Winterberg. Mirco Sassenberg aus Niedersfeld wird bald den Job als Maschinenführer in Brilon aufgeben und als Tagesvater arbeiten. Was ihn antreibt.

Es ist der Schritt in ein neues Leben, den der Niedersfelder Mirco Sassenberg bald wagen wird. Und er ist insbesondere für einen Mann außergewöhnlich. Denn der 36-Jährige möchte sich bald als Tagesvater selbstständig machen. „Ich stehe kurz davor, die Prüfung abzulegen“, sagt der Vater von zwei kleinen Kindern- Mira (sechs Monate) und Luke (6). Dabei kann er schon auf Erfahrung in dem Bereich zurückgreifen, denn seine 36-jährige Ehefrau Dorothee betreibt in der unteren Etage des Einfamilienhauses in Niedersfeld ihre eigene Kindertagespflege „Zwergenwald“.

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Mit dem sogenannten Kinderbus, kann er mit seinen Schützlingen bald Spaziergänge unternehmen.
Mit dem sogenannten Kinderbus, kann er mit seinen Schützlingen bald Spaziergänge unternehmen. © Benedikt Schülter

Anstrengende Ausbildung

Logisch, dass Sassenberg, der aktuell noch als Maschinen- und Anlagenführer bei Impuls-Küchen in Brilon arbeitet, sich viele Tipps von seiner Frau abschauen konnte, die ihm gerade beim Büffeln für die Prüfung enorm helfen. „Natürlich war ich auch schon oft unten bei meiner Frau und mit den Kindern gespielt oder aus Kinderbüchern vorgelesen“, sagt er.

Das Pensum, um sich als Tagesvater zertifizieren zu lassen, ist enorm. Insgesamt 160 Stunden Grundkurs müssen die Anwärter bei der Katholischen Erwachsenen- und Familienbildung im Erzbistum Paderborn (KEFB) absolvieren. Der Unterricht wurde dabei in Meschede abgehalten. Neben diesen Lektionen musste Sassenberg außerdem hundert Stunden Selbstlerneinheiten absolvieren. Hinzu kamen 40 Stunden Praktikum in einer Kindertagesstätte und 40 Stunden bei einer Tagesmutter. „Besonders die Praktika waren natürlich anstrengend, weil ich das noch zusätzlich zu meinem Schichtdienst in Brilon leisten musste“, sagt der Niedersfelder. Doch trotzdem habe er da schon gemerkt, wie viel Freude ihm diese Arbeit macht und das er sich auf seinen neuen Lebensabschnitt freut.

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Ein großzügiger Garten steht den Kindern zum Spielen bereit.
Ein großzügiger Garten steht den Kindern zum Spielen bereit. © WP | Benedikt Schülter

Der einzige Mann

Als einziger Mann werde er diesen Kurs mit zehn anderen Absolventinnen nun abschließen. Natürlich gebe es schon den ein oder anderen, der damit Probleme habe, dass er als Mann sich für diesen Beruf interessiere. Doch über diese Vorurteile stehe er drüber. Eine alleinerziehende Mutter habe ihm sogar einmal gesagt, dass sie es sehr gut finde, wenn ein Mann ihr Kind betreuen würde. Denn ein männliches Vorbild könne nur von Vorteil sein.

„Ich bin immer gut mit Kindern klargekommen“, sagt Sassenberg. Aktuell engagiert er sich beispielsweise als Fußball-Staffelleiter der F-Jugend und als Trainer beim FC Hilletal. Dort trainiert er die G-Jugend im Alter von vier bis sechs Jahren. Außerdem ist er der erste Vorsitzende des Roll- und Boardclubs Sauerland. Klar, dass er besonders viel Wert auf Sport legt. „Mein Schwerpunkt ist die Bewegungstherapie und ich bin außerdem sehr Naturverbunden“. Bedeutet: Seine späteren Schützlinge werden wohl häufiger an die frische Luft kommen. Dazu hat er sich auch bereits einen sogenannten elektrischen Kinderbus angeschafft, mit dem er sicher und leicht Ausflüge beispielsweise an den nahe gelegenen Hillebachsee organisieren kann. Doch auch am Haus profitieren die Schützlinge seiner Frau bereits jetzt schon vom großzügigen Garten. Eine Rutsche, Spielzeuge und ein Fußballtor stehen bereit.

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Die Tagespflege von Sassenbergs Ehefrau kümmert sich jetzt schon um Kinder zwischen einem und drei Jahren.
Die Tagespflege von Sassenbergs Ehefrau kümmert sich jetzt schon um Kinder zwischen einem und drei Jahren. © Benedikt Schülter

Plätze noch frei

Ab Oktober dieses Jahres möchte er sein Angebot an den Start bringen. Insgesamt bis zu sechs Kinder zwischen einem und drei Jahren wird er dann aufnehmen können. Dafür stehen dann 28 Quadratmeter plus ein Essensbereich in der Küche bereit. „Wenn die Kinder älter sind, brauchen die Eltern eine Bescheinigung einer Kindertagesstätte, dass aktuell keine Plätze dort frei sind“, sagt er. Bereits jetzt schon gebe es Interessenten an dem Angebot. Der Bedarf an Kinderbetreuung sei groß, erklärt Sassenberg. Das Angebot an Betreuung sei aber gering. Und die verschiedenen Tagesmütter in der Region könnten die Nachfrage einfach nicht mehr alleine bedienen. „Die Inflation setzt vor allem jüngere Familien unter Druck. Die können es sich finanziell schlichtweg nicht mehr leisten, drei Jahre Elternzeit zu nehmen“, sagt er.

Bislang sind noch zwei Betreuungsplätze bei Sassenberg frei. Wer Interesse hat, kann sich unter 0160-8517515 melden.