Hochsauerlandkreis. Rasen ist Killer Nr 1 auf den Straßen. Für Medebach, Hallenberg und Winterberg kontrolliert der HSK den Verkehr. Doch auch die Städte wehren sich

Es ist nicht nur ein Ärgernis für alle Anwohner, sondern auch brandgefährlich: Raser, die durch Winterberg, Medebach und Hallenberg jagen. Selten werden diese rücksichtslosen Verkehrsteilnehmer erwischt. Dabei sind der Hochsauerlandkreis und die Polizei für die Bestrafung der Verkehrssünder zuständig. Doch auch die Kommunen versuchen mithilfe von Geschwindigkeitsmessgeräten, die Autofahrer zum langsamer Fahren zu animieren. Dabei zeigen etwa lachende digitale Smileys, ob man sich an das vorgegebene Tempo hält.

Rabea Kappen, Pressesprecherin und Projektkoordinatorin der Stadt Winterberg
Rabea Kappen, Pressesprecherin und Projektkoordinatorin der Stadt Winterberg © Jutta Klute

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Wie in Winterberg, wo viele der Ortsteile sich über die Verkehrsvereine oder Dorfgemeinschaften und mit Unterstützung der Stadt eigene Geschwindigkeitsmessanlagen beschafft haben. Dabei variieren die Standorte der Geräte. In den meisten Orten sind sie am Ortseingang installiert, sagt die Pressesprecherin der Stadt Winterberg, Rabea kappen. Oft würden Autofahrer dort unbewusst zu schnell und es helfe der Hinweis um die Geschwindigkeit zu reduzieren und auch zukünftig mit der angepassten Geschwindigkeit zu fahren.

„Ein Vorteil der Geschwindigkeits-Anzeigetafeln ist, dass Verkehrsstatistiken wie zum Beispiel Durchschnittsgeschwindigkeit, Anzahl der Fahrzeuge, Eingangs- und Ausgangsgeschwindigkeit gleichzeitig erfasst werden und später leicht ausgewertet werden können, um spezifische Maßnahmen in Bezug auf die Verkehrssicherheit planen und durchführen zu können. Wir bekommen die Auswertungen und prüfen dann, ob wir aufgrund der Auswertungen verkehrsrechtliche Maßnahmen beim Straßenverkehrsamt beantragen können“, sagt Kappen. Der wichtigste Wert bei der Auswertung nenne man im Rathaus V85. Dort werte man aus, an welcher Stelle die Geschwindigkeit von 85 Prozent der Verkehrsteilnehmer nicht überschritten werde. Zeige dieser Wert, dass innerorts 85 Prozent der Verkehrsteilnehmer deutlich über 50 km/h fahren, sende man die Auswertung an die Straßenverkehrsbehörde weiter die dann prüfen würden, welche Maßnahmen ergriffen werden können. Eine Maßnahme sei beispielsweise, dass an diesen Stellen dann mobile Blitzgeräte des Kreises aufgestellt werden. „Durch Geschwindigkeitsmessungen und Tempowarnungen können gefahrene Geschwindigkeiten nachhaltig beeinflusst werden“, ist Kappen überzeugt.

Thomas Grosche, Bürgermeister von Medebach.
Thomas Grosche, Bürgermeister von Medebach. © Stefanie Bald

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Fest installierte Geräte

Darüber hinaus verfügen die Verwaltung über ein Viacount-Messgerät, welches verdeckt die Frequenzen und Geschwindigkeiten messe, ohne dass der Verkehrsteilnehmer dies bemerkten. Das Gerät beeinflusse die Verkehrsteilnehmer nicht. So könne ein objektives Geschwindigkeitsprofil erstellt werden. „Um neben der Geschwindigkeit zukünftig auch Lärm messen zu können, schaffen wir zwei Lärmdisplays an, welche die Verkehrsteilnehmer darauf aufmerksam macht, wenn sie zu laut unterwegs sind“,sagt Kappen. Die Displays würden zu leiserem Fahren und angepasster Geschwindigkeit mahnen. Durch diese Daten erhalte man Rückschlüsse darüber, wann und wo besonders hohe Lärmbelästigungen auftreten würden. „Das wiederum kann dann zu verstärkten Kontrollmaßnahmen führen und auch verkehrsrechtliche Maßnahmen seitens der zuständigen Behörden ermöglichen, die bestimmte Lärmschwellen voraussetzen“, sagt Kappen.

