Hochsauerlandkreis. Die Sauerländer Bürgerliste befürchtet, dass die geplanten Veränderungen die Situation für Fahrgäste im Sauerland weiter verschlechtern werden.

Ab Dezember gibt es Fahrplanänderungen auf der Regionalstrecke RE 17 Hagen-Warburg. Die Sauerländer Bürgerliste befürchtet, dass sich die Verkehrssituation für Sauerländer Bahnreisende durch den Wegfall von Direktverbindungen „erheblich weiter verschlechtern“ wird. Auf Antrag der SBL steht das Thema in der nächsten Sitzung HSK-Ausschusses für Wirtschaft, Struktur, Digitalisierung und Tourismus auf der Tagesordnung.

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Warburger Bahnhof wichtig für Anschlussverbindungen

Die SBL schreibt in ihrem Antrag: „Der Bahnhof Warburg ist ein für den HSK sehr wichtiger Bahnhof zum Erreichen der Fernzüge ab Kassel in Richtung Norden, Osten oder Süden. Derzeit misslingt das Umsteigen allerdings bei etwa der Hälfte der Umsteigeverbindungen in Warburg, da bereits geringe Verspätungen zum Anschlussverlust führen.“ Außerdem sei das Umsteigen vom oder zum RE 17 – anders als früher – immer mit einem Bahnsteigwechsel verbunden, was die zum Umsteigen benötigte Zeit erheblich verlängere.

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Kritik: Direktverbindungen fallen weg

Reinhard Loos, Sprecher der SBL-Fraktion im Kreistag, erklärt in seinem Antrag, dass bisher pro Tag sieben Zugpaare des RE 17 zwischen dem HSK und Kassel-Wilhlemshöhe ohne Umstieg. Er kritisiert: „Alle diese Direktverbindungen sollen mit dem nächsten Fahrplanwechsel entfallen.“ Deshalb hatte die Bürgerliste beantragt, dass der Nahverkehr Westfalen-Lippe im Ausschuss ein Konzept vorstellen sollte, das deutlich macht, welche Maßnahmen zur Verbesserung der Anschlussqualität geplant. Aus der Vorlage des HSK geht hervor, dass die Vorstellung des Konzeptes durch einen NWL-Vertreter in der Sitzung aus terminlichen Gründen nicht möglich sei. Stattdessen gibt es eine Stellungnahme.

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Das plant der NWL

Danach soll das bestehende Fahrplanangebot in Richtung Warburg mit dem Fahrplanwechsel im Dezember um einen Frühzug und einen weiteren Zug in der bisherigen zweistündigen Angebotslücke um 20.22 Uhr zwischen Bestwig und Warburg ergänzt werden. Gleichzeitig enden bis voraussichtlich Ende 2025 aufgrund des ab Dezember stündigen RE 11 Düsseldorf-Dortmund-Paderborn, Kassel-Wilhelmshöhe alle Züge der Oberen Ruhrtalbahn in Warburg.

Der NWL schreibt: „Alle Züge der RE 17 werden planmäßig Anschluss in/aus Richtung Kassel-Wilhelmshöhe haben.“ Um die Anschlüsse auch zu sichern, wenn es Verspätungen gebe, seien mehrere Maßnahmen geplant, so sollen z.B. in Zusammenarbeit mit DB Regio und DB Netz, „so viele Anschlüsse wie netzseitig umsetzbar“, bahnsteiggleich geplant werden, um so die Umsteigezeiten deutlich zu reduzieren. Außerdem sollen Wartezeitenregelungen vereinbart werden. Danach soll der RE 17 bis zu fünf Minuten auf verspätete Zubringerzüge aus Kassel warten. Eine längere Wartezeit sei nicht möglich, da sich die Verspätung sonst bei der Zugkreuzung in Marsberg auf den Gegenzug überragen und dadurch der Anschluss zum RE 11 nach Kassel gefährdet würde. Für den RE 11 soll es die gleiche Regelung geben. Um die Aufenthaltsqualität im Fall von versäumten Anschlüssen zu verbessern, soll ein beheiztes Wartehäuschen in Warburg installiert werden.

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Lösung der Anschlussproblematik erst für Ende 2025 in Sicht

Abschließend erklärt der NWL, dass es eine Lösung für die Anschlussproblematik erst mit dem möglichst schnellen Start des Konzeptes „Sauerland-Netz 3.0“ erreicht werden könne. Dieses Konzept sehe eine Drehung der Fahrlagen des RE 17 um ca. 30 Minuten vor sowie die stündliche durchgehende Verbindung der Züge bis Kassel. Dadurch würde der Umstieg in Warburg wegfallen. Das Konzept befindet sich derzeit noch in der betrieblichen Prüfung. Angestrebt wird eine Betriebsaufnahme im Dezember 2025. Dafür müssen allerdings noch Finanzierungsfragen geklärt werden.

Das sagt die SBL zu dem Konzept

Reinhard Loos erklärt, dass die angestrebten Maßnahmen aus seiner Sicht kurz- und mittelfristig kein brauchbares Konzept darstellen. An der vorgeschlagenen Wartezeitregelung kritisiert er, dass der Anschlussbedarf vom Fahrgast an das Zugpersonal gemeldet werden muss: „Das ist Theorie, denn es setzt voraus, dass Zugpersonal vorhanden und auffindbar ist.“ Sinnvoll wäre es seiner Meinung ein standardisierter Ablauf, der das Fahrpersonal verpflichtet, bis zu fünf Minuten zu warten. Denn umsteigewillige Fahrgäste seien fast immer im Zug.

Das Vorhaben so viele Anschlüsse wie netzseitig umsetzbar, bahnsteiggleich zu planen sei eine alte Forderung der SBL. Das wäre auch während der Brückenbauarbeiten gleistechnisch möglich, werde aber nicht umgesetzt. Ein beheiztes Wartehäuschen führe zwar dazu, dass man im Winter nicht friere. Doch der Anschlusszug sei leider trotzdem weg. Der einzige gute Vorschlag sei, das Sauerland-Netz 3.0-Konzept schnellstmöglich umzusetzen. Doch angesichts der angestrebten Betriebsaufnahme im Dezember 2025 fragt sich Reinhard Loos: Warum ist das nicht eher umsetzbar?

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