Marsberg. Die Stadt bezuschusst das Deutschlandticket auch für nicht-anspruchsberechtigte Schüler in voller Höhe. Eine Gruppe geht jedoch leer aus.

Zu Anfang der Ratssitzung in Marsberg herrschte eine Minute Stille. Schnell hatte sich der plötzliche Tod der WP-Kollegin und Marsberger Einwohnerin, Annette Dülme, herumgesprochen: „Sie war das Gesicht der Westfalenpost und schon Teil unserer Ratsfamilie. Wir sind sehr betroffen“, sagte Bürgermeister Thomas Schröder sichtlich bewegt.

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Abschied und Amtseinführung: (von links) Der Marsberger Bürgermeister Thomas Schröder verabschiedet Franz-Josef Weiffen im Beisein seiner Frau Erika als Ortsbürgermeister von Westheim. Gleichzeitig freut er sich mit Günter Prior den neuen Orsbürgermeister begrüßen zu zu dürfen. 
Abschied und Amtseinführung: (von links) Der Marsberger Bürgermeister Thomas Schröder verabschiedet Franz-Josef Weiffen im Beisein seiner Frau Erika als Ortsbürgermeister von Westheim. Gleichzeitig freut er sich mit Günter Prior den neuen Orsbürgermeister begrüßen zu zu dürfen.  © WP | Franz Köster

Mit Fatmir Bislimi (SPD) konnte die Ratsfamilie ein neues Mitglied in ihren Reihen begrüßen und nach der feierlichen Verabschiedung von Franz-Josef Weiffen, dem Ortsbürgermeister von Westheim, konnte mit dem Rentner Günter Prior (67) der neue Vorsteher von Westheim vereidigt werden: „Ich gehe die neue Aufgabe mit großem Respekt aber auch mit viel Freude an“, sagte der einstimmig gewählte Amtsträger im Rahmen einer kurzen Vorstellung.

Fragestunde der Einwohner

Ungewöhnlich viele Zuschauer hatten sich an diesem Tag im Zuschauerraum der Aula der Sekundarschule in Marsberg versammelt. Sie wollten unter dem Tagesordnungspunkt „Fragestunde der Einwohner“ über das Thema „Deutschlandtickets für nicht anspruchsberechtigte Schüler“ sprechen.

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Diese Angelegenheit stand jedoch bereits unter Punkt 18 auf der Agenda. Bürgermeister Schröder musste die Besucher daher enttäuschen: „Nach der Gemeindeordnung können wir dieses Thema an dieser Stelle nicht diskutieren“. Bei den Zuschauern traf er damit zwar auf Unverständnis, in der Sache hatte er aber zweifellos Recht.

Das Stromnetz der Zukunft

Danach stand ein Vortrag von Andreas Speith, dem Vorsitzenden des Netzbetreibers Westfalen Weser, auf dem Programm. Speith informierte die Ratsmitglieder über die Energiewende und was das seiner Ansicht nach bedeute: „Früher hatten wir 200 Kraftwerke, heute haben wir wesentlich mehr Stromproduzenten, auf die wir das Netz vorbereiten müssen.“ Bis 2032 sei es das erklärte Ziel des Netzbetreibers, das Stromnetz vollständig zu automatisieren und zu digitalisieren.

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„Diese Region ist prädestiniert für den Ausbau der Erneuerbaren Energien“, findet Speith und prognostiziert gleichzeitig, dass die Region schon in wenigen Jahren vollständig aus regenerativer Energie versorgt werden könne. Dezentrale Gaskraftwerke seien aber weiterhin notwendig, räumt er ein. Die Sorge, dass das Netz nicht auf die steigende Anzahl von Elektrofahrzeugen ausgerichtet sei, konnte er ausräumen: „Das Netz ist dafür bereit. Möglicherweise müssen wir unsere Verteilerkästen an der ein- oder anderen Stelle verstärken“, erklärte er.

Erholungsort Helminghausen

Der Rat der Stadt Marsberg hat beschlossen, den Ortsteil Helminghausen als Erholungsort anerkennen zu lassen. Der idyllische Ort am Diemelsee sei ein beliebtes Ziel für Touristen, die die Natur und die Freizeitangebote genießen wollen. Mit der Auszeichnung als Erholungsort erhofft sich die Stadt, das touristische Potenzial weiter auszubauen.

Deutschlandticket für alle Schüler

Dann kam das Thema, auf welches die Zuschauer gewartet hatten. Auch die Stadt Marsberg wollte sich dem kreisweiten Vorschlag anschließen, den nicht anspruchsberechtigten Schülern mit einem Zuschuss von 20 Euro wenigsten einen Teil der Kosten zu erstatten, wenn sie das Deutschlandticket buchen wollten. Das ging den Anwohnern jedoch nicht weit genug und auch die SPD war mit der Sitzungsvorlage nicht einverstanden.

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In einem theatralischen Vortrag klopfte sich Peter Prümper, der Fraktionsvorsitzende der SPD, nicht nur symbolisch auf die eigene Schulter, sondern erinnerte daran, dass die SPD schon 2021 einen Antrag gestellt habe, den nicht anspruchsberechtigten Schülern trotzdem die Kosten für ein Schülerticket vollständig zu erlassen: „Es ist doch eine Ungerechtigkeit wenn der eine Schüler aufgrund seiner Berechtigung die Kosten vollständig erlassen bekommt, aber der Schüler direkt im Haus daneben geht leer aus“. Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf den Jahresüberschuss 2022, der insgesamt 4.419.152 Millionen Euro beträgt. Aber nicht jeder soll nach Ansicht der SPD in den Genuss der Erstattung kommen: „Das soll nur für die Schüler gelten, die in Marsberg wohnen und in Marsberg zur Schule gehen“. Schüler, die zwar in Marsberg wohnten, jedoch nicht in Marsberg zur Schule gehen, gehörten damit nicht zum Kreis der Anspruchsberechtigten. Er verspreche sich davon einen Werbe-Effekt für die Stadt Marsberg und die örtlichen Schulen. Nach einer kurzen Beratungspause erklärten sich alle Fraktionsvorsitzenden bereit, dem Vorschlag der SPD zu folgen. In Marsberg können daher ab dem Schuljahr 2023/24 alle Marsberger Schüler kostenlos und über den Zeitraum von zwölf Monaten, den ÖPNV in ganz Deutschland benutzen. Die Eltern nicht-anspruchsberechtigter Kinder müssen dafür jedoch einmalig einen Antrag stellen.