Hochsauerland. Mit der Not von Menschen in Kriegsgebieten Geld verdienen: Verbraucherzentrale warnt vor Fake-Anrufen aus der Ukraine auch im Sauerland:
„Hallo Mama. Habe mein Handy verloren. Das ist meine neue Nummer!” Die Masche ist alt. Wer nach einer solchen WhatsApp-Nachricht die vermeintlich neue Nummer der Tochter oder des Sohnes abspeichert, öffnet dem Enkel-Trick Tür und Tor. Wenig später wird die Nachricht kommen: „Hatte einen Unfall, brauche Geld, schicke gleich jemanden vorbei, der es abholt!“ Oft genug wird davor gewarnt, aber immer wieder haben die Betrüger Erfolg mit dem Trick. Es geht aber auch anders.
Lesen Sie auch: Krebskranker Ziegenbock „Günni“: Jetzt gibt es doch Hoffnung
Auf dem Diensthandy eines Sauerländers lief am Donnerstag ein Anruf aus dem Ausland auf. Das Smartphone zeigte ein eingehendes Gespräch aus der Ukraine an. Der Angerufene war nicht schnell genug, der Anrufer hatte aufgelegt. Groß war natürlich das Interesse, wer denn da wohl angerufen haben könnte? Obwohl der Mann keine Verwandten oder Bekannten in der Ukraine hat, konnte er dem Reiz des Rückrufs nur mühsam widerstehen.„Gut, dass er es nicht gemacht hat“, sagt Petra Golly, Leiterin der Beratungsstelle der Verbrauchzentrale NRW in Arnsberg. Aktuell sei das seit langer Zeit wieder einmal ein Fall mit einer vermeintlichen Nummer aus der Ukraine. „Ich kann mich entsinnen, dass wir das vor einem Jahr häufiger hatten. Das scheint gewissen Wellenbewegungen zu unterliegen. Vielleicht kommt es jetzt wieder.“
Lesen Sie auch: Brilon: SPD rückt CDU-Ortsvorsteher in Reichsbürgernähe
Verbraucherzentrale warnt
Generell warnt die Verbraucherzentrale davor, unbekannte Nummern zurückzurufen. „In diesem Fall wie in vielen ähnlichen Fällen kann es sein, dass sich der Anrufer gar nicht aus der Ukraine meldet und im Telefon-Display durch einen technischen Trick die Ukraine als Herkunftsland angezeigt wird. Hätten der Mann das Gespräch entgegengenommen, hätte ihm möglicherweise jemand seine vermeintliche Notlage geschildert und ihn um Geld gebeten. Bei solchen Gesprächen sind schon Kontodaten ausgetauscht worden. Die Anrufer klingen immer sehr authentisch“, sagt Petra Golly. Auch über Freundschaftsanfragen in den sozialen Netzwerken passiert die Kontaktaufnahme immer häufiger. Golly: „Und dabei werden manchmal ganze Konten gehackt.“
Lesen Sie auch:Stadt Medebach versteigert Kunstwerke aus der Ukraine
Kann teuer werden
Richtig teuer werden können auch sogenannte „Ping-Call“ – also Anrufe, die nur einmal kurz „Ping!“ machen und gar nicht weiter nerven. Der Angerufene sieht nur einen „Entgangenen Anruf“ und sollte auch hier keinesfalls auch „Rückruf“ klicken. Hinter den „Ping-Calls“ stecken in der Regel Computer, die angerufenen Nummern stammen laut Polizei von Adresshändlern oder werden nach dem Zufallsprinzip angewählt. Vermutlich wollen die Verwender zum einen feststellen, ob die Nummern aktiv genutzt werden. Zum anderen könnte dahinter die Absicht stecken, die Neugierde der Angerufenen zu wecken und sie zu einem teuren Rückruf zu animieren.
Das rät die Verbraucherzentrale
Bei ausländischen Nummern nicht ans Handy gehen, wenn man keinen Anruf aus dem Ausland erwartet. Und: Unbekannte Rufnummern nie zurückrufen.
Die Verbraucherzentrale: „Sperren Sie die Rufnummer, damit Sie davon keine Anrufe und SMS mehr erhalten. Eine Garantie dafür, dass Sie dann Ruhe haben, gibt es allerdings nicht. Denn die Anrufer können ihre Nummern ganz leicht wieder wechseln. Und Achtung: Durch die Sperre wird nicht verhindert, dass Sie die Nummer weiterhin zu hohen Kosten anrufen können.“
Auf der Maßnahmenliste der Bundesnetzagentur lässt sich prüfen, ob bereits ein „Verbot der Rechnungslegung und Inkassierung“ vorliegt. In dem Fall muss der Angerufene die angefallenen Kosten auf der Telefonrechnung nicht zahlen. Falls die Nummer nicht aufgeführt ist, sollte man sie bei der Bundesnetzagentur (www.bundesnetzagentur.de) melden.
Auf dem Display ist dann oft eine ausländische Nummer zu sehen, die zum Beispiel mit +216 (Tunesien) oder +257 (Burundi) beginnt. Solche „Ping-Calls“ können teuer werden – bis zu drei Euro pro Minute. Petra Golly: „Seit 2018 müssen Mobilfunkanbieter für bestimmte Ländervorwahlen und beim weltweiten mobilen Satellitendienst zum Beispiel auf Schiffen eine Info-Ansage abspielen, die über hohe Kosten informiert. Das hat die Bundesnetzagentur 2017 bestimmt, nachdem dort die Beschwerden über Ping-Calls stark zugenommen hatten. Legen Sie während der Ansage auf, sollen laut Bundesnetzagentur keine Kosten entstehen.“ Unter Insidern soll sich auch generell eine Trillerpfeife neben dem Telefon als probates Mittel gegen nervige Anrufer erwiesen haben...