Papeete/Hochsauerlandkreis. Simon Fischer war an Bord, als die Yacht „Raindancer“ von einem Wal versenkt wurde. Trotz Schock will er das Segeln jedoch nicht aufgeben.

Vor knapp einem Monat, am 13. März, kollidierte die „Raindancer“ auf ihrer Reise von den Galapagos-Inseln nach Französisch-Polynesien mit einem Wal und sank.Simon Fischer aus dem Sauerland trieb mit dem Rest der vierköpfigen Crew auf einem wackeligen Rettungsboot im südpazifischen Ozean. Nach acht Stunden wurden sie von der Besatzung der „Rolling Stones“ gerettet und reisten an Bord des Katamarans weitere zehn Tage bis zur französisch-polynesischen Küste.

Endlich zurück an Land: Knapp einen Monat, nachdem er das Schiffsunglück im Südpazifik überlebt hat, ist Simon Fischer in Tahiti. Dort kümmert er sich bei der Deutschen Botschaft um neue Ausweisdokumente, nachdem seine persönlichen Sachen mit der „Raindancer“ gesunken sind.
Endlich zurück an Land: Knapp einen Monat, nachdem er das Schiffsunglück im Südpazifik überlebt hat, ist Simon Fischer in Tahiti. Dort kümmert er sich bei der Deutschen Botschaft um neue Ausweisdokumente, nachdem seine persönlichen Sachen mit der „Raindancer“ gesunken sind. © Privat | Simon Fischer

„Es war ein schönes Gefühl, wieder auf dem Land zu sein“, erinnert sich Simon an den Tag, als sie ihr Ziel erreichten. „Es kommt einem erstmal komisch vor, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.“ Inzwischen befindet sich der 26-Jährige in Papeete, der Hauptstadt von Tahiti. Dort in der Deutschen Botschaft muss er vorläufige Ausweisdokumente beantragen, nachdem er bei dem Schiffsunglück all seine persönlichen Dinge verloren hat. Dies nimmt einige Zeit in Anspruch, die er gemeinsam mit Rick Rodriguez, dem Kapitän der gesunkenen „Raindancer“ nutzt, um neue Reisepläne zu schmieden. „Hätten wir den Wal nicht getroffen, wären wir jetzt noch zusammen ein paar Wochen durch die französisch-polynesischen Inseln gesegelt. Jetzt schauen wir, wie es weiter geht.“

Erstmal fliegt Simon Fischer zurück nach Deutschland

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Vorerst geht es für den gebürtigen Bredelarer aber zurück nach Deutschland, um seine Familie zu besuchen, Freunde zu sehen und seine Reisedokumente wieder zusammenzustellen. „Ich freue mich sehr auf meine Familie. Ich weiß das jetzt auch nochmal anders zu schätzen, dass ich sie wiedersehen kann.“ Er hatte seine Mutter auch damals angerufen, nachdem die Segelyacht gesunken war und die Crew der „Rolling Stones“ die Schiffbrüchigen an Bord genommen hatte. Von den Ereignissen hatten seine Eltern bis dahin noch nichts mitbekommen: „Ich war sehr dankbar, dass ich Anfang und Happy End in einer Geschichte erzählen konnte. Sie haben es mir zuerst gar nicht geglaubt. Nachdem sie es dann realisiert hatten, waren sie auch schockiert, aber sie haben es gut aufgenommen.“

Die Crew der „Raindancer
Die Crew der „Raindancer" trieb acht Stunden auf dem südpazifischen Ozean, ehe sie von der „Rolling Stones“ gerettet wurden. © Privat | Simon Fischer

Die schicksalhafte Begegnung mit dem Wal hat die Crew der gesunkenen Yacht zusammengeschweißt: „Wir verdanken uns alle gegenseitig unser Leben, weil das alles so reibungslos geklappt und jeder seine Aufgaben zuverlässig erledigt hat. Es hat uns eng zusammengebracht.“ Insbesondere mit Rick verbinde ihn eine besondere Freundschaft: „Wir sind über das Segeln hinaus sehr gute Freunde geworden.“ Über ein Online-Inserat war er im vergangenen Jahr auf den Skipper gestoßen, der nach einer Crew für die Reise über den Pazifik suchte. Mehrere Monate lebte Simon danach bei Rick auf der „Raindancer“ und arbeitete mit ihm zusammen am Boot. „Dass wir uns dadurch schon so gut kennengelernt und so viel Zeit zusammen verbracht haben, hat unsere Freundschaft immens gestärkt.“ Sie seien beide immer noch gewillt, ihre Reise weiterzuführen: „Als Rick mich gefragt hat, ob ich mit ihm nach Neuseeland fliegen und dort an dem neuen Boot arbeiten möchte, habe ich ohne viel zu überlegen ‘Ja’ gesagt.“ Es gebe die Möglichkeit, dann von Neuseeland aus nach Fidschi und Tonga zu segeln. „Ganz aufgeben wollen wir das Abenteuer nicht.“

Auch nach Schiffsunglück will er das Segeln nicht aufgeben

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Was er erlebt hat, hat Simons Sicht auf das Reisen und vor allem das Segeln nachhaltig geprägt: „Es hat meine Sicht auf den Ozean für die ersten Tage komplett erschüttert. Auf einmal war dieses unwahrscheinliche, dass das Schiff von einem Wal versenkt wird, ganz wahrscheinlich und gegenwärtig. Ich habe zwar keine Angst vor dem Ozean, aber es wird immer im Hinterkopf bleiben. Aber meine Lust zu segeln ist unbegrenzt.“ Der 26-Jährige, der während der vergangenen anderthalb Jahre mit dem Rucksack durch Südamerika reiste und für Kost und Logis an den unterschiedlichsten Orten arbeitete, hat schon ein nächstes Ziel im Kopf: „Ich würde gern nach Australien reisen, um dort einige Zeit zu arbeiten mit Fokus auf der Segelindustrie.“

Genau festlegen möchte er sich aber nicht: „Meine Reisen sind immer sehr ungeplant. Es tun sich immer Möglichkeiten auf und ich nutze sie. So habe ich auch Rick kennengelernt und bin letztendlich auf der ‘Raindancer’ gelandet.“ Der Zusammenstoß mit dem Wal habe ihn gelehrt, sich nicht zu sehr auf die Zukunft zu konzentrieren und mehr im Moment zu leben: „Wir hatten ganz großes Glück. Es hätte so vieles schief laufen können und jemand verletzt werden können. Wir sind sehr dankbar, dass das so gelaufen ist.“ Dass so etwas passieren könne, zeige, wie schnell sich Dinge ändern und dass man das Beste aus seiner Zeit machen müsse. „Es ist, wie Rick immer sagt: ‘Plans are written in the sand at low tide’ - Pläne werden bei Ebbe in den Sand geschrieben. Wenn die Flut kommt, werden sie weggespült.“

Die Ereignisse des 13. März zusammengefasst:

  • Die ca. 13 Meter lange Segelyacht "Raindancer“ war unterwegs von den Galapagos-Inseln nach Französisch-Polynesien, als sie 1200 Seemeilen vor der Küste mit einem Wal zusammenstieß.
  • Das Schiff wurde dabei so stark beschädigt, dass es innerhalb von 18 Minuten sank.
  • Die vierköpfige Crew, darunter der Sauerländer Simon Fischer, konnte sich auf eine Rettungsinsel und ein Beiboot retten.
  • Sie trieben acht Stunden auf dem offenen Meer, ehe sie von der Crew des Katamarans „Rolling Stones“ gerettet wurden.
  • Zwei Tage nach dem Unglück meldete sich Simon Fischer in einem Live-Video von Bord der „Rolling Stones“ mit der Botschaft, dass alle wohlauf sind.
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