Marsberg/Erlinghausen. Sie war das Gesicht und die Stimme der Westfalenpost in Marsberg: Im Alter von 63 Jahren ist WP-Mitarbeiterin Annette Dülme verstorben.
„Stimme der Heimat!“ Diesen Slogan, der zugleich Anspruch und Markenzeichen ist, führt die WESTFALENPOST seit Jahrzehnten in ihrem Namen. Eine „Stimme der Heimat“ ist am Mittwoch für immer verstummt. Im Alter von nur 63 Jahren ist unsere hochgeschätzte und allseits beliebte Kollegin Annette Dülme nach schwerer Krankheit gestorben. 30 Jahre lang war sie die „Stimme Marsbergs“. Wir sind fassungslos, bestürzt, traurig, tief betroffen. Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt ihrer Familie! Ihr wünschen wir viel Kraft und Zuversicht in diesen schweren Tagen!
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Mehr als nur ein Kürzel
„ad“ – das war ihr kleines, bescheidenes Kürzel vor ihren Texten, hinter dem sich nicht nur ihr Name verbarg. „ad“ das stand für aktiv sein, alles wissen wollen, aufmerksam sein – aber auch für detailverliebt, dynamisch und dauerhaft für die Zeitung im Einsatz sein. Annette war immer auf Empfang. „Kannst Du mal eben zum Unfall rausfahren? Hast Du Zeit, heute Abend den Schützenfestumzug zu besuchen? Weißt Du, wer in Marsberg für dieses oder jenes zuständig ist? Annette konnte immer, machte immer, wusste immer.
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Vor einigen Wochen haben wir am Telefon über Gott und die Welt gesprochen, über Krankheit, Schicksal, über ihre positive Einstellung zum Leben, über den Tod: „Es kommt, wie es kommt“, hat sie gesagt. Und sie hat gewusst, was kommt. Aber: „Es hat nicht einen Tag gegeben, an dem ich nicht gern zur Arbeit gegangen wäre“, lenkte sie gleich vom traurigen Thema ab. Und genau das hat jeder gespürt, der mit Annette Dülme zu tun hatte. Ihre Begeisterung für den Beruf, für die Menschen, fürs Zeitungmachen in all seinen Facetten.
Begeisterungsfähig
Jedes noch so kleine oder große Anliegen war ihr wichtig: Die Meldung für das Treffen der Frauengemeinschaft, die bunte Reportage über den historischen Markt in Obermarsberg, die kritische Berichterstattung aus dem Stadtparlament. Sie hat mitgefühlt und mitgelitten, wenn in „ihrer“ Stadt etwas nicht rund lief. Und sie hat sich gefreut, wenn’s voran ging. Die Fortentwicklung im Kloster Bredelar, die Geschichte der Stadt und das Kulturleben allgemein hat sie mit viel Herzblut begleitet und auf ihre Weise aktiv mit gestaltet. In jeder ihrer Geschichten galt das Motto: Es geht um den Menschen!
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Sie hat sich mit ihrer Heimat identifiziert, ihr eine Stimme gegeben – immer wohlwollend, aber auch kritisch, wenn es nötig war. Annette Dülme hat viele Geschichten und - journalistisch betrachtet - für Marsberg Geschichte geschrieben. Ein Treffen, ein Gespräch mit ihr hat immer bereichert, nie gezehrt. Sie hat viel gegeben: menschliche Wärme und Ausstrahlung. Ihre liebevolle Art, ihre Zuverlässigkeit, ihre Kompetenz – all das wird uns fehlen.
Annette Dülme hat die Sauerländer Gene im Blut gehabt: Kontaktfreudig, offen, ehrlich, herzlich, gesellig, verlässlich, empathisch – eine DNA, die ihr bei der journalistischen Arbeit von Anfang an in die Karten spielte. Als jüngstes von drei Kindern kommt sie im Januar 1960 in Erlinghausen zur Welt, besucht später die Höhere Handelsschule, arbeitet anfangs als Bürokauffrau in einem Marsberger Unternehmen und danach im Marienhospital. Als der jüngste von drei Söhnen in den Kindergarten geht, kommt Annette Dülme zur WESTFALENPOST. Anfangs als freie Mitarbeiterin, aber im Laufe der Jahre macht sie sich durch ihren Fleiß, ihr Talent und ihre Liebe zum Journalismus so unentbehrlich, dass eine feste Anstellung im Verlag folgt. Die WP und Marsberg – das war die vergangenen 30 Jahre untrennbar mit ihrem Namen verbunden. Annette war in Marsberg das Gesicht unserer Zeitung.
Familienmensch
Privat war sie ein Familienmensch. 43 Jahre waren sie und ihr Ehemann Herbert ein eingespieltes Team. Beide zog es im Urlaub mal an die See, aber besonders gern in die Berge. Die Zillertaler Alpen hatten es ihr besonders angetan. Das „In-die-Weite-Gucken“, das ganz klein werden beim Anblick des ganz Großen – das hat ihr imponiert.
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Schlechte Laune war für Annette ein Fremdwort. Dafür war sie ein positiv denkender Mensch und aktive Karnevalistin durch und durch. Annette fehlte bei keinem Knospensonntagsumzug in ihrem Heimatdorf. Und wenn sie wirklich einmal Ablenkung brauchte, dann fand sie die gemeinsam mit Freundinnen beim Yoga oder beim Nordic-Walking, allein beim Hacken und Jäten in ihrem prächtigen Blumengarten oder abends beim Fernsehen, wenn „Der Bergdoktor“ lief oder eine CD von Tina Turner aufgelegt wurde. Das war Musik nach ihrem Geschmack - eine toughe Frau mit gehöriger Stimme. Ein regelrechtes Strahlen bekamen ihre Augen, wenn sie von ihren Enkelkindern erzählte.
Stimme der Heimat, Stimme Marsbergs: Gute Reise, liebe Annette! Mach’s gut, wir vermissen Dich sehr!
Deine Kolleginnen und Kollegen der WP-Redaktion.