-Gottes-Verehrung und Freilichtbühne den Besucherinnen und Besuchern nähergebracht. „Inzwischen ist die Präsentation aber nicht mehr zeitgemäß. Das Story-Telling hat sich geändert und muss modernen Zeiten und Gepflogenheiten angepasst werden“, sagt Bürgermeister Enrico Eppner. Daher überlegt die Stadt schon seit geraumer Zeit, wie man eine Neuausrichtung angehen kann. Neues Filmmaterial von Bühne, Osternacht und Muttergottestag wurde bereits in Auftrag gegeben und gedreht. „Damit haben wir schon mal Content, mit dem wir arbeiten können“, so Eppner.

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Zwei Ideen huschen in ein Mäuse-Nest

Und manchmal ist der Zufall auch ein guter Ko-Produzent. Vor einigen Wochen bekam Michael Kronauge, Ehrenbürgermeister und Vorsitzender des Fördervereins Hallenberg, der sich um den Kump kümmert, eine Anfrage von Reinhard Ewert aus dem hessischen Grünberg. Der inzwischen 78-jährige, pensionierte Deutsch- und Englischlehrer hat ein kurioses Hobby. Er sammelt Mausefallen. Fast auf den Tag genau vor 13 Jahren hatte er einen Teil seiner für Kleinnager tödlichen Exponate in einer Ausstellung in der Nuhnestadt gezeigt. „Nun bin ich in einem Alter, wo ich mir Sorgen mache, was mit den Mausefallen nach meinem Tod passieren wird. Ich möchte nicht, dass sie einfach im Internet verramscht werden.“

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Wertvolle und exotische Modelle

Zu wertvoll und exotisch sind Modelle wie „Haifischgebiss“, „Revolver“ oder „Massenfänger“. Mal beschert ein schwerer Eichenklotz der Maus den Tod, mal ein Bügel, mal ein mit Wasser befüllter Behälter, mal elektrischer Strom. Die Mäuse-Guillotine ist ein nicht ganz ernst gemeinter Nachbau, den es so nie gegeben hat: „Damit wir uns nicht falsch verstehen. Ich mag Mäuse. Aber man darf nicht vergessen, dass sie früher für die Landwirtschaft ein existentielles Problem darstellten. Die Bauern konnten nicht in den Supermarkt gehen, wenn die Nager das Getreide aufgefuttert hatten. Da half es auch nichts, die Maus lebend zu fangen und den Nachbarn zu beschenken“, so „Trapper“ Ewert.

Mausefallen Ausstellung in Hallenberg.
Mausefallen Ausstellung in Hallenberg. © WP | Thomas Winterberg

Viele Male hat er seine Ausstellung in mehreren Museen Deutschlands gezeigt. Aber dauerhaft übernehmen will sie keiner. Mal ehrlich: 200 Fallen einfach so in Regale stellen und beschriften, ist auch eher eine (nicht nur für Mäuse) todlangweilige Angelegenheit. „Da fiel mir der Kump ein. Und ich bin dankbar und froh, dass meine Fallen hier in gute Hände kommen.“

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Kronauge und sein Vereins-Stellvertreter Markus Kappen machten sich vergangene Woche auf den Weg und holten die komplette Sammlung in mehreren Kartons ab. „Noch ist alles unsortiert. Wir werden jede Falle einzeln fotografieren und Herrn Ewert bitten uns eine Kurzbeschreibung anzufertigen“, so der Bürgermeister. Aber auch die Hallenberger werden die Fallen nicht einfach so in Vitrinen oder Regale packen. Sie werden die todbringenden Gerätschaften mit viel Leben erfüllen. Ja, die Fallen werden eine Art roter Faden sein, um die Ausstellung mit Osternacht, Muttergottesverehrung und Freilichtbühne ganz neu zu erzählen.

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An dieser Stelle kommen Dorina Stein von der Architekturschmiede in Hallenberg und das Info-Zentrum ins Spiel: „Ich finde die Idee, die Mausefallen und die Historie der Stadt miteinander zu verweben, ausgesprochen reizvoll und herausfordernd.“ Es gibt bereits erste Überlegungen, wie das neue Info-Zentrum im Kump aussehen könnte. Vom Eingang aus könnten die Besucher/innen demnächst direkt in der Werkstatt eines fiktiven Hallenberger Kammerjägers stehen – umringt von Mausefallen. Vielleicht heißt der „Mause“, so wie viele Bürger der Stadt? Wie der oder die es dann schafft, Stadtgeschichte neu zu erzählen, das kann und soll jetzt noch nicht verraten werden. Die Überlegungen jedenfalls, wie man Geschichte modern weiterträgt, wie man „Edjutainment“ für Kinder betreibt, sind sehr spannend und interessant. Und man spürt förmlich, wie sehr Dorina Stein und alle andren für das Projekt brennen.

Mitunter ganz schön gemein - eine der Mausefallen der Hallenberger Ausstellung.
Mitunter ganz schön gemein - eine der Mausefallen der Hallenberger Ausstellung. © WP | Thomas Winterberg

Geschichte ganz neu erlebbar

Die Rampen fliegen raus, trotzdem bleibt fast alles barrierefrei. Im „Muttergottes-Trakt“ werden virtuelle Blumenteppiche auf den Boden projiziert und im Raum der „Osternacht“ erleben die Gäste das lautstarke und lichtprächtige Treiben fast auf dreidimensionaler Ebene immer wieder aufs Neue. Eppner: „Andererseits kann dieser Raum aber auch für Firmenpräsentationen genutzt werden. Unser Ziel ist es, die Ausstellung technisch so modern zu machen, dass sie schnell ergänzt und erneuert werden kann. In Verbindung mit den Mausefallen sind wir fest davon überzeugt, dass das hier auch eine touristische Attraktion und ein echtes Alleinstellungsmerkmal wird.“

Nach und nach werden jetzt die Pläne konkretisiert, werden verschiedene Fördertöpfe angezapft und Anträge gestellt, um das Projekt von Stadt und Förderverein auf solide Füße zu stellen. Manche Entscheidungsträger wurden bereits eingeweiht und waren begeistert: Mit Speck fängt man Mäuse.