Brilon. Während in Hessen schon kräftig an der Strecke gearbeitet wird, prüft Brilon noch mögliche Fördermaßnahmen. Den Unternehmen dauert das zu lange.

Seit der Coronakrise boomt der Fahrradmarkt. Viele Menschen haben die Natur für sich entdeckt und mehr Zeit auf Wald und Wiese verbracht. Das gilt insbesondere auch für die spannende Fahrt über Stock und Stein mit dem Mountainbike. Zeitweise konnten Fahrradhändler die Nachfrage kaum noch bedienen und die Schauräume waren wie leer gefegt.

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Das hat mittlerweile auch der Tourismus erkannt und so werden in vielen Kreisen, Städten und Gemeinden spezielle Pfade, sogenannte Trails gebaut, die von Mountainbikern naturnah durchfahren werden können. Dabei richtet sich das Angebot sowohl an Einsteiger als auch an Extremsportler, die den Thrill bei der Abfahrt genießen wollen.

Trailnetzwerk über 600 Kilometer

In Hessen entsteht deswegen derzeit das größte zusammenhängende Trailnetzwerk, welches in der endgültigen Ausbaustufe bis zu 600 Kilometer umfassen soll. Auch in Brilon gibt es mit dem Trailground ein Angebot für die Radsportler. Allerdings ist dieses nur 18 Kilometer lang. Im Rat der Stadt Brilon wurde deswegen am 10. März 2022 der Entschluss gefasst, den Briloner Trailpfad mit den benachbarten Pfaden in Hessen zu verbinden und so ein deutschlandweit einzigartiges Wegenetz zu erschaffen, in der Hoffnung möglichst viele Fahrradtouristen anzuziehen. Mit 22 Prozent besitze Radfahren/MTB das stärkste Wachstum bei den Urlaubsmotiven, heißt es in einer Vorlage an den Rat. Der Zuwachs übersteige alle anderen Aktivitäten wie Wandern, Wellness und Wassersport. Die Erweiterung soll die Strecke an verschiedenen Punkten noch einmal deutlich um 22,9 Kilometer verlängern. Die Kosten wurden nach der damaligen Planung mit 858.144 Euro beziffert. So soll es aber in Zukunft möglich werden, aus Brilon über zusammenhängende Pfade den Edersee zu erreichen.

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Schon 2022 sah der Rat die Gefahr, dass Brilon durch die Entwicklung im benachbarten Hessen abgehängt werden könne: „Somit besteht die reale Gefahr, dass Brilon seine Bedeutung verliert und auch in der „Szene“ keine Aufmerksamkeit mehr erreicht und auf der anderen Seite viele Tausende Mountainbiker unkontrolliert auf Briloner Boden fahren, Konflikte damit verschärfen, ohne dass Brilon und seine Betriebe davon einen wirtschaftlichen Nutzen haben“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Mit 21 zu 9 Stimmen beauftrage der Rat schließlich die Verwaltung mit dem Anschluss an das hessische Netz.

Wirtschaft ist beunruhigt

Seitdem ist es still geworden um das Projekt, was besonders die Briloner Wirtschaft beunruhigt, die aus diesem Grund dem Bürgermeister einen offenen Brief geschrieben hat. Ziel des Briefes sei es, dem Bürgermeister den Rücken zu stärken, damit das Projekt zügig umgesetzt würde, erklärt Eckhard Lohmann, einer der Initiatoren des Briefes, welcher am Mittwoch, 11. Januar, versendet wurde.

In diesem Brief weisen die Verfasser auch auf die überragende Bedeutung des Trailgrounds für die Stadt Brilon hin: „Die geplante Verbindung untereinander ist für den Tourismus, aber besonders für die Lebensqualität unserer Mitarbeiter und somit für die Wirtschaft insgesamt, von sehr hoher Bedeutung. Um im Tourismus, besonders aber im Bereich der Lebensqualität der hier lebenden Menschen, attraktiv und zukunftsgewandt zu sein, ist die Erweiterung des Briloner Trailgrounds eminent wichtig“.

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Elf Unternehmen appellieren an die Stadt

„Bislang haben wir aber noch keine Antwort erhalten“, wundert sich Lohmann über die fehlende Resonanz aus dem Briloner Rathaus. Warum das Projekt derzeit noch nicht umgesetzt wird, wisse er nicht. Im Brief heißt es dazu jedoch: „In diversen Gesprächen haben Vertreter der Wirtschaft überraschend erfahren, dass es noch immer eine interne Diskussion zwischen den verschiedenen Fachbereichen in der Verwaltung gibt“.„Wir möchten eindringlich dazu appellieren, diese einzustellen und den politischen Willen, den Trailground zu erweitern, schnellstmöglich anzugehen. Der Bau des Trailgrounds ist absolut im Interesse der Briloner Wirtschaft“, so der deutliche Appell von elf großen Unternehmen, wie Rembe, Witteler, Egger oder Oventrop. Ebenso haben sich der Wirtschaftsclub Hochsauerland e.V. sowie der Gewerbeverein Brilon dem offenen Brief angeschlossen.

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Förderanträge seien Grund für langsame Umsetzung

Das sieht die Stadt allerdings etwas anders. Für die Verzögerung sorgen vor allem Abstimmungen um Fördermaßnahmen: „Ein Förderantrag ist in der Vorbereitung. Dazu bedarf es noch einiger Prüfungen und Gutachten, die von der Oberen Naturschutzbehörde eingefordert werden. Hierzu laufen derzeit die Abstimmungen“, teilt die Stadt auf Anfrage der WP mit. Eine Förderzusage wird von der Stadt erst für das dritte Quartal erwartet: „Erst mit der möglichen Förderzusage, die wir für den Herbst dieses Jahres erhoffen, kann mit der Feinplanung begonnen werden“, erklärt die Stadt Brilon. Mit einer Umsetzung sei deswegen erst in mehreren Jahren zu rechnen, prognostiziert die Stadt: „Es ist das Ziel, dass der Trailground zu Beginn der Bikesaison 2026 fertiggestellt ist“.