In der Hansestadt Medebach werden Anzeigeräte mit Messfunktion der Hersteller Sierzega und Viatraffic eingesetzt. Ferner ist zwischenzeitlich ein reines Messgerät des Herstellers Viatraffic beschafft worden, welches an verschiedenen Einsatzorten im Stadtgebiet eingesetzt wird, teilt Bürgermeister Thomas Grosche mit. Dieses Messgerät werde insbesondere in den Bereichen, in denen vermehrt Anwohnerbeschwerden über häufige und dauerhafte Geschwindigkeitsüberschreitungen vorlägen und wo keine oder nur sehr spärliche Polizeikontrollen stattfänden, eingesetzt. Durch den Einsatz dieses Messgerätes wird eine objektive Betrachtung der tatsächlichen Geschwindigkeitsübertretungen ermöglicht. Insgesamt sind im Stadtgebiet Medebach zwölf Anzeigegeräte und ein Messgerät im Einsatz. In den Ortsteilen Düdinghausen (drei Anzeigegeräte), Küstelberg ( zwei Anzeigegeräte) und Referinghausen (zwei Anzeigegeräte) sind jeweils an den Ortseingängen Geschwindigkeitsanzeigegeräte fest installiert. Die jeweiligen Dorfgemeinschaften hätten die Anschaffungskosten der installierten Anzeigegeräte zur Hälfte aus Mitteln der Dorfgemeinschaft mitfinanziert.

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Enrico Eppner ist der Bürgermeister von Hallenberg.
Enrico Eppner ist der Bürgermeister von Hallenberg. © Rita Maurer

Im Ortsteil Deifeld ist außerdem ein Anzeigegerät aufgestellt, das im zweimonatigen Wechsel in Deifeld oder in Wissinghausen eingesetzt wird. Ebenso wechselt ein weiteres Anzeigegerät im Zweimonatsrhythmus zwischen den Ortsteilen Dreislar und Medelon . In der Kernstadt Medebach werden insgesamt drei Anzeigegeräte in verschiedenen Innerortsstraßen variabel eingesetzt, eines der Geräte wechselt ebenfalls im Zweimonatsabstand in den Ortsteil Oberschledorn. Den Raserrekord halte derzeit ein Autofahrer, der In der Kernstadt im Bereich der Oberstraße eine Geschwindigkeit von 109 km/h bei erlaubten 50 km/h gefahren sei.

Daten werden ausgewertet

Die erhobenen Daten würden ausgewertet und in Form von Diagrammen intern gespeichert. Diese Diagramme werden bei Bedarf für Beratungen der Politik beziehungsweise zur Durchsetzung von Forderungen gegenüber der Straßenverkehrs- oder der Kreispolizeibehörde eingesetzt. „Durch das Aufstellen der Geschwindigkeitsanzeigegeräte ist eine tatsächliche Verringerung der Geschwindigkeit durch die Verkehrsteilnehmer zu verzeichnen, da das Aufblinken des Displays der Geschwindigkeitsanzeigegräte bei einer Vielzahl der Verkehrsteilnehmer den „Fuß vom Gas“ Effekt auslöst“, sagt Grosche. Zusätzlich unterstrichen die ausgewerteten Diagramme die Argumentation zur Errichtung von Geschwindigkeitsreduzierungen/Verkehrsberuhigungen innerhalb des Stadtgebietes. „Daher haben wir in unserem Stadtgebiet auch zahlreiche dieser Geräte im Einsatz und planen für die Zukunft weitere Neu- und Ersatzbeschaffungen“, so das Stadtoberhaupt.

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In Hallenberg setzt die Geschwindigkeitsanzeige der Firma Datacollect im gesamten Stadtgebiet ein. Für die Stadt Hallenberg habe man eine batteriebetriebene und eine akkubetriebene Anzeige im Einsatz. Die Geräte werden wechselnd an sensiblen Orten wie Kindergärten oder Schulen angebracht, auch auf Anregungen durch Rat und Bürgerschaft greift die Verwaltung zurück und setzt die Geräte entsprechend ein, sagt Bürgermeister Enrico Eppner. „Die Anzeigen sind dauerhaft im Einsatz. Die bis dato höchste gemessene Geschwindigkeitsübertretung lag bei 179 km/h und stellt glücklicherweise einen Einzelfall dar“, sagt er. Gemessen wurde dieser Wert auf der Nuhnestraße in Richtung Winterberg. In erster Linie dienen die Geschwindigkeitsanzeigen der Verkehrsbeeinflussung, somit wird eine Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit visualisiert und im optimalen Fall direkt auf den vorgeschriebenen Wert korrigiert. „Auch wenn es vereinzelt sogenannten Ausreißer nach oben gibt, ziehen wir eine positive Bilanz aus der Auswertung der Anzeigen. Zudem haben wir die Anzeigen auch versuchsweise zur Verkehrszählung eingesetzt um beispielsweise die massive Verkehrsbelastung auf der B236 und die damit verbundenen Schwierigkeiten im Bereich der Stadt Hallenberg aufzuzeigen“, so Eppner.