Winterberg. Ulrich Pape war Schiedsmann in Winterberg. Der Ex-Polizist hat schon von früh gelernt, wie man Sauerländer Streithähne zur Vernunft bringt:
Eigentlich war dieser Job Ulrich Pape auf den Leib geschneidert. Als die Stelle als Schiedsmann in Winterberg ausgeschrieben war, wusste der 62-jährige pensionierte Polizeibeamte sofort, dass dieser Job ihm auf den Leib geschneidert ist. „Als Polizist war Streitschlichten schon immer mein täglich Brot“, berichtet Pape, der lange in Altastenberg wohnte, aber nun in Bigge lebt.
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Man verdient keinen Cent
Finanzielle Gründen habe es keine gegeben. „Man verdient mit dem Amt keinen Cent. Wegen des Geldes macht man diesen Job nicht“, sagt er. Lediglich eine Aufwandsentschädigung und Auslagen wie Fahrtkosten würden erstattet. Dabei sei der Job sehr anspruchsvoll. Schließlich sollen Streitigkeiten beigelegt werden, ehe es zu einem Prozess kommt. Das sei ihm auch ein paar Mal gelungen, berichtet Pape. Oft mangele es im Vorfeld an der richtigen Kommunikation beider Streitparteien. Manchmal hätte er aber auch schon Streitfälle telefonisch regeln können.
So wie bei dem Fall einer älteren Frau, die in einem Mehrfamilienhaus bei Winterberg lieber die Abkürzung durch die Privaträume einer anderen Familie nahm als den beschwerlicheren, längeren Fußweg über einen kleinen Weg. Zunächst habe sich die Frau stur gestellt. Aber am Ende habe man sich lediglich die Zeit nehmen müssen, die Geschichte durch ein langes Gespräch aus der Welt zu schaffen, berichtet Pape.
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Fronten oft verhärtet
Oft seien die Fronten so verhärtet, weil viele nicht mehr in der Lage seien, von ihrem Standpunkt abzurücken. Vielleicht spiele dabei auch die etwas „distanzierte Sauerländer Mentalität“ eine Rolle, vermutet der früherer Schiedsmann. Da könne es beispielsweise zu großen Streitigkeiten wegen zugestellten Parkplätzen oder Bäumen und anderen Gewächsen kommen, die in das Nachbargrundstück hineinragen würden.
Um sich ein objektives Bild der Lage zu machen, sei Pape auch häufig auf Außenterminen gewesen. Immer auch mit dem Ziel vor Augen, schnell eine gute Lösung für alle Parteien zu finden. In der nächsten Stufe seien die Streithähne dann zu einem sogenannten Sühnetermin geladen worden. In einem Raum im Winterberger Rathaus wurde dann unter Papes Vorsitz verhandelt. Jedem sei es dabei freigestellt, eine so Vertrauensperson mitzubringen. Das könne ein Freund oder aber auch ein Anwalt sein, erklärt der ehemalige Schiedsmann.
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Ein Fall war unangenehm
Er könne sich nur an einen Fall erinnern, bei dem es unangenehm wurde. „Ein Rechtsanwalt ist mal sehr laut und ausfällig geworden und wollte mich rechthaberisch belehren. Da musste ich ihn zur Ruhe ermahnen“, berichtet er. Dabei gebe es am Ende der Verhandlung sowieso kein Urteil. Denn es werde eine einvernehmliche Einigung angestrebt - so Pape. Dann sei die Entscheidung aber auch rechtsgültig. Andernfalls müssten sich die Gerichte mit dem Fall befassen. Um die 30 Verhandlungen hat der 62-Jährige geleitet. Etwa zehn Gerichtsprozesse seien dadurch verhindert worden. „Ich habe den Job wirklich sehr gerne gemacht“, sagt er. Aufgrund einer Erkrankung habe er die Aufgabe aber nach drei Jahren abgeben müssen.