Olsberg. Das Fachwelt-Vorstandsteam hat mehrfach appelliert, dass sich mehr Mitglieder einbringen müssen. Passiert ist wenig. Das könnte Folgen haben.

Vor einem Jahr hatte das dreiköpfige Vorstandsteam der Fachwelt Olsberg einen dringenden Hilferuf gestartet, um die Werbegemeinschaft zukunftsfähig zu machen. Jetzt steht die nächste Mitgliederversammlung an. Aus der Einladung kann man entnehmen, dass sich die Situation nicht wesentlich verbessert hat. Stefanie Brüschke, Bernadette Kimmlinger und Tina Mettner finden dazu klare Worte.

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Ist der Appell damals komplett verpufft?

„Seit der letzten Hauptversammlung ist nicht wirklich viel passiert, ein Mitgliedsbetrieb hat sich zwar bereiterklärt, mit zwei Personen ins Rad zu greifen, aber das reicht leider nicht. Die beiden sind zwar eine tolle Verstärkung und wir haben schon zu den Glanzlichtern prima zusammengearbeitet, aber hier hätte sich viel mehr bewegen müssen um eine ordentliche Arbeit - verteilt auf mehreren Schultern - zu gewährleisten“, so die Einschätzung des Vorstandsteams.

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Wie dramatisch ist die Situation tatsächlich?

Bernadette Kimmlinger, Stefanie Brüschke und Tina Mettner erklären, dass das Problem des Ehrenamtes nicht alleine ein Fachwelt-Problem sei - die Zurückhaltung, wenn es um Mithilfe und Engagement im Verein gehe, sei ja fast überall ein Thema. Das jetzt aktive Vorstandsteam sei damals als Übergangslösung ins Leben gerufen worden, um dem Verein Zeit zu geben, sich neu aufzustellen. Durch den viel zu frühen Tod des Kassierers Carsten Laube sei diese Stelle übergangsweise innerhalb des Vorstandsteams ersetzt worden. Leider sei es in den letzten Jahren nicht gelungen, eine dauerhafte Lösung zu finden, da sich niemand bereiterklärt habe, diesen Posten zu übernehmen.

Jetzt sehen die drei Frauen eine neue Chance durch die Digitalisierung des Fachwelt-Gutscheines als neues Angebot der Stadt Olsberg. Dadurch falle einiges an Arbeit weg. Ihre Hoffnung: „Vielleicht kann das ein Anreiz für ein Weiterführen der Fachwelt sein.“ Bereits jetzt zeichnet sich ab: „Am Ende dieser Legislaturperiode verlassen sehr viele engagierte Mitglieder den Beirat, hier möchten wir uns ganz ausdrücklich für die tolle und engagierte Arbeit bedanken,“ so das Fachwelt-Team.

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Woran liegt es, dass so wenig Mitglieder bereit sind, sich in der Fachwelt zu engagieren?

Die drei Frauen vermuten, dass vielen einfach die Zeit fehlt: „Jeder hat viel zu tun und wenig Zeit - da wird als erstes am Ehrenamt gespart. Für eine Idee reicht es vielleicht noch, aber es scheitert spätestens dann, wenn Manpower benötigt wird und die Planungen konkret werden.“ Potenzial gibt es genug: Aktuell gehören 120 Mitgliedsbetriebe zur Fachwelt Olsberg. Die stärksten Gruppen bilden der Einzelhandel und der Dienstleistungsbereich.

Was muss passieren, damit es überhaupt weiter gehen kann?

Dazu hat das Vorstands-Trio eine klare Meinung: „Im Prinzip müssen sich Leute finden, die Spaß daran haben, für den Ort etwas zu bewegen. Der ein oder andere war ja schon jahrelang dabei und hat sich engagiert, allerdings braucht es jetzt viele frische Beiratsmitglieder, die wirklich mithelfen möchten. Nur eine Mitgliedschaft im Beirat reicht nicht aus, man sollte willens sein, auch eine Aufgabe zu übernehmen.“

