Winterberg-Siedlinghausen. Sauna, Kamin, ein riesiges Bad und Fitnessbereich: In Siedlinghausen wird geklotzt und nicht gekleckert. Doch wie kommt das Ferienhausprojekt an?

Auf dem ehemaligen Grundstück der Gärtnerei Jürgens an der Inselstraße 7/7a möchte ein Investor acht Ferienhäuser errichten. Dazu wurde von der Stadt Winterberg auf Empfehlung der Siedlinghäuser Ratsmitglieder am 25. Oktober 2022 beschlossen, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen. Grund dafür ist die besondere Lage des Grundstücks, der Zuschnitt sowie aktuelle Zustand. Zusätzlich wird dadurch das Vorhaben transparent in die Öffentlichkeit gebracht.

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Wichtig ist, was die Siedlinghäuser Bürger davon halten

Bürgermeister Michael Beckmann lud alle zu diesem Thema Interessierten am 4. Mai zur öffentlichen Versammlung in den Gasthof Lingenauber. Rede und Antwort standen neben dem Bürgermeister auch Ludger Kruse, als Vertreter des Bürgermeisters, und Ortsvorsteher Michael Mingeleers. Von der Firma Netten als Investor waren Josef Bayer und Julian Milla vor Ort, Markus Schulte vom gleichnamigen Vermessungsbüro in Bad Fredeburg, Sven-Lukas Deimel als Vorsitzender des Bauausschusses und Ralf Lefarth vom Fachbereich Bauen, Stadtentwicklung und Infrastruktur komplettierten die Runde. Das Projekt wurde auch in den sozialen Medien vorgestellt und dort durchaus kontrovers diskutiert. „Wichtig ist aber, was die Siedlinghäuser Bürger vom Projekt halten“, betonte der Bürgermeister.

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Ausstattung hat Hotel-Standard

Nach der Einleitung von Beckmann stellte dann Julian Milla die aus Köln stammende Firma Netten ausführlich vor. Die Philosophie des Unternehmens besteht darin, nachhaltiges Bauen auf ein neues Level zu heben. Netten baut natürlich und nachhaltig ausschließlich energieeffiziente Holzhäuser und verwendet dazu ausnahmslos hochwertige Materialien. Holz bietet für Julian Milla dazu die exzellente Grundlage. In den Häusern ergibt sich durch den Baustoff ein angenehmes Raumklima, genutzt wird dazu Fichten- und Kiefernholz. Die Häuser selbst verfügen über eine großzügige Raumhöhe, viel Licht und eine sehr gute Luftzirkulation. Gebaut werden sollen auf dem Grundstück acht Häuser. Vier der Häuser sind als 125 Quadratmeter große Bungalows geplant, weitere vier Häuser sollen 1,5 geschossig errichtet werden, mit einer Größe von 173 Quadratmeter. Die Häuser besitzen ein wertiges und luxuriöses Ambiente mit Sauna, offenem Kamin, einem großen Bad mit frei stehender Badewanne und eigenem Fitnessbereich. Die Ausstattung hat Hotel-Standard, alle Einrichtungsgegenstände sind maßgefertigt und als Zielgruppe dient eindeutig Publikum mit Finanzkraft und Luxusanspruch.

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Beschleunigtes Bauleitverfahren

Die Firma Netten hat in der Eifel ein ähnliches Konzept fertiggestellt und positives Feedback von dort erhalten. Für die Siedlinghäuser Bürger war sehr wichtig zu erfahren, wer denn jetzt Grundstückseigentümer ist. Die Frage ließ sich kurz beantworten, da es sich um die Firma Netten selbst handelt. Danach erläuterte Herr Schulte den Bauleitplan, der nötig wurde, um das Projekt überhaupt umsetzen zu können. Auf kommunaler Ebene beinhaltet der Bauleitplan den Flächennutzungsplan und darauf aufsetzend den Bebauungsplan. Ein großer Vorteil für den Plan ist, dass das Grundstück komplett im Innenbereich liegt.

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Die Nutzung selber wird durch den Flächennutzungsplan vorgegeben, hier die Nutzung als gemischte Baufläche (6.400 Quadratmeter). Das Baugesetzbuch bietet hier ein Ausnahmeverfahren an, das beschleunigte Bauleitplanverfahren. Momentaner Verfahrensschritt dabei ist die Offenlegung, in der alle Beteiligten und auch Bürger ihre Stellungnahmen abgeben können. Da zu diesem Zeitpunkt bereits alle Parameter feststehen (Art und Anzahl der Häuser, ihre Lage, usw.) kann und wird ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erstellt werden. Dieser Plan definiert bis ins Detail die Gegebenheiten. Herr Schulte erläuterte daraufhin den Plan und seine Inhalte. Alle Festsetzungen werden dann vom Rat der Stadt Winterberg im Durchführungsvertrag im Detail aufgeführt. Veränderungen wird es im Nachhinein nicht geben, gebaut wird, was heute vorgestellt wird.

Diskussion mit den Anwohnern

Michael Beckmann eröffnete dann die Frage- und Diskussionsrunde, die von den Siedlinghäuser Bürgern rege angenommen wurde. Die Geschoßflächenzahl wurde diskutiert, ebenso war es ein großes Anliegen zu erfahren, warum auf dem Grundstück Ferienhäuser errichtet werden und kein bezahlbarer Wohnraum. Wie schon auf der letzten Ratssitzung legte der Bürgermeister dar, wieso es momentan nicht möglich ist, diesen Wohnraum zu kreieren. Eine weitere Frage beschäftigte sich mit der Angst der Siedlinghäuser vor dem Einzug von Sauf-Tourismus aufgrund der Ferienhäuser.

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Julian Milla von der Firma Netten nahm sich des Themas an und verwies auf das Luxussegment, welches atypisch für diese Art von Tourismus sei. Dazu kommen die Erfahrungen aus dem Projekt in der Eifel, die keinerlei Probleme in dieser Hinsicht offenbarten. Breit diskutiert wurde auch die Ansicht, die das neue Erscheinungsbild von der Inselstraße aus ergeben würde. Die Frage, ob die regionale Arbeitswelt positiv von dem Projekt profitieren würde, bejahte der Investor, da hauptsächlich mit lokalen Firmen gearbeitet werde. Insgesamt war die Veranstaltung sehr wichtig für die Siedlinghäuser Bürger, da das Projekt offen und transparent in seinen Einzelheiten vorgestellt wurde. Trotz aller Fragen und auch Kritikpunkte ist man froh, einen Investor gefunden zu haben. Das sehen auch die anwesenden Siedlinghäuser so. Wer die Planunterlagen zu dem 5,6 Millionen Euro Projekt einsehen möchte, kann dies bis zum 17. Mai im Rathaus der Winterberg tun, oder das Internet bemühen.