Winterberg. Pläne für einen Skaterpark in Niedersfeld sind da, Fördermittel beantragt. Doch es gibt einen Fallstrick, woran das Projekt scheitern könnte.

Mirco Sassenberg steht an diesem kalten, verschneiten Mittwochmorgen am Basketballplatz des Hillebachsees in Niedersfeld und denkt schon an den Sommer. Mit seinem Finger zielt er direkt neben das Sportfeld und zeichnet mehrere Linien in die Luft. „Da sollen die kleinen Tables hin und hier kann dann irgendwann die Bowl entstehen“, sagt er so, als seien die Begriffe der Skaterszene jedem geläufig. Denn hier soll bald das entstehen, für das der erste Vorsitzende des Roll- und Boardclubs Sauerland und seine 46 Mitstreiter schon lange kämpfen: ein multifunktionaler Skatepark. Ihrem Ziel sind die Funsportbegeisterten schon nahe und doch seien einige Mitglieder weiterhin skeptisch, ob und wann das Vorhaben wirklich umgesetzt wird, sagt Sassenberg.

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Der erste Vorsitzende des Roll- und Boardclubs Sauerland, Mirco Sassenberg, hofft auf einen baldigen Baubeginn des geplanten Skateparks am Hillebachsee in Niedersfeld.
Der erste Vorsitzende des Roll- und Boardclubs Sauerland, Mirco Sassenberg, hofft auf einen baldigen Baubeginn des geplanten Skateparks am Hillebachsee in Niedersfeld. © Benedikt Schülter

Park soll mit der Zeit wachsen

Der 35-jährige Vater eines sechsjährigen Jungen arbeitet als Maschinenführer bei einem Unternehmen in Brilon. Ein weiteres Kind ist unterwegs. Die Nachwuchsarbeit vor allem in Sachen Sport ist im wichtig. Als Jugendtrainer engagiert er sich unter anderem beim Jugendfußball.

Es sei an der Zeit, mehr altersgerechte Angebote für Kinder - und Jugendliche in Winterberg zu schaffen, findet Sassenberg: „Skateboarden und BMX-Fahren sind mittlerweile auch olympische Sportarten und werden immer populärer, besonders bei den Jüngeren“, sagt er. Dem könne man am besten mit dem Skatepark Rechnung tragen. Es existiert bereits eine Skizze eines spezialisierten Architekten: So soll in mehreren Bauabschnitten der Park wachsen. In einem ersten Schritt wünscht sich der Verein beispielsweise eine sogenannte Quarterpipe - dies sei eine halbe Halfpipe, erklärt Sassenberg. Dazu sollen weitere Objekte gebaut werden, die den Skatern ermöglichen sollen, Tricks und Sprünge auszuführen.

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Ein Swimmingpool zum Skaten

In weiteren Bauetappen ist eine sogenannte Bowl geplant. Die kann man sich wie einen Pool, nur ohne Wasser vorstellen. Ihren Ursprung haben diese Anlagen tatsächlich in den 70er-Jahren, als die damaligen Skateboarder in den USA damit anfingen, durch leere Swimmingpools zu rasen und Tricks zu vollführen. Später könnte in einer weiteren Ausbaustufe beispielsweise eine barrierefreie Fläche entstehen, auf der auch Rollstuhlfahrer und Kinder, die ihre ersten Skateversuche starten, ihre Freude haben. Auch wünsche man sich einen Pump-Track. Ein Pumptrack ist eine speziell geschaffene Mountainbikestrecke. Das Ziel ist es, darauf, ohne zu treten, durch Hochdrücken des Körpers aus der Tiefe am Rad Geschwindigkeit aufzubauen. Der oder die Radfahrerin steht dabei auf den Beinen und sitzt nur kurz zum Starten im Sattel.

Der erste Vorsitzende des Roll- und Boardclubs Sauerland, Mirco Sassenberg, hofft auf einen baldigen Baubeginn des geplanten Skateparks am Hillebachsee in Niedersfeld.
Der erste Vorsitzende des Roll- und Boardclubs Sauerland, Mirco Sassenberg, hofft auf einen baldigen Baubeginn des geplanten Skateparks am Hillebachsee in Niedersfeld. © WP | Benedikt Schülter

Glaube daran verloren

Über eigene Aktionen wie unter anderem der Organisation mehrerer Flohmärkte auf dem Netto-Parkplatz in Niedersfeld oder dem Bratwurstverkauf beim Stadterlebnis-Fest in Winterberg habe man bereits eigene Mittel einsammeln können. „Wir tragen unseren Teil dazu bei, dass der Park realisiert wird“, sagt Sassenberg.

Doch bis dahin ist es noch ein langer, steiniger Weg. Und vieles hängt auch von dem Ergebnis eines Schallschutzgutachtens ab. Im Moment fühlen er und seine Mitglieder sich nicht richtig gut von der Stadt über den aktuellen Stand der Dinge informiert: „Wir wünschen uns zeitnah ein Ergebnis. Im Moment hängen wir in der Luft. Wir haben Sorge, dass das Projekt hinten überfällt, schließlich hatten wir eigentlich schon mit einem Baubeginn im kommenden Jahr gerechnet“, sagt Sassenberg. Er selbst bleibe aber positiv gestimmt. Im Gegensatz zu anderen Befürwortern des Parks: „Viele haben leider den Glauben an eine Umsetzung verloren“, berichtet er.

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Mittel stehen im Haushaltsplan

Die Sprecherin der Stadt Winterberg, Rabea Kappen, bestätigt, dass erstmals Haushaltsmittel für den Bau eines Skateparks in den Entwurf des städtischen Haushaltsplans aufgenommen worden sei. Bürgermeister Michael Beckmann habe sich schon des Öfteren mit einer örtlichen Interessengruppe getroffen, um die Planungen des Skateparks oder Pump-Tracks voranzutreiben. Die Fläche am Hillebachsee werde derzeit auf ihre Machbarkeit überprüft. „Wichtig ist, dass ein Skatepark auch den rechtlichen Anforderungen gerecht wird. Daher ist eine „Lärmuntersuchung“ beauftragt worden, da die Geräuschentwicklung tatsächlich ein Ko-Argument für die notwendige Baugenehmigung sein kann“, sagt Kappen. Sie rechne mit einem Ergebnis im ersten Quartal 2023.

Außerdem habe man erste Gespräche mit möglichen Fördermittelgebern geführt und das Projekt für die neue LEADER-Förderung angemeldet. Die Kosten für das Gesamtprojekt stünden aber noch nicht fest. Von der Planung über die Finanzierung bis zur Baugenehmigung werde noch etwas Zeit vergehen, sodass frühestens mit einem Bau 2024 begonnen werden könnte. „Voraussetzung ist, dass der Rat der Stadt Winterberg, das Projekt im Rahmen der laufenden Haushaltsplanberatungen, ebenfalls unterstützt“, so Kappen.

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Alternativkultur stärken

Alexandra Brenne fände eine Realisierung des Projektes super. „Dort ist es wunderschön und man stört dort eigentlich auch niemanden“, sagt die Geschäftsfrau, die den Snowboard & Skateshop Liftstation in Winterberg führt. Nicht nur für ihr eigenes Geschäft sei der geplante Park eine Bereicherung. Auch der Tourismus würde profitieren, schließlich könne der Tourismusort mit einer weiteren Attraktion glänzen. „Ich verkaufe auch viele Skateboards und Zubehör an Touristen“, sagt sie. Das Interesse sei groß.

Das kann auch der 31-jährige Max Bechen bestätigen. Der Betreiber des Snowboard & Skateshop Stylefish in Winterberg ist auch Mitglied des Roll- und Boardclubs Sauerland. Seit fast 30 Jahren wünsche sich die Alternativkultur in Winterberg so einen Park, sagt Bechen. Er könne sich vage an eine Rampe in der Nähe des Sportplatzes erinnern. Doch die gebe es schon lange nicht mehr. Dabei bedeute ein Skater-Treff so viel mehr als der reine Sport: „Dort kann auch ein Treffpunkt für Menschen aller Gesellschaftsschichten entstehen. Skaten verbindet alle und jeden“, sagt er. Hier gehe es auch um das Ausleben einer Jugendkultur. So lockten diese Orte auch Breakdancer und Graffitikünstler. Sprayer könnten sich beispielsweise an der extra dafür vorgesehenen Hall of Fame verewigen.