Ein gutes Beispiel seien verkaufsoffene Sonntage. Dafür seien Ideen gefragt, ein Künstler oder ein Karussell müssten gebucht werden, Essensstände angefragt, Plakate verteilt, Pläne zur Verteilung der Pavillons erstellt und Bierzeltgarnituren hin und her transportiert werden. Ihre Erfahrung: „Wenn ein Beirat aktiv einen Sonntag gestaltet, können die Aufgaben nach dem Prinzip ,viele Hände, schnelles Ende‘ verteilt werden. Aber die vielen Hände sind leider nicht mehr vorhanden. Auch aus Reihen der Einzelhändler gab es wenig Signale für ein Mitwirken - obwohl die Sonntage ja eigentlich den Einzelhandel stärken. Ihr Fazit: „Seit geraumer Zeit weisen wir vom Vorstand auf diese Missstände hin - leider ohne Erfolg.“

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Steht das bisherige Vorstandsteam künftig noch zur Verfügung?

Angesichts dieser Frage sind die drei Frauen etwas resigniert: „Wir haben jetzt über lange Zeit mit sehr viel Herzblut und Begeisterung im Vorstandsteam und mit einigen wenigen Beiratsmitgliedern schöne Projekte geplant und durchgeführt. Immer wieder haben wir auf unsere Lage aufmerksam gemacht und um Mithilfe gebeten. An der Situation änderte sich aber trotz allem nichts. Irgendwann muss man sich dann die Frage stellen, ob so ein Zusammenschluss wie die Fachwelt bei den Olsberger Gewerbetreibenden überhaupt noch gewünscht ist.“ Klar ist für sie: „Bei der Jahreshauptversammlung wird sich die Zukunft der Fachwelt entscheiden. Natürlich wünschen wir uns, dass es in irgendeiner Form weitergehen könnte. Vielleicht finden sich am 21. August ja Mitglieder, die sich in der Fachwelt engagieren, oder man versucht für die Zukunft Interessierte zu finden, die in einer lockeren Arbeits- oder Interessengemeinschaft etwas für den Ort tun möchten. Vielleicht ist das „fest eingebunden sein” in eine Vereinsarbeit das, was viele heute abschreckt.

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Digitale Gutscheinkarte startet am 1. September

In dem Einladungsschreiben weisen sie noch einmal auf die jüngsten von ihnen initiierten Aktivitäten hin, wie z.B. den Einführungsprozess der digitalen Gutscheinkarte und die finanzielle Unterstützung des neuen Einkaufsführers, dem Olsberger Kompass 2023. Sie erklären: „Um unseren eigenen Weg als Vorstandsteam zu einem runden Ende zu bekommen, war es uns eine Herzensangelegenheit, eine kostenfreie digitale Olsberger Gutscheinkarte mit vielen tollen Vorteilen als Ersatz für unseren beliebten Fachwelt-Gutschein auf den Weg zu bringen. Dies ist uns mit Hilfe der Stadt Olsberg und dem Rat der Stadt auch gelungen.“ Die Digitale Gutscheinkarte soll zum 1. September an den Start gehen. Was die Abwicklung der Papiergutscheine betrifft, erklären die drei Frauen ihre Bereitschaft, das als Team bis Ende 2025 zu begleiten, falls es keinen Fachwelt-Fortbestand geben sollte. Wie es mit zukünftigen Aufgaben für den alten Vorstand aussehe, werde die Hauptversammlung zeigen.

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Warum ist es wichtig, dass es weitergeht?

Das Team sagt: „Orte, in denen es kein Engagement in einer solchen Form gibt, werden unattraktiv für Einwohner und Gäste. Es braucht Menschen, die in Vereinen und Gemeinschaften einen Ort beleben und ihm ein Gesicht verleihen.“ Mit Blick auf den zukünftigen Citymanager der Stadt erklären sie, dass diese Person in Zukunft eine enorm wichtige Rolle spiele als Ansprechpartner für Geschäftsleute und Einwohner. Da die Arbeit hauptberuflich erfolge, gebe es ganz andere Möglichkeiten zu agieren und für Olsberg etwas auf die Beine zu stellen. Bernadette Kimmlinger, Stefanie Brüschke und Tina Mettner sind überzeugt: „Ein Ort bleibt nur attraktiv, wenn es Geschäfte, Gastronomie, schöne Veranstaltungen und dadurch Leben im Ort gibt.“

Die Jahreshauptversammlung findet am Montag, 21. August, 19.30 Uhr, in der Nikolausklause, statt. Anmeldungen bis 11. August an: redaktion@fachwelt-olsberg.de.