Brilon. Tourismuschef Rüdiger Strenger sagt Brilon einen Tourismusboom voraus. Doch es gibt Herausforderungen, die nicht so einfach zu überwinden sind.

Vor einem halben Jahr hat der Briloner Tourismuschef Rüdiger Strenger der Stadt einen Tourismus-Boom vorhergesagt – denn Zahlen haben belegt, dass die Nachbarstadt vom beliebten Touristenziel Winterberg immer mehr zum Magnet für Urlauber wird. Doch wie entwickelt sich Brilon als Urlaubsort in Zeiten der Inflation? Und was tut die Stadt, um Urlaubern mehr zu bieten? Rüdiger Strenger erklärt im WP-Gespräch die aktuelle Situation.

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Der Sommer steht bevor – eine wichtige Saison für den Tourismus in Brilon. Was können Touristen von Brilon erwarten? Wofür steht der Tourismus-Ort Brilon?

Der Start in das Jahr 2023 war wieder sehr erfolgreich. Nach den offiziellen Zahlen von IT NRW lagen in den ersten drei Monaten dieses Jahres (aktuellere Zahlen liefert IT NRW noch nicht) die Übernachtungen über 25 Prozent über dem Ergebnis von 2019. Auch jetzt über Pfingsten waren wir faktisch ausgebucht. Brilon versteht sich als eines der Top-Outdoorzentren im Sauerland. Wir sind das Wanderzentrum (Teil der Sauerland Wanderdörfer, die Qualitätsregion Wanderbares Deutschland ist), Startpunkt von zertifizieren Wanderwegen wie dem Rothaarsteig und dem Briloner Kammweg, Themenwegen, Wegen zu den Seelenorten und vieles mehr. Wir haben ein hervorragendes Radangebot mit dem TrailGround Brilon im Segment Mountainbike (gilt als eines Top-Vorzeigeprojekte in Deutschland für diesen Bereich), Radwegen (wie dem Möhnetalradweg, Almeradweg, Geoparkroute) sowie weiteren Angeboten insbesondere für das E-Biken. Darüber hinaus haben wir weitere Outdoorangebote vom Bogenschießen (unter den Insidern als einer der bekanntesten Bogenschießanlagen in Deutschland bekannt) über Golfen bis Angeboten zum Wassersport auf der nahe gelegenen Diemeltalsperre.

Es stellt sich auch die Frage zu der Tourismusakzeptanz in der Bevölkerung

Was würden Sie Touristen sagen, wenn diese sie fragen würden, warum man Brilon unbedingt gesehen haben muss?

Wir haben eine sehenswerte, attraktive Landschaft, hervorragendes Outdoorangebot, attraktive kleine sehenswerte Stadt mit großem Veranstaltungsangebot, Shopping, Gastronomie, Museum, zentral gelegen mit vielen weiteren Freizeit- und Outdoorangeboten in der näheren und weiteren Umgebung, schnell und gut erreichbar aus wichtigen Quellmärkten.

Immer mehr Touristen zieht es nach Brilon, ist die Stadt dem gewachsen? Wo könnte es Herausforderungen geben?

Die Tourismusinfrastruktur muss mitwachsen. Wir stoßen an bestimmten Tagen in einigen Teilbereichen (TrailGround, Gastronomie) an Kapazitätsgrenzen. Es stellt sich auch die Frage zu der Tourismusakzeptanz in der Bevölkerung.

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In unserem letzten Gespräch hatten Sie davon gesprochen, dass die Inflation die Touristen nicht abhalten würde, ihren Urlaub im Sauerland zu buchen. Ist das noch immer so?

Bisher ist das noch so. Wir hatten einen hervorragenden Start in dieses Jahr, die Nachfrage ist sehr gut, verbunden damit ist die Vorbuchungslage ebenfalls sehr gut.

Sorgt der Fachkräftemangel in Brilon für Probleme im Tourismus?

Der Fachkräftemangel bedeutet für den Tourismus hier in Brilon ein sehr großes Problem, Hotellerie und Gastronomie suchen händeringend Personal. In der Gastronomie haben viele Betriebe weitere Ruhetage eingeführt, obwohl ein sehr große Nachfrage da ist.

Ausbau des Mountainbike-Angebotes steht an

Was steht in Zukunft touristisch in Brilon an? Gibt es Investitions-Planungen?

Der Ausbau des Mountainbike-Angebotes steht an, der TrailGround Brilon wird massiv erweitert. Waldeck und das östliche Sauerland mit Brilon haben das Ziel, größte Mountainbike-Region Mitteleuropas zu werden, hier laufen konkrete Planungen, Baumaßnahmen mit einem zweistelligen Millioneninvest. Der Ausbau des Radfahrangebots generell (Gravelbiken, Tourenradfahren, E-Biking) sowie die Attraktivierung der Dinosaurierfundstelle in Nehden unter dem Stichwort Augmented Reality. Außerdem gibt es Planungen und Überlegungen für Investitionen im Beherbergungsbereich.

Wie könnte man die Dörfer rund um Brilon noch mehr in den touristischen Fokus rücken?

Der in den letzten Jahren stattgefundene Ausbau im Beherbergungsbereich fand überwiegend in den Dörfern statt. Das Wachstum des Tourismus in Brilon kommt somit ganz stark über die Dörfer. Vom Ausbau des Radangebotes werden sehr stark die Dörfer profitieren, gleiches gilt für die Erweiterung des TrailGroundes in Richtung hessischer Grenze (hier wird Brilon-Wald eine Drehscheibe). Dazu beutragen werden die Attraktivierung der Dinosaurierfundstelle in Nehden und die Fertigstellung des Themenradweges (Route der Nachhaltigkeit) von Brilon-Wald-Hoppecke-Messinghausen-Rösenbeck-Madfed-Bahnhof Bredelar.

Welche Vorteile wird der neue Standort der BWT in dem ehemaligen Inforo haben?

Wir errichten dort eine moderne Touristinformation, die den heutigen und zukünftigen Ansprüchen der Gäste gerecht werden kann. Die neue Touristinformation kann somit auch der erheblich gewachsenen touristischen Bedeutung von Brilon gerecht werden. Wir liegen dann am touristischen Puls in Brilon, also am Marktplatz.