Brilon. Mehr als 50 Jahre stand er bei Wind und Wetter auf dem Briloner Wochenmarkt. Mit 65 Jahren ist er gestorben. Das war „Eiermann“ Werner Eggenwirth:
„Sie müssen unbedingt ein paar Zeilen über den ,Eiermann’ schreiben. Das müssen die Briloner doch wissen. Von jetzt auf gleich ist er nicht mehr da. Er wird uns allen fehlen.“ Die Leserin, die sich bei der WP meldete, hat recht. Der Platz für den Marktstand vor der Sparkasse wird künftig mittwochs und samstags leer bleiben. Im Alter von nur 65 Jahren - vier Wochen nach seinem Geburtstag - ist der Markthändler Werner Eggenwirth gestorben. Über 50 Jahre lang hat er als Marktbeschicker der Stadt Brilon und vielen Kunden die Treue gehalten.
Werner Eggenwirth war kein Markthändler, der seine Waren lautstark angepriesen hat. Er war ein Mann der leisen Töne. Zwischen Kartoffeln, Eiern, Äpfeln, Birnen, Honig und seinen Stammkunden hat er sich wohl gefühlt. Und wer einmal mit ihm ins Plaudern gekommen war, der hatte einen freundlichen und aufmerksamen Gesprächspartner. Genau das ist es ja auch, was die Wochenmärkte ausmacht: das Persönliche.
Lesen Sie auch: Wo Urlauber in Winterberg spektakulär übernachten können
„Zweimal die Woche hat er abends den Wagen voll gepackt und ist frühmorgens die fünfzig Kilometer von Mastholte-Rietberg nach Brilon gefahren“, erzählt seine Schwägerin Monika Eggenwirth. Brilon war der einzige Markt, auf dem er zu finden war. Die Waren, die er in Brilon verkaufte, waren alle regional und stammten von den Bauernhöfen rund um Mastholte.
Lesen Sie auch: Lange Wintermonate: Macht uns Vitamin-D-Mangel unglücklich?
Bei Wind und Wetter immer da
Mehr als ein halbes Jahrhundert hat Werner Eggenwirth bei Wind und Wetter in unmittelbarer Nähe zum Rathaus gestanden. „Er hat das geliebt. Als kleiner Junge ist er schon mit seinem Vater jede Woche auf den Briloner Markt gefahren. 1977 hat er das dann ganz übernommen, anfangs allein, später mit Unterstützung aus Brilon. Die wenigsten werden wissen, dass mein Schwager eigentlich gelernter Kfz-Mechaniker und eingefleischter Junggeselle war. Er ist noch vom alten Schlag. Seinen Stammkunden hat er bis zuletzt die Kartoffeln in den Keller getragen oder mit der Sackkarre bis zum Auto gefahren – auch wenn es ihm gesundheitlich zuletzt nicht ganz so gut ging.“ Die Nieren. Dennoch kam sein Tod für die Familie überraschend und plötzlich. Embolie.
Lesen Sie auch:Täter sticht in Olsberg mit Messer auf Kopf von Mann ein
Liebenswert und bescheiden
„Er war ein liebenswerter und bescheidener Mensch. Katzen hat er gehabt und gemocht. Aber auch alle anderen Tiere“, sagt seine Schwägerin. Sie und die Familie haben sich dann auch gefreut, dass eine kleine Delegation aus Brilon zur Beerdigung nach Mastholte gekommen war.
600 Jahre Tradition
Der Wochenmarkt in der Stadtmitte von Brilon findet immer mittwochs und samstags in der Zeit von 7 bis 13 Uhr statt.
Die Stadt Brilon ist stolz auf ihren Wochenmarkt („grünen Markt“) mit einer über 600-jährigen Tradition. Die Stadt würde sich allerdings über Händlerzuwachs freuen, um das Angebot für die Bürger weiter auf einem hohen Niveau zu halten.
Gesucht werden vor allem Händler in den Bereichen Gemüse/Obst, Fleisch-Wurstwaren, Geflügel und Backwaren. Händler aus der weiteren oder näheren Umgebung sind herzlich willkommen.
Weitere Informationen dazu gibt es beim Marktmeister Florian Hohmann, 02961 794-214.
„Das war uns wichtig. Es ist schließlich nicht selbstverständlich, dass jemand so lange als Marktbeschicker zu uns nach Brilon kommt“, sagt Florian Hohmann, der seit zwei Jahren Marktmeister bei der Stadt ist. Noch eine Woche vor seinem Tod am 13. Februar sei er ganz regulär an seinem Verkaufsstand gewesen. So wie immer. „Wenn der wirklich mal einen Tag gefehlt hat, dann hatte das seinen Grund. Und so hat uns dann seine Schwägerin vom Tod in Kenntnis gesetzt. Wir hatten ein gutes Verhältnis zueinander, er war ein ruhiger und verlässlicher Mensch – seine Lücke zu füllen, das wird schwer“, sagt Hohmann.
Lesen Sie auch: Knallharter Winter: In Winterberg 20 Zentimeter Neuschnee
Auch sein Vorgänger als Marktmeister, Winfried Pape, hat den treuen Marktbeschicker aus Mastholte in bester Erinnerung. Ruhig und absolut zuverlässig sei er gewesen. „Einmal hatte er einen Motorschaden mit dem Wagen, da konnte er nicht kommen. Aber ansonsten war er immer da. Selbst nur eine Woche nach einer schweren OP hat er schon wieder hier gestanden.“
Leute vom Markt sterben eben aus - oder viel zu früh, so wie Werner Eggenwirth.