Winterberg. In den Alpen krachen auf den Skipisten ununterbrochen die Knochen. Skilehrer Karl-Heinz Tielke über die Verhältnisse auf Pisten in Winterberg.

Laut der Bergwacht Winterberg kam es auf den Pisten des Skiliftkarussells in dieser Saison zu 60 Unfällen. Das sei ein vollkommen normaler Wert. Doch die Häufung von teils tödlichen Skiunglücken in den Alpen sorgt medial für viel Aufmerksamkeit. Einerseits spielt das Wetter nicht mit und andererseits vermuten einige Experten, dass durch die lange Coronazeit die Fähigkeit abhandengekommen ist, sicher den Berg herunterzufahren. Das sieht der Leiter der Neuen Skischule in Winterberg, Karl-Heinz Tielke, anders. Er hat eine andere Vermutung.

Die Empfehlung für Skifahrer ist deutlich: „Helm auf!“. 
Die Empfehlung für Skifahrer ist deutlich: „Helm auf!“.  © Rita Maurer | Rita Maurer

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„Corona ist nicht an allem Schuld“

Die Meinung vieler Medien, dass Corona Schuld daran sei, dass sich die Skiunfälle häufen, kann und werde er nicht teilen. „Für was soll Corona noch alles die Verantwortung tragen?“, fragt er. Dagegen habe sich die Einstellung der Menschen verändert. „Worte wie Rücksichtnahme und Verantwortung den Mitmenschen gegenüber haben nachgelassen. Da begeben sich Personen auf die Skier, ohne zu wissen, wie sie Bremsen oder Kurven fahren sollen“, schimpft Tielke.

Früher war der Schlepplift die erste Wahl, um den Newcomer auf den Berg zu bringen. Und dort kam er erst hoch, wenn er sicher auf dem Ski stand. Nun gehe es bequem mit dem Sessellift hinauf, „fast so wie im Fernsehsessel“, sagt Tielke. Bei der Abfahrt vertraue man auf die Schutzwirkung des Helms und den gut eingestellten Sicherheitsbindungen.

Mangels Kontrolle werde von einigen ungeübten Fahrern „alles umgenietet“, was sich einem in den Weg stellt. „Wird dieser zur Rede gestellt, weil ein Kind umgefahren oder einen Skilehrer angefahren wurde, bekommt man nicht selten die Antwort: Ich stehe das erste Mal auf diesen Latten und konnte nicht bremsen“, schimpft Tielke.

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Adrenalinjunkies

Beispielsweise seien es seiner in Österreich seien es seiner Einschätzung nach nicht die Anfänger die dort die Unfallstatistik in die Höhe schnellen ließen, sondern eher Skifahrer, die sich überschätzten. Unter anderem sei die sogenannte Off-Piste im Trend. „Adrenalinjunkies verlassen den gesicherten Bereich und setzen sich selbst der Gefahr aus. Aber dieser Skifahrer gefährdet in der Regel nur sich und nicht wie der Sauerländer Hügeljumper, auch die anderen Skifahrer“, berichtet der Leiter der Skischule.

Aber natürlich gebe es auch den verantwortungsbewussten Skifahrer, der das Skifahren mit Spaß und Freude von der Basis an in einer Skischule erlerne oder es sich von einem guten Skifahrer beibringen lasse. Dort lerne man zu Bremsen und über den Pflugbogen den ersten Richtungswechsel einzuleiten. Auch die FIS-Regeln -die mit der Straßenverkehrsordnung vergleichbar sei- seien Thema in einem Anfängerkurs. Erst nachdem der Skifahrer diesen Kurs absolviert habe und sicher die Lerninhalte beherrsche, gehe es an den Lift und auf die erste Abfahrt.

Außerdem würden Skischulen, wie Tielkes Neue Skischule in Winterberg, Auffrischungskurse anbieten. Viele Skifahrer, die seit längerer Zeit aus unterschiedlichen Gründen kein Ski mehr gefahren seien, würden regelmäßig Fortgeschrittenenkurse buchen - auch um sich beispielsweise auf die Alpen vorzubereiten, sagt der Chef der Skischule.

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Alte Skier auf dem Dachboden lassen

Je nach Länge der Skipause sollte man auf folgende Dinge achten: Er empfiehlt, die alten Skier auf dem Dachboden zu lassen und sich für den Neueinstieg zunächst erstmal Skier ausleihen. „Die heutigen Skier lassen sich leichter fahren, kosten weniger Kraft und reagieren schneller“, rät er.

Grundsätzlich sollte man einen Helm tragen: „Wir haben Helmpflicht in Kinderkursen und empfehlen den Helm auch im Erwachsenkurs. „Daher auch die Empfehlung für alle Wiedereinsteiger: Helm auf!“ Zur Vorbereitung auf den Skiurlaub rät er außerdem zur Skigymnastik, die in vielen Skiclubs als Vorbereitung angeboten würde. Dazu gebe es aber auch jede Menge Angebote im Netz. „Wichtig ist, dass die Bein-, Bauch- und Rückenmuskulatur für die Belastung vorbereitet werden.“ Zunächst sollte man beim Einstig leichte Pisten befahren, um wieder ins Skifahren hineinzufinden.