Olsberg/Dortmund. War das echt Veruntreuung? Olsberger Ex-Pfarrer äußert sich erstmals. „Ich war blauäugig“, sagt er zur WP. Ab Juni tritt er eine neue Stelle an.
Es wurde spekuliert. Es wurden mitunter Gerüchte in die Welt gesetzt. Aus Paderborn hieß es offiziell, der Olsberger Pastor Richard Steilmann habe eine hohe Summe an Geld mutmaßlich veruntreut. Mit sofortiger Wirkung verschwand der beliebte Pfarrer von der Bildfläche – auch von der Internetseite des Pastoralverbundes. Pfarrer Richard Steilmann hat von Anfang an Fehler eingeräumt und Wiedergutmachung versprochen. In der Öffentlichkeit hat er bislang zu all dem geschwiegen. Jetzt geht er erstmals nach vorn. „Mach Dich ehrlich!“, hat ihm ein Mitbruder seiner neuen Wirkungsstätte geraten. Denn zum 1. Juni wird Steilmann neuer Pfarrer im Pastoralen Raum Ost in Dortmund.
Keine Verabschiedung: Paderborn hat Sorge, dass es zu Unruhen kommt
„In den letzten zehn Jahren habe ich viele Geldspenden erhalten, die weit über 100.000 Euro hinausgingen. Diese lagen bei mir im Tresor. Ich habe sie auf Kirchenkonten eingezahlt und von dort aus anderen Menschen geholfen. Dabei habe ich übersehen, dass, wenn ich Geld auf Kirchenkonten einzahle, das Geld dann der Kirchengemeinde gehört und ich nicht frei und allein entscheiden kann, wem ich es gebe. Ich hätte den Kirchenvorstand informieren und mit ihm gemeinsam überlegen müssen, wohin das Geld geht. Das habe ich nicht getan und sehe jetzt ein, dass ich falsch gehandelt habe. Ich bin mir meiner Schuld bewusst und habe die Konsequenz gezogen, am 21. März 2023 als Pfarrer von St. Martin Bigge und als Leiter des Pastoralverbundes Bigge-Olsberg zurückzutreten.“ So stellt sich Pfarrer Richard Steilmann auf der Internetseite seiner neuen Gemeinde vor.
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Gegenüber der WP erklärte er gestern Morgen: „Es waren harte Monate für mich. Jetzt wird vieles langsam klarer.“ Es sei ihm schwergefallen, seine Gemeinden im Raum Olsberg von Jetzt auf Gleich zu verlassen. Es werde auch keine offizielle Verabschiedung geben. Ich würde es gern machen, aber Paderborn hat Sorge, dass es zu Unruhen in der Gemeine kommen könnte und ist dagegen. Jeglichen Schaden werde er wiedergutmachen. Er habe sich nie persönlich bereichert. „Aber ich war blauäugig und hätte manche Dinge anders machen müssen.“
Spender und Spenderinnen haben mir gesagt: ,Mach was Gutes damit!“
Manche Dinge: Immer wieder habe er von Privatleuten Spenden bekommen. Einmal sogar 50.000 Euro in 500-Euro-Scheinen. „Insgesamt waren es im Laufe der Jahre mehr als 100.000 Euro. Die Spender und Spenderinnen haben mir gesagt: ,Mach was Gutes damit!‘ Und das habe ich auch getan.“ Ein Projekt im westafrikanischen Benin habe er mit dem Geld unterstützt. Aber auch viele Privat-Personen, die in Not geraten waren. „Die größeren Summen kann ich belegen. Bei den kleineren will ich versuchen, noch nachträglich Quittungen zu bekommen.“ Heute weiß Richard Steilmann: Das Geld hätte er nie auf das Kirchenkonto überweisen dürfen. Andererseits: „Hätte ich es auf mein Privatkonto gepackt, würde man mir vorwerfen, mich persönlich bereichert zu haben. Aber das ist nie der Fall gewesen.“
Eine weitere Spende über 70.000 Euro sei ausdrücklich auf Wunsch des Geldgebers für die Kirchengemeinde gewesen. Das Geld sei daher auch auf das Konto eingezahlt worden; die Summe sei auch noch vorhanden. Steilmann: „Es gibt außerdem Gerüchte, dass der größte Teil des Geldes aus einer 140.000-Euro-Spende aus Antfeld stammen soll. Ich kann versichern, dass dieses Geld nie angetastet wurde und immer noch auf dem Kirchenkonto liegt.“ Somit verbleiben 100.000 Euro, die der Pfarrer nach seinen Angaben gespendet hat und die er der Kirchengemeinde zurückzahlen muss. Er hofft, dass die ganze Angelegenheit auf einen Vergleich hinausläuft.
Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet
Nach der Selbstanzeige Steilmanns hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das, so Oberstaatsanwalt Thomas Poggel, laufe auch noch. In der Regel würden Beschuldigter und mögliche Zeugen von der Polizei vernommen. Ob dies schon passiert sei, könne er aus der Aktenlage nicht ersehen.
Im Gespräch spürt man, welcher Stein dem Pfarrer vom Herzen fällt, sich zu den Vorwürfen und Spekulationen äußern zu können. „Ich habe als Priester und als Mensch Fehler gemacht. Ich stehe zu meinen Fehlern und freue mich nun auf den Dienst im Pastoralen Raum Dortmund-Ost. Meine Gemeinde im Raum Olsberg hat mir in der ganzen Zeit den Rücken gestärkt. Es gab nicht eine Mail oder einen Brief, wo ich kritisiert worden wäre. Viele haben gesagt, ich solle doch bleiben. Aber für mich ist es nun wichtig, einen Neuanfang zu machen und neu zu beginnen.“