Brilon. Wer wissen möchte, welche Sorgen die Unternehmen umtreiben, der wird beim Neujahrsempfang des Wirtschaftsclubs nicht enttäuscht. Die Fakten.
Der Veranstaltungsraum des Hotels Wiegelmann am Wall platzt fast aus allen Nähten. 140 Menschen aus Unternehmen und Politik sind der Einladung des Wirtschaftsclubs Hochsauerland e.V. zum Neujahrsempfang gefolgt. „Ich bin wirklich hochzufrieden“, findet Eckard Lohmann, der den Wirtschaftsclub als Präsident anführt.
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Dabei durfte Lohmann an diesem Tag eine erste Neuigkeit verkünden: Der Wirtschaftsclub wird seinen bisherigen Namen ablegen und zukünftig unter Wirtschaftsclub Brilon e.V. firmieren. Gleichzeitig freue er sich, mit Oliver Vogel, Juliane Pinke, Kai Neumann und Christan Beule gleich vier Neumitglieder vorstellen können, die als Jungunternehmer für frischen Wind im Vorstand sorgen sollen.
Kurze Rede aber das beste Essen
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Mit der von vom Ehrenpräsidenten Hubertus Stickel übernommenen Aussage: „Wir haben die kürzesten Reden und das beste Essen“ machte Lohmann schon zu Beginn seiner Begrüßungsrede klar, wo die Reise hingeht. „Von den ganz Großen, bis zu den ganz Kleinen“, der Wirtschaftsclub sei für alle da, so Lohmann. 75 Prozent der Menschen seien in Deutschland bei mittelständischen und kleinen Unternehmen beschäftigt, stellte er fest. Eine „soziales, ökologisches und kulturelles Stadtleben ist nur mit der Wirtschaft möglich“, ist sich Lohmann sicher. Deswegen wolle sich auch der Wirtschaftsclub daran beteiligen, die Stadtentwicklung voranzubringen, denn auch für die Wirtschaft sei die Lebensqualität der Stadt ein wichtiger Faktor für die Mitarbeiterbindung- und Gewinnung.
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Dazu gehöre natürlich auch der Tourismusbereich, der zwar nicht mit Winterberg oder Willingen vergleichbar sei, aber auch auf die neuen Herausforderungen reagieren müsse. Die Verwaltung handle häufig zu langsam, sagt Lohmann, auch in Reaktion auf die zögerliche Umsetzung des Trailgrounds Brilon, der erst im Jahr 2026 fertiggestellt werden soll: „Der Wirtschaftsclub wird auch in Zukunft überparteilich die Dinge voranbringen“, so sein Versprechen an die Anwesenden. Im nächsten Jahr wolle sich der Wirtschaftsclub vor allem mit dem Thema Mitgliederwerbung auseinandersetzen, kündigt Lohmann an.
Warum eine junge Unternehmerin zurück ins Sauerland kommt
Juliane Pinke, frischgebackene Beisitzerin im Vorstand des Wirtschaftsclubs, erhielt im Anschluss an die Begrüßungsrede die Möglichkeit, warum sie sich gegen die Großstadt und für ihr Engagement im Familienunternehmen, der Firma Reifen Pinke, entschieden hat.
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Die Strukturen in großen Unternehmen seien zu starr, zu unflexibel gewesen, erklärt Pinke über ihre bisherigen Stationen. Vorher absolvierte sie in Münster ein Duales Studium, welches sie mit dem Bachelor of Arts abschloss. Ein Familienbetrieb sei keine Last, sondern „eine große Chance“ ein gewachsenes Unternehmen weiterzuführen. Sie sei ohnehin ein Familienmensch und freut sich nun im familiären Betrieb vor allem den Personalbereich, das Marketing und die Digitalisierung voranzubringen. Auch Pinke hält das Thema Personalgewinnung für eine der größten Herausforderungen von Unternehmen im ländlichen Bereich: „Wir sind auch als Unternehmen darauf angewiesen, dass die Lebensqualität hoch ist“. Sie beklagt, dass es zu häufig an Abstimmung mangele. Dass Marketing, Einzelhandel und Unternehmen zu häufig nicht an einem Strang zögen: „Nur als Team können wir gewinnen“, so ihr Appell. Mit dem Wirtschaftsclub wolle sie auch Anlaufpunkt für Unentschlossene sein, die noch nicht wüssten, ob sie für ihren neuen Job wirklich auf das Land ziehen sollen.
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„Workation“ und Vier-Tage-Woche
Auch für Oliver Vogel, der als neuer Schriftführer im Wirtschaftsclub Brilon aus Paul Witteler folgt, ist das Thema Stadt und Land ein großes Thema. „Großstadt und Vogel, das passt nicht zusammen“, so seine klare Aussage als Reaktion auf seinen Versuch, mit seiner Digitalmarketingagentur kreativkarussell GmbH in Berlin Fuß zu fassen. Mittlerweile habe seine Firma 30 Mitarbeiter, Kunden aus ganz Deutschland und sei einer der größten digitalen Marketingfirmen der Region. „Wir stehen an einem Wendepunkt“, macht aber auch Vogel klar. Er nannte Stichworte wie „Workation“, dabei handelt es sich um eine Form der Arbeit, die an einem beliebigen Urlaubsort ausgeübt werden kann oder auch die Vier-Tage-Woche, die bei manchen Unternehmen schon praktiziert werde.
Im Sauerland geht es nur bergauf
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Jedes Unternehmen müsse auf die Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung reagieren: „Die werden nicht mehr verschwinden“, so Vogel. Auch dafür sei der Wirtschaftsclub ein geeignetes Instrument. Man könne sich austauschen und vernetzen. Vogel spricht aus Erfahrung: „Meinen ersten Job als Mediengestalter, habe ich als Angebot im Unternehmensflur bekommen“ und deshalb wisse er, wie wichtig das Thema Vernetzung sei. „Im Sauerland geht es nur bergauf“ habe er sich mit seinem Unternehmen auf die Fahne geschrieben, diesen Geist wolle er nun auch im Wirtschaftsclub verbreiten, er wolle Brücken zwischen den Unternehmen bauen.