Brilon. Schmerzmittel, Antibiotika und Co sind immer noch Mangelware. Apothekensprecher Jürgen Schäfer erklärt, wie es dazu kommen konnte.
Der Medikamentenmangel im Hochsauerlandkreis stellt ein ernstes Problem für Patienten und Apotheker dar. Jürgen Schäfer, Sprecher der Apotheker in Brilon, berichtet von einem massiven Engpass an Medikamenten in seinen Apotheken. „Allein mir fehlen derzeit 300 bis 400 Medikamente aufgrund von Lieferengpässen“, so Schäfer.
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Dabei handele es sich vor allem um Antibiotika, Blutdrucksenker und Schmerzmittel: „Auch der paracetamolhaltige Fiebersaft für Kinder ist immer noch Mangelware“ so Schäfer. Bisher konnte die Mangellage von den Apotheken kompensiert werden. Auch, weil ein unter Corona-Bedingungen ergangener Beschluss den Apothekern die Möglichkeit eröffnet habe, wirkstoffgleiche Inhalte an die Kunden weiterzugeben: „Viele wissen das gar nicht, aber als Apotheke dürfen wir eigentlich nur die Medikamente der Hersteller abgeben, mit denen die Krankenkassen entsprechende Rabattverträge geschlossen haben“, erklärt Schäfer. Die Vorschrift laufe allerdings am 7. April aus, berichtet Schäfer. Aktuell werde in Berlin beraten, ob das wegen des Mangels noch mal verlängert werden könne: „Für uns als Apotheken aber auch für die Kunden wäre das sehr wichtig“, bekräftigt Schäfer seine Position.
Rabattverträge sind Auslöser
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Das System der Rabattverträge sei seiner Ansicht auch Auslöser des Medikamentenmangels: „Die Krankenkassen schließen die Rabattverträge nur mit einem Hersteller ab, und zwar dem günstigsten Anbieter, der daher häufig nicht aus Europa stammt. Alle anderen Anbieter gehen dann leer aus“, so Schäfer. Die Konsequenz: Alternative Wirkstoffanbieter ziehen sich vom Markt zurück und stellen die Produktion ein. Kann nun der Vertragspartner das Medikament nicht mehr liefern oder sollten in der Lieferkette Schwierigkeiten auftreten, könnte kein anderer Hersteller mehr in die Bresche springen.
Mangel kann regional variieren
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Es gibt allerdings mehrere Gründe für den Medikamentenmangel, darunter Produktionsprobleme, Versorgungsengpässe, regulatorische Schwierigkeiten und hohe Nachfrage. Der Mangel kann auch regional variieren, da er oft auf bestimmte Länder oder Regionen beschränkt ist. Insgesamt ist der Medikamentenmangel ein ernstes Problem, das eine umfassende Lösung erfordert. Die Verbesserung der Lieferketten und die Erhöhung der Produktionskapazitäten können dazu beitragen, den Mangel zu verringern, aber es ist auch wichtig, die Ursachen des Mangels zu verstehen und zu bekämpfen, um langfristige Lösungen zu schaffen.
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Ministerium entwickelt Eckpunktepapier
Um diese Situation zu entschärfen und nachhaltige Lösungen für eine sichere Arzneimittelversorgung zu schaffen, plant Bundesgesundheitsminister Lauterbach unter anderem gelockerte Preisregeln. Er hat hierzu ein Eckpunktepapier vorgelegt. Unter anderem soll es für bestimmte Kinderarzneimittel keine Rabattverträge und Festbeträge mehr geben, und die Preisobergrenze soll um 50 Prozent erhöht werden. Damit wird die Lieferung wichtiger Medikamente wirtschaftlich attraktiver, heißt es in dem Papier. Bei Ausschreibungen der Krankenkassen für Rabattverträge – zunächst nur für Antibiotika und Arzneimittel zur Behandlung onkologischer Erkrankungen – soll künftig ein Anteil speziell für Anbieter des Produktionsstandortes EU ausgeschrieben werden. Europäische Produzenten sollen so stärker zum Zuge kommen, so das Gesundheitsministerium. Außerdem sei für rabattierte Arzneimittel eine mehrmonatige Lagerhaltung vorgesehen, um die Versorgung bei Engpässen zu sichern. Ob das auch kurzfristig hilft, bleibt abzuwarten. Bis dahin müssen die Apotheker im Hochsauerlandkreis weiterhin kreativ bleiben, um den Mangel für den Kunden so angenehm wie möglich wirken zu lassen.