Brilon. Gerda Kallemeier und Simone Schreckenberg wagen den späten Start in die Selbstständigkeit. Sie gründen die Kindertagespflege Pillefuß in Brilon.
26 Jahre lang kennen sich Gerda Kallemeier (56) und Simone Schreckenberg (49) schon. Gemeinsam haben sie in großen Kitas in Brilon gearbeitet, Kitas mit mehreren Gruppen und großen Teams. Vor einem Jahr wagen sie gemeinsam einen mutigen Sprung ins kalte Wasser: Sie gründen die Kindertagespflege „Pillefuß“ in Brilon. Anstoß der Idee – ein WP-Artikel.
Die beiden Erzieherinnen haben vor einem Jahr ihre Kindertagespflege eröffnet
Die Räume in der Freiladestraße 21 sind hell und sauber. Garderobe, nach links gehts in den Schlafraum. Dort stehen gemütliche kleine Bettchen neben der Wickelkommode und einem Turngerät. Von der Garderobe aus rechts liegt der erste Spielraum. Ein giftgrünes Bällebad steht in der Ecke, auf der anderen Seite ein Regal mit Duplo-Häuschen, Kuscheltieren und Büchern. Im Nebenraum ein kleiner Tisch mit Kinderstühlchen. „Diese Räume haben uns gefunden“, pflegt Simone Schreckenberg immer zu sagen, wie Gerda Kallemeier erzählt. Die beiden gelernten Erzieherinnen haben vor einem Jahr ihre Kindertagespflege hier eröffnet. Ohne zu wissen, dass bald ganz in der Nähe eine weitere Kita aufmacht. „Das war schon ein Schreck“, sagen sie und lachen.
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Dann erscheint in der WP ein Artikel: Es geht um Kitamangel, um fehlende Plätze
Die beiden haben ihr Leben lang mit Kindern gearbeitet. Immer in großen Kitas. Immer in dem knapp bemessenen System, das derzeit herrscht. „Man musste viel Krankheitsvertretungen machen, es gab einen kaum funktionierenden Dienstplan“, erklärt Gerda Kallemeier und spielt damit auf die Personalnot in den Kitas an. Dann erscheint in der Westfalenpost ein Artikel: Es geht um Kitamangel, um fehlende Plätze und Fördergelder. Es ist eine Idee, die sich festsetzt. Gerda Kallemeier und Simone Schreckenberg nehmen Kontakt mit dem Jugendamt des HSK auf. Dort bekommen sie direkt Unterstützung für ihr Vorhaben. Ihnen werden die Formalien und Voraussetzungen erklärt. Die Räumlichkeiten zu finden ist nicht einfach. Ebenerdig soll es sein, hell und geräumig mit Küche. All das finden sie in der Freiladestraße 21. Sogar ein Garten ist dabei.
Bis zum 15. März 2022 arbeiten die beiden Erzieherinnen noch in ihren Jobs, am 1. April eröffnen sie ihre Kindertagespflege für neun Kinder. „Wir mussten mutig sein“, sagt Gerda Kallemeier. Simone Schreckenberg ergänzt: „Wir hatten schon einige schlaflose Nächte.“
Ein Tag in der Briloner Kindertagespflege Pillefuß ist routiniert, das brauchen die Kinder
Um halb acht öffnet die „Pillefuß“. Dann trudeln die ersten Kinder ein. Um 9 Uhr wird gemeinsam gefrühstückt und gesungen. Danach werden die Kinder gewickelt, es ist Bewegungszeit. „„Es ist schön das wir die Möglichkeit haben die Kinder in ganz kleine Gruppen von drei oder vier Kindern teilen zu können um sie altersgerecht zu fördern und zu fordern“, so Gerda Kallemeier. Gegen 11.30 Uhr gibt es Mittagessen, das geliefert wird. Danach wird geruht. Danach ist Zeit für Körperhygiene wie Zähne putzen, wickeln etc. – und es folgen Bewegungsangebote drinnen oder am liebsten an der frischen Luft.
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Es ist ein kleiner Rahmen, den sie bieten. Und der hat viele Vorteile. „Die Eingewöhnung hat super funktioniert, denn die Bezugserzieher waren immer da. So konnten wir den Kindern direkt einen sicheren Hafen bieten“, erklärt Gerda Kallemeier. Ein überschaubarer Rahmen gebe gerade kleinen Kindern mehr Sicherheit. So könnten diese sich wohlfühlen, ankommen und schneller orientieren. „Die Bindung zu den Kindern ist auch eine andere. Wir haben viel mehr Zeit für die Kinder und können uns auch besser auf sie einlassen“, so Simone Schreckenberg.
Ihre Entscheidung haben die Brilonerinnen nie bereut
Ihre Entscheidung, sich selbstständig zu machen nach Jahrzehnten als Angestellte bereuen die beiden keine Sekunde lang. „Es ist ein Gewinn“, sagt Simone Schreckenberg. „Ich freue mich, dass das große Ganze nun etwas Kleines ist.“ Gerda Kallemeier ergänzt: „Für die Kinder ist die Kindertagespflege der erste Kontakt außerhalb der Familie mit anderen Betreuungspersonen. Der kleine Rahmen ist für sie etwas wundervolles.“