Rösenbeck. Seit mehreren Generationen betreibt die Familie Schmidt in Rösenbeck einen Hof. Heute ist dort moderne Bio-Milchwirtschaft angesagt.
Seit mehreren Generationen betreibt die Familie Schmidt in Rösenbeck den Thielen Hof. Seit dem Bau des ersten Stalls 1582 hat sich allerdings viel verändert. Schweine gibt es heute keine mehr und die Zahl der Kühe ist deutlich gestiegen. Vor ein paar Jahren hat die Familie auf Bio-Milch-Erzeugung umgestellt. Zum heutigen Tag der Milch erzählen Vater und Sohn, warum das ein guter Schritt war und warum sie auch in der heutigen Zeit gerne Landwirte sind.
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1. Juni: Tag der Milch
Der Internationale Tag der Milch wird seit 1957 weltweit am 1. Juni zelebriert. Ausgerufen wird er von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und dem Internationalen Milchwirtschaftsverband (IDF).
An diesem Tag wird auf dem ganzen Globus über die Herstellung und die Vorzüge von Milch informiert.
Freie Platzwahl für die Milch-Mädels
Der große Boxen-Laufstall ist leer, zu hören ist nur lautes Vogelgezwitscher. „Die Mädels sind alle draußen auf der Weide“, lacht Heinz Bernd Schmidt. Die Milchkühe auf dem Thielen Hof entscheiden nämlich selbst, ob sie in einer Liegebox liegen oder lieber auf der angrenzenden Weide herumlaufen und grasen möchten. „Wenn wir morgens nach dem Melken den Stall aufmachen, dann wollen meistens erstmal alle raus“, erzählt sein Sohn Stefan.
Die Tiere können sich aber auch im Stall frei bewegen und sich einen Platz auswählen. Stefan Schmidt hat festgestellt, dass sie meistens nach ein paar Stunden auf der Weide wieder zurück in den Stall kommen und an eine der Tränken gehen. In der Zwischenzeit werden ihre Boxen frisch eingestreut. Ein automatischer Schieber säubert die Laufgänge.
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Morgens um 6 zum Melken in den Stall
Feste Zeiten gibt es für’s Melken: Morgens um 6 und abends um 16.30 Uhr müssen die Schmidts dafür parat stehen. „Früher haben wir dafür drei Stunden gebraucht, heute schaffen wir das in einer Stunde“, erzählt Vater Heinz Bernd. Und um 15 Uhr werden die Tier gefüttert. „Dann geht es ab in den Stall. Die Kühe hören schon, wenn der Trecker mit dem Futter kommt und reagieren sofort“, schmunzelt Stefan Schmidt. Der 26-Jährige ist mit dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie aufgewachsen und schon früh war für ihn klar, dass er die Familientradition fortsetzen möchte.
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60- bis 70 Stunden-Woche
„Mir macht die Arbeit sehr viel Spaß. Der Beruf ist sehr abwechslungsreich, man ist viel draußen und die Arbeit mit den Tieren gefällt mir auch sehr gut“, so der junge Landwirt. Nach Abschluss der Schule hat er eine dreijährige landwirtschaftliche Ausbildung absolviert. In dieser Zeit hat er in drei sehr unterschiedlichen Betrieben gearbeitet und viele Erfahrungen gesammelt. Auch auf dem Thielen Hof gibt es aktuell einen Auszubildenden. Heinz Bernd Schmidt erklärt, es sei klar, dass Landwirt kein „Nine-to-five-Job“ ist und auch an die jetzt diskutierte 4-Tage sei nicht zu denken. „Wir arbeiten sieben Tage in der Woche und 60 bis 70 Stunden sind normal. Trotzdem haben wir es immer geschafft, auch mal Urlaub zu machen oder wegzufahren. Wir machen unsere Arbeit gerne. Wichtig ist, dass man Unterstützung in der Familie hat und sich auch mal abwechseln kann“, so die Erfahrung des 57-Jährigen.
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Investitionen
Um den Betrieb zukunftstauglich zu gestalten, hat die Rösenbecker Familie in jüngster Zeit investiert und modernisiert. Bis auf den Außenbereich fertig ist der neue Stall, der an den bestehenden Boxenlaufstall angebaut worden ist. Inzwischen leben 120 Kühe sowie 100 Jungrinder und Kälber auf dem Hof. Für die Kälber gibt es einen eigenen kleinen Strohstall.
„Seit 1994 haben wir außerhalb des Dorfes einen Außenklimastall. Die Tiere sind vor Wind und Wetter geschützt. Diese Haltung ist ideal. Die Tiere danken es einem. Sie sind ruhiger und gesünder. Und wenn es der Kuh gut geht, gibt sie viel Milch“, erklärt Heinz Bernd Schmidt. Schon 2007 hat sich der heute 57-Jährige entschlossen, seinen Hof auf Bio-Milchwirtschaft umzustellen. Seitdem beliefert er als Bioland-Betrieb die Upländer Bauernmolkerei in Willingen mit Milch.
Jede Kuh produziert im Schnitt 35 Liter pro Tag
Im Schnitt produzieren die Kühe der Familie Schmidt rund 35 Liter pro Tag. Für einen Biobetrieb gelten strengere Auflagen als für die konventionelle Landwirtschaft. Stefan Schmidt erzählt, dass zum Beispiel jeder Kuh ein eigener Platz zum Liegen und zum Fressen von mindestens sechs Quadratmetern Größe zur Verfügung stehen muss. „Wir sind im neuen Stall sogar bei elf Quadratmetern. Durch den Umbau haben die Kühe jetzt ein Drittel mehr Platz“, betont der Sauerländer Landwirt. Weitere Vorgaben seien zum Beispiel, dass die Tiere Auslauf auf der Weide haben müssen, dass sie nur biozertifiziertes Futter erhalten dürfen und kein Mineraldünger zum Einsatz kommen darf.
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Futter-Anbau
Die Umstellung auf Bio habe sich für ihren Betrieb auch deshalb angeboten, weil der Hof über genügend Ackerbau-Flächen verfügt, auf denen ein Teil des Futters selbst angebaut werden kann. Nachdem die Flächen zunächst einige Jahr extensiv bewirtschaftet worden seien, habe man sich schließlich entschlossen, komplett auf Bio umzustellen. „Wir sind sehr froh, dass wir den Schritt gegangen sind“, zeigt sich Heinz Bernd Schmidt im Rückblick zufrieden mit dieser Entscheidung. 2022 sei allerdings ein schwieriges Jahr gewesen, erzählen Vater und Sohn. Der Bioabsatz habe sich rückläufig entwickelt und teilweise hätten konventionelle Landwirte sogar mehr Geld für die Milch bekommen als Bio-Bauern. „Eigentlich müssen wir ca. 15 bis 20 Cent pro Liter mehr bekommen, damit sich der höhere Aufwand rechnet“, erklärt Stefan Schmidt. Die deutlich gestiegenen Milchpreise in den Supermärkten seien aber bei den Bio-Landwirten nicht angekommen.
Jede Kuh hat einen eigenen Charakter
Den größten Teil des Tierfutters produziert der Rösenbecker Betrieb selbst. Angebaut wird im Wechsel Mais, Weizen und Kleegras auf dem Acker und frisches Gras auf den Wiesen und Weiden. Jetzt im Sommer lassen es sich die „Milch-Mädels“ auf der Weide gut gehen. Namen haben sie zwar nicht. Doch alle sind mit einem Computerchip und einer Nummer ausgestattet. Und Stefan Schmidt weiß genau, wie seine Kühe ticken. „Jede hat einen ganz eigenen Kopf und Charakter. Manche sind neugierig, manche entspannt, andere sind hibbelig“, so seine Erfahrung. „Hier, die Nummer 72 zum Beispiel, die ist immer die Letzte und die Nummer 117 ist wild und neugierig